Bei einer Nekrose kommt es zum Absterben von Gewebe. Die Hüftkopfnekrose (Femurkopfnekrose) bezeichnet demnach ein Absterben des Knochengewebes im Hüftkopf. Männer sind öfter betroffen als Frauen. Die Erkrankung tritt gehäuft zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf. Die Ursache ist eine Minderdurchblutung und eine daraus folgende Mangelversorgung. Dadurch wird die Stabilität des Knochens verringert. Frühzeitig erkannt, kann eine vollständige Zerstörung des Hüftkopfes oft vermieden oder zumindest zeitlich hinausgezögert werden. Bei Fortschreiten der Hüftkopfnekrose kann es zu einem Einbrechen der Knochenstruktur kommen.
Im Anfangsstadium helfen Medikamente und Physiotherapie. Bei fortgeschrittener Schädigung des Hüftkopfes wird häufig eine Operation notwendig. Letztes Therapiemittel ist der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes (Endoprothese).
Die Ursache der Hüftkopfnekrose ist eine verringerte Durchblutung des Knochens des Oberschenkelkopfes. Meist besteht ein Verschluss der entsprechenden Blutgefäße. Als Folge entsteht eine Mangelversorgung des Knochens mit Nährstoffen, Mineralstoffen und Sauerstoff. Der natürliche Prozess des regelmäßigen Wechsels von Knochenabbau und Knochenaufbau wird dadurch gestört. Der Knochenaufbau findet nur noch verringert oder gar nicht mehr statt. Dadurch verliert der Hüftkopf an Stabilität und kann irgendwann einbrechen. Die Knorpeloberfläche, die auf der obersten Knochenschicht des Hüftkopfes sitzt, ist zunächst nicht von der Erkrankung betroffen. Wenn der Hüftkopf an Stabilität verliert, sich verformt und einbricht, wird auch der Knorpel in Mitleidenschaft gezogen. Es kann sich ein Gelenkverschleiß (Hüftgelenksarthrose) ausbilden.
Beim Erwachsenen sind noch nicht alle möglichen Gründe und Faktoren für die Entstehung einer Hüftkopfnekrose bekannt. Zu den häufigsten zählen:
Bei Kindern kann eine besondere Form der Hüftkopfnekrose auftreten. Diese Erkrankung wird als Morbus Perthes bezeichnet. Wie ein Morbus Perthes entsteht, ist nicht genau bekannt. Vermutlich sind mehrere Faktoren an der Entstehung beteiligt.
Die Beschwerden einer Hüftkopfnekrose sind abhängig vom Ausmaß der Schädigung. In der Regel entwickeln sich die Symptome langsam und schreiten bei Nichtbehandlung der Hüftkopfnekrose allmählich fort.
Das Anfangssymptom sind häufig ziehende Schmerzen in der Leiste bei Belastung. Im späteren Verlauf der Erkrankung treten sie oft auch nachts oder in Ruhe auf. Plötzlich einschießende Schmerzen in der Hüfte sind ebenfalls möglich. Bewegungseinschränkungen treten in der Regel zuerst in der Hüftstreckung und in der Innenrotation des Hüftgelenkes auf. Die Schmerzintensität nimmt mit Fortschreiten der Erkrankung zu. Starke Schmerzen entstehen erst bei einer Zunahme der Hüftkopfschädigung oder bei einem Einbrechen der Knochenstruktur. Dies bringt normalerweise auch größere Bewegungseinschränkungen mit sich, weil die Form des Hüftkopfes sich verändert.
Zunächst macht sich der Arzt in der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) ein Bild von der Symptomatik. Dazu stellt er unter anderem Fragen zur Art der Beschwerden und wann sie auftreten. Risikofaktoren für die Entstehung einer Hüftkopfnekrose wie Rauchen, Alkoholkonsum, frühere Unfälle oder eine vorliegende Zuckerkrankheit werden abgefragt.
Danach folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt prüft die Beweglichkeit des Hüftgelenkes. Möglicherweise können schmerzauslösende Bewegungen festgestellt werden. Außerdem wird die Kraft der Hüftgelenksmuskulatur überprüft. Eine Beurteilung des Gangbildes kann Auskunft über Schonhaltungen, Hinkmechanismen oder auftretende Schmerzen geben.
Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren kann eine Hüftkopfnekrose bestätigt werden. Zu Beginn sind im Röntgenbild und in einer Computertomografie (CT) häufig noch keine eindeutigen Zeichen sichtbar. Mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) kann hingegen oft auch im Anfangsstadium eine sichere Diagnose gestellt werden.
Aufgrund der Befundergebnisse kann die Hüftkopfnekrose in fünf verschiedene Stadien eingeteilt werden. Dabei wird die ARCO-Klassifikation (Association Research Circulation Osseous) verwendet:
Die Festlegung des Erkrankungsstadiums ist wichtig, da sie Auswirkungen auf die Therapie hat.
Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie eine Hüftkopfnekrose verursachen können, müssen ausgeschlossen werden. Hierzu zählen:
Mit Hilfe der zur Verfügung stehenden bildgebenden Verfahren kann die Hüftkopfnekrose normalerweise eindeutig festgestellt werden.
Die Therapie ist abhängig vom diagnostizierten Stadium der Hüftkopfnekrose. Zu Beginn der Erkrankung ist eine konservative Behandlung (ohne Operation) möglich. Wird die Hüftkopfnekrose frühzeitig erkannt, kann eine Schädigung der Knochenstruktur normalerweise verhindert werden. In manchen Fällen ist eine vollständige Heilung möglich. Mögliche konservative Therapiemaßnahmen sind:
Wenn die konservative Therapie nicht ausreichend hilft oder die Hüftkopfnekrose in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt wird, können operative Verfahren helfen. Folgendes ist möglich:
Je früher die Therapie einsetzt, desto mehr Therapieoptionen stehen zur Verfügung.
Ein Vorbeugen der Hüftkopfnekrose ist nicht immer möglich. Gerade auf Unfälle mit Verletzungen des Hüftkopfes oder des Schenkelhalses hat man nur bedingt Einfluss. Das Reduzieren beziehungsweise Ausschalten von Risikofaktoren hingegen hat jeder selbst mit in der Hand. Ein gesunder und ausgewogener Lebensstil trägt zur Vorbeugung bei. Hierzu zählen die Reduktion von Übergewicht, regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin und eine gesunde Ernährung.
Eine frühzeitige Diagnose der Hüftkopfnekrose hilft außerdem, ein Fortschreiten zu vermeiden. Deshalb sollte bei Schmerzen in der Leiste und der Hüftregion frühzeitig eine ärztliche Abklärung erfolgen. Indem dadurch eine Verschlechterung der Symptomatik mit Einbrechen des Hüftkopfes vermieden wird, kann auch so in gewisser Weise vorgebeugt werden.
Die Prognose einer Hüftkopfnekrose ist davon abhängig, in welchem Stadium sie entdeckt wird. Je früher die Diagnose gestellt und eine angemessene Therapie eingeleitet wird, desto besser ist die Prognose. In manchen Fällen ist eine vollständige Heilung möglich oder das Fortschreiten der Erkrankung kann zumindest aufgehalten beziehungsweise verlangsamt werden. Das gilt vor allem für die Stadien I und II. Wenn der Hüftkopf schon eingebrochen ist und sich verformt hat oder wenn bereits eine Hüftgelenksarthrose vorliegt, helfen meist nur noch operative Maßnahmen. Wird eine Hüftkopfnekrose nicht erkannt oder behandelt, ist das Hüftgelenk meist innerhalb weniger Jahre zerstört und benötigt einen Gelenkersatz.
MVZ im Helios – Hüftkopfnekrose: https://www.mvz-im-helios.de/behandlungsspektrum/huefte/hueftkopfnekrose/ (online, letzter Abruf: 01.11.2022)
aktualisiert am 04.11.2022