Erythropoetin (Epo) ist ein Hormon, welches die Bildung der roten Blutkörperchen, also der Erythrozyten fördert. Diese Blutzellen werden auch die "Sauerstoffträger" genannt. In ihnen ist der rote Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten. Dieser wiederum enthält Eisen, an welches sich der Sauerstoff bindet.
Das Hormon Erythropoetin wird vor allem in der Niere hergestellt, auch in der Leber wird es in geringen Mengen gebildet. Hat man einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut, so führt dieser zur vermehrten Bildung von Erythropoetin und somit von roten Blutkörperchen. Diesen Vorgang nennt man Erythropoese.
Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Menschen sich in den Bergen aufhalten. Hier enthält die Luft relativ wenig Sauerstoff, denn der Luftdruck ist deutlich niedriger als in tieferen Regionen. Ein solcher Sauerstoffmangel kann sich durch einen schnellen Puls, durch eine Abschwächung der Leistung sowie Kurzatmigkeit bemerkbar machen. Hat der Körper die roten Blutkörperchen nachgebildet und sich damit an die dünnere Luft angepasst, geht es den Personen in den Bergen besser.
Vielen ist „Epo“ durch Doping-Skandale im Sport ein Begriff. Gerade Rennradfahrer greifen oft und gerne auf Erythropoetin zurück. In vielen anderen Sportarten wird ebenfalls mit diesem Hormon gedopt. Erst seit Anfang der 2000er ist es möglich, gentechnisch hergestelltes Epo anhand einer Urinprobe festzustellen. Bei der Untersuchung werden das vom Menschen stammende Epo und das gentechnisch hergestellte Epo mit Hilfe eines elektrischen Feldes getrennt. So kann man mittlerweile den Sportlern, welche das Präparat unerlaubterweise nehmen, schnell auf die Schliche kommen.
Als normal gilt beim Erythropoetin ein Blutwert von 6 bis 25 U/l (Einheiten pro Liter). Dieser Wert ist bei Männern und Frauen gleich.
Wenn der Körper mehr Sauerstoff benötigt, also beispielsweise in den Bergen, dann steigt der Erythropoetin-Wert an. Der höhere Epo-Wert führt im Blut zu einer größeren Konzentration der roten Blutkörperchen. Bei einem Arztbesuch lässt sich das an einem erhöhten Hämatokritwert feststellen (Hämatokrit ist der Volumen-Anteil an Blutzellen im Blut, siehe auch Hämatokrit zu hoch).
Eine erhöhte Menge an Erythrozyten führt in bestimmten Bereichen zu einer besseren körperlichen Leistungsfähigkeit, aber es gibt auch Gefahren. Das Blut verklumpt leichter und dies steigert wiederum das Risiko für eine Thrombose, Schlaganfälle und Herzinfarkte drohen vermehrt. Diese gehören zu den Komplikationen, die auftreten können, wenn Erythropoetin beispielsweise zum Doping verabreicht wird.
Krankheiten, bei denen die Bildung von Blutzellen gestört ist, wie zum Beispiel Formen der Anämie (Blutarmut), führen ebenfalls zu einem erhöhten Erythropoetin-Wert. Die Konzentration von Erythropoetin kann auch bei Krebserkrankungen von Niere oder Leber erhöht sein. Hier spricht man von einem Nierenzellkarzinom oder einem Leberzellkarzinom.
Wenn Patienten zum Beispiel eine schwere Nierenerkrankung haben, dann ist der Erythropoetin-Wert erniedrigt. Hierbei kommt es zu einer Blutarmut, die aufgrund der Ursache als renale Anämie bezeichnet wird. Betroffene werden an die Dialyse angeschlossen und bekommen Erythropoetin als Medikament.
Wenn das Knochenmark erkrankt ist und hier zu viele rote Blutkörperchen (Erythrozyten) gebildet werden, kommt es zu niedrigeren Werten von Erythropoetin. Eine dieser Erkrankungen des Knochenmarks mit zu vielen Erythrozyten ist die Polycythaemia vera.
Hier ist erst einmal abzuklären, warum der Erythropoetin-Wert erhöht oder erniedrigt ist. Das ist von Patient zu Patient unterschiedlich und deshalb individuell zu betrachten. Liegt eine renale Anämie vor (zu wenig Erythropoetin aus der Niere) oder ist der Wert infolge einer Krebserkrankung oder einer Chemotherapie oder Bestrahlung zu niedrig, dann wird künstlich hergestelltes Erythropoetin eingesetzt. Das zusätzliche Erythropoetin kann dann die Symptome der Patienten lindern und gegebenenfalls das Leben der Betroffenen verlängern.
Sollte ein erhöhter Erythropoetin-Wert festgestellt worden sein, so ist ebenfalls das Warum abzuklären. Schwerwiegende Krankheiten als Ursache sind auszuschließen oder möglichst früh festzustellen und zu behandeln.
Letzte Aktualisierung am 02.03.2022.