Als eine Hüftgelenksluxation wird ein Ausrenken des Hüftgelenks bezeichnet. Eine Ausrenkung (Luxation) des Gelenks liegt vor, wenn der Gelenkkopf („kugelige“ Seite) aus der Gelenkpfanne (vertiefte Seite) heraustritt. Im Falle der Hüftluxation springt der Kopf des Oberschenkelknochens aus der entsprechenden Aushöhlung der Beckenknochen. Häufig ist eine Luxation mit einem Kapselriss, einer Fraktur der Gelenkpfanne oder des Hüftkopfes sowie mit Bänderrissen verbunden. Die Hüftgelenksluxation tritt im direkten Vergleich zu anderweitigen Gelenkausrenkungen verhältnismäßig selten auf. Vier Prozent aller Gelenkausrenkungen betreffen die Hüfte. Von Ausrenkungen sind am häufigsten beispielsweise das Ellenbogen- und das Schultergelenk betroffen. Die Hüftgelenksluxation wird je nach Ursache in vier unterschiedliche Krankheitsbilder beziehungsweise Luxations-Typen unterteilt.
Eine Hüftgelenksluxation kann durch unterschiedliche Faktoren entstehen. Die Medizin unterscheidet zwischen folgenden vier grundlegenden Hüftgelenksluxationen:
Je nach Art der Hüftgelenksluxation gestalten sich die Ursachen für die Verrenkung anderweitig.
Diese Art der Hüftgelenksluxation entsteht durch äußere Einwirkungen bei einen Unfall oder Sturz. Im Rahmen eines Unfalls wirken starke Kräfte auf den Körper ein, durch welche es beispielsweise zu einer Fraktur der Hüftgelenkskapsel kommen kann. Hierdurch wird das Hüftgelenk ausgerenkt. Brüche der Hüftgelenkskapsel oder des Hüftkopfes treten bei dieser Art der Luxation häufig auf. Die traumatische Hüftgelenksluxation wird in hintere Luxationen, vordere Luxationen und zentrale Luxationen unterteilt. Die hintere Hüftgelenksluxation ist mit 70 Prozent die häufigste traumatische Luxation im Hüftbereich.
Dieser Luxationstyp ist eine angeborene Ausrenkung des Hüftgelenks. In den meisten Fällen werden diese Luxationen von einer Fehlbildung der Hüftpfanne (Hüftdysplasie) begleitet.
Diese Luxationen der Hüfte sind ebenfalls angeboren. Sie werden von verschiedenen Missbildungen begleitet. Die Hüftgelenke können aufgrund der Missbildungen hierbei nicht ohne eine umfangreiche OP eingerenkt werden.
Diese Luxationen der Hüftgelenke werden durch Muskel- und Nervenerkrankungen verursacht. Beispiele für derartige Erkrankungen sind die Meningomyelozele (ein angeborener Defekt), die Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Zerebralparesen (Lähmung bei Hirnschäden).
Je nach Ursache muss eine Hüftgelenksluxation entsprechend behandelt werden. Das Ziel der Behandlung ist grundsätzlich die Einrenkung und Stabilisierung des Hüftgelenks. Die Ärzte sprechen hierbei von einer Reposition des Gelenks. Nur auf diesem Weg kann das Hüftgelenk des Patienten wieder seine vorgesehene Aufgabe erfüllen. Die Symptome können sich ebenfalls entsprechend nach Art der Hüftgelenksluxation voneinander unterscheiden.
Bei den verschiedenen Formen der Hüftgelenksluxation treten unterschiedliche Symptome in Erscheinung. In Bezug auf die Symptomatik muss vor allen zwischen traumatischen und den angeborenen Hüftgelenksluxationen unterschieden werden.
Eine traumatische Hüftgelenksluxation durch einen Unfall geht generell mit starken Schmerzen an der Hüfte einher. Die Schmerzen durch die Luxation beziehen sich oft auf das Gesäß und den Leistenbereich des Patienten. Zudem zeigt ein Patient mit einer Hüftgelenksluxation eine Fehlstellung des Beins auf. In vielen Fällen gestaltet sich diese Fehlstellung in Form eines gebeugten Beins auf der Seite der Luxation. Das betroffene Bein kann aufgrund der Auskugelung nicht mehr bewegt werden. Bei vielen Patienten ist das betroffene Bein durch die Ausrenkung verkürzt.
Die hintere Luxation ist durch eine Innenrotation des Beins gekennzeichnet. Die vordere Hüftgelenksluxation zeigt sich in vielen Fällen durch eine Außenrotation des betroffenen Beins. Liegen durch die Hüftgelenksluxation Begleitverletzungen vor, können zu den typischen Symptomen noch weitere Beschwerden hinzukommen. Wurde durch den Unfall und die Luxation beispielsweise der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) verletzt, leidet der Patient eventuell unter motorischen Ausfällen (Bewegungsstörungen) und Empfindungsstörungen am betroffenen Bein. Wurden durch den Unfall Blutgefäße verletzt, kann es zu starken inneren Blutungen kommen. Diese Blutungen können sich durch einen Bluterguss zeigen.
Eine kongenitale Hüftgelenksluxation zeigt zumeist dieselben Symptome auf wie die angeborene Erkrankung der Hüftdysplasie. Beim Kleinkind liegt bei einer angeborenen Hüftgelenksluxation beispielsweise eine sogenannte Faltenasymmetrie vor. Hierbei sind auf der einen Seite Falten im Hüft-Leisten-Bereich zu sehen, auf der anderen Seite des Hüft-Leisten-Bereichs nicht oder an anderen Stellen. Die Falten sind damit insgesamt asymmetrisch. Ein wichtiger Hinweis auf eine angeborene Luxation der Hüfte ist bei Kleinkindern das Ortolani-Zeichen. Dies bedeutet, dass beim Ab- und Anspreizen des Oberschenkels durch den Arzt ein Klickgeräusch zu hören ist. Viele Kleinkinder leiden durch die kongenitale Hüftgelenksluxation an einer Abspreizhemmung. Diese Abspreizhemmung zeigt sich, wenn das Kleinkind auf dem Rücken liegt. Die Beine können in der Hüfte und im Knie vom Arzt jeweils um 90° gebeugt, jedoch nicht seitlich zur Unterlage hin abgespreizt werden. Bei manchen Kindern macht sich im Rahmen der Untersuchung ein Barlowzeichen bemerkbar. Hierbei springt das Hüftgelenk bei bestimmten Bewegungen aus der Gelenkpfanne.
Weitere Anzeichen für eine kongenitale Hüftgelenksluxation bei Kleinkindern sind die Bewegungsarmut und eine sichtbare Beinverkürzung. Bei älteren Kindern kann sich die angeborene Hüftgelenksluxation durch Hinken oder „Watscheln“ zeigen. Letzteres deutet auf eine beidseitige Hüftgelenksluxation hin. Manche Kinder zeigen ein abkippendes Becken beim Einbeinstand und beim Laufen auf.
Bei einem Verdacht auf eine traumatische Hüftgelenksluxation nach einem Unfall führen die Ärzte eine Röntgenuntersuchung durch. Auf den Röntgenbildern lässt sich ein ausgerenktes Hüftgelenk aufgrund der Fehlstellung der Gelenke zuverlässig erkennen. Wurden durch den Unfall knöcherne Elemente der Hüftgelenke verletzt, sind diese Schäden zumeist auf den Röntgenbildern ebenfalls zu sehen. Um die Frakturen besser beurteilen zu können, setzen die Ärzte eine Computertomografie- oder Kernspin-Untersuchung an. Wurden durch die Luxation Blutgefäße verletzt, zeigen sich starke Blutergüsse an der Hüfte. Schwellungen im Hüftbereich sind bei einer traumatischen Hüftgelenksluxation ebenfalls optisch erkennbar.
Die Diagnose einer kongenitalen Hüftgelenksluxation bei Kleinkindern wird ungern mithilfe einer Röntgenuntersuchung durchgeführt. Die Ärzte möchten die bei einer Röntgenuntersuchung übliche Strahlenbelastung des Kleinkinds möglichst vermeiden. Aus diesem Grund wird ein Röntgenbild der Hüfte bei Kleinkindern nur im Notfall erstellt. Die Ärzte greifen bevorzugt auf eine Ultraschalluntersuchung des Kindes zurück. Hierdurch wird das Kleinkind nicht durch Strahlen belastet wie bei einer Röntgenuntersuchung. Ferner ist eine manuelle Untersuchung des Kindes nötig. Im Rahmen dieser körperlichen Untersuchung können viele der oben genannten Anzeichen für eine kongenitale Hüftgelenksluxation festgestellt werden.
Bei einer traumatischen Hüftgelenksluxation ist die Diagnose zumeist klar. Es gilt hierbei zu ermitteln, ob Begleitverletzungen durch die Luxation bestehen. Diese Begleitverletzungen können die knöchernen Elemente der Hüfte (Brüche), das umliegende Gewebe sowie Nerven und Blutgefäße betreffen. Bei einer hinteren Luxation der Hüfte wird beispielsweise nicht selten der Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) verletzt. Liegt eine kongenitale Hüftgelenksluxation bei einem Kleinkind vor, gilt es zu ermitteln, ob das Baby an einer Hüftdysplasie leidet. Die Hüftdysplasie ist bei vielen kongenitalen Hüftgelenksluxationen bei einem Kleinkind die Hauptursache der angeborenen Ausrenkung.
Die Heilungsaussichten bei einer traumatischen Hüftgelenksluxation werden von den Ärzten bei einer zeitnahen Resposition (Wiedereinrenkung) des Gelenks als gut bewertet. Bei 10 Prozent der Patienten treten durch die Hüftgelenksluxation Durchblutungsstörungen auf. Durch diese Durchblutungsstörungen kann es zu einer sogenannten Hüftkopfnekrose kommen. Hierbei stirbt das Gewebe am Hüftkopf des Oberschenkelknochens ab, da es nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Bei 20 Prozent der Patienten tritt ein vorzeitiger Gelenkverschleiß nach einer Hüftgelenksluxation in Erscheinung. Die Ärzte sprechen hierbei von einer posttraumatischen Hüftarthrose. Ferner können sich vermehrt Verkalkungen des Gelenks nach der Luxation einstellen. Eine vollständige Wiederherstellung der Gesundheit des Hüftgelenks wird von den Ärzten ausgeschlossen, wenn durch die Luxation Nerven, Knorpel oder Gefäße massiv beschädigt wurden.
Die Heilungschancen einer angeborenen (kongenitalen) Hüftgelenksluxation hängen grundsätzlich von der frühzeitigen Erkennung der Verrenkung ab. Aus diesem Grund ist eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte bei Neugeborenen heute ein Bestandteil der Standarduntersuchungen.
Die Behandlung einer Hüftgelenksluxation richtet sich nach der Art der Ausrenkung. Generell gilt es in Bezug auf die Therapie zwischen einer traumatischen und einer angeborenen Hüftgelenksluxation zu unterscheiden.
Eine traumatische Hüftgelenksluxation nach einem Unfall muss schnellstmöglich versorgt werden. Unter Umständen kann es durch das ausgerenkte Hüftgelenk zu Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes kommen. Die Ärzte sind bemüht, ein ausgerenktes Hüftgelenk schnellstmöglich einzurenken. Diese Reposition des Hüftgelenks wird so schonend wie möglich durchgeführt. Das betroffene Gelenk sollte durch das Einrenken nicht zusätzlich beschädigt werden. Da das Einrenken für den Patienten schmerzhaft ist, wird das Hüftgelenk unter einer kurzen Vollnarkose in die Normalstellung gebracht. Liegen Frakturen an der Gelenkpfanne oder an anderen Gelenkskomponenten vor, müssen diese durch eine OP versorgt werden. Die operative Versorgung der Frakturen ist wichtig, um die gewohnte Stabilität des Hüftgelenks zu gewährleisten.
Im Anschluss an die Reposition des Hüftgelenks wird erneut eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Hierdurch können die Ärzte erkennen, ob das Gelenk die optimale Stellung aufweist. Die Reposition des Hüftgelenks wird entweder manuell oder mit bestimmten Heilmitteln durchgeführt.
Eine kongenitale Hüftgelenksluxation wird je nach Grad und Stadium der Verrenkung behandelt. Die Therapie zielt auch bei dieser Art der Hüftgelenksluxation auf das Einrenken und auf die Stabilisierung des Hüftgelenks ab. Die Reposition des Hüftgelenks wird wie auch bei einer traumatischen Hüftgelenksluxation manuell oder mithilfe von Bandagen oder bestimmten Apparaturen durchgeführt. Zumeist wird das Kind für diese Reposition ebenfalls unter Vollnarkose gesetzt. In manchen Fällen muss die Reposition im Rahmen einer OP erfolgen. Dies ist beispielsweise bei einer teratologischen Hüftgelenksluxation der Fall, die aus angeborenen Fehlbildungen der Hüftgelenke resultiert.
Eine Lähmungsluxation muss entsprechend der Ursprungserkrankung behandelt werden. Resultiert die Lähmungsluxation beispielsweise aus einer Meningomyelozele, muss ein neurochirurgischer Eingriff erfolgen. Die manuelle oder operative Reposition des Hüftgelenks muss auch bei dieser Form der Hüftgelenksluxation durchgeführt werden.
Bei einer traumatischen Hüftgelenksluxation wird nach der Reposition des Hüftgelenks eine Therapie mit Entlastung oder Teilbelastung angesetzt. Diese konservative Therapie dauert je nach Schwere sechs bis acht Wochen. Musste das Hüftgelenk mithilfe einer OP repositioniert werden, kann sich die Entlastungstherapie länger gestalten.
Gegen eine kongenitale und teratologische Hüftgelenksluxation gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen. Derselbe Umstand bezieht sich auf die verschiedenen Lähmungsluxationen. Die vorbeugenden Maßnahmen bezüglich einer traumatischen Hüftgelenksluxation beziehen sich entsprechend deren Ursachen auf die Unfallverhütung. Vor allem bei älteren Menschen sollte darauf geachtet werden, dass die nähere Umgebung seniorengerecht gestaltet wird. Oft führen bei Senioren Stürze zu einer Fraktur der Hüfte oder zu einer Hüftgelenksluxation. Aus diesem Grund ist es wichtig, alle Gefahrenquellen für Stürze ausfindig zu machen und zu eliminieren. Vielen älteren Personen kann ein Hilfsmittel wie ein Gehstock oder ein Rollator für mehr Sicherheit im Alltag sorgen.
aktualisiert am 16.11.2023