Bei einer Hodentorsion dreht sich der Hoden um seine Längsachse. Samenleiter sowie die Venen und Arterien werden dabei vollständig oder teilweise abgeschnürt. Zwischen dem eigentlichen Vorfall und seiner Behandlung sollten nur vier bis maximal acht Stunden vergehen, um dauerhafte Schäden zu verhindern. Unabhängig davon ist auch deshalb Eile geboten, weil die Hodentorsion mit starken Schmerzen verbunden ist.
Die Minder-Durchblutung führt zu einem Absterben des Gewebes, der verhinderte Blutabfluss über eingeschnürte Venen zu einem Blutstau und starken Schwellungen. Diese haben ebenfalls Schädigungen durch den erzeugten Druck zur Folge. Entzündliche Prozesse kommen in einem späteren Stadium hinzu.
Abhängig von der Dauer der Gewebeabschnürung stellen sich zuerst Funktionsstörungen im Hodengewebe ein: Die Keimzellen produzieren auf Dauer nicht mehr ausreichend Spermien. Im nächsten Stadium wird die Herstellung männlicher Sexualhormone durch die Stammzellen eingeschränkt. Ein Abschnüren durch eine vollständige Torsion, die über acht Stunden lang unbehandelt bleibt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit bleibende Funktions- und Gewebeschäden zur Folge. Damit droht eine Zeugungsunfähigkeit.
Nekrotisches (abgestorbenes) Gewebe schließlich bringt die Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung) mit sich. Unter Umständen muss der betroffene Hoden entfernt werden. Bei intaktem zweitem Hoden bleiben die Fruchtbarkeit und die Hormonproduktion ausreichend erhalten.
Umgekehrt erholt sich das Gewebe innerhalb von 20 oder 30 Minuten, wenn die Torsion zeitnah behoben werden kann. Auch die Schmerzen lassen umgehend nach. Notfalls muss das Zurückdrehen manuell geschehen, in der Regel bleibt eine kurzfristige Operation aber unumgänglich.
aktualisiert am 05.06.2020