Die Natur sorgt dafür, dass die männlichen Keimdrüsen gut geschützt und sicher am Körper positioniert sind. Doch Schwachstellen sind möglich. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko einer Hodentorsion, oft schon bei den Kleinsten. Bei Säuglingen und kleinen Kindern ist eine Hodentorsion sogar verhältnismäßig häufig im Vergleich zu älteren Erwachsenen. Auch kann sich der Hoden schon beim Kind im Mutterleib verdrehen.
Beim Embryo und Neugeborenen spielt das Gubernaculum testis, eine Bandstruktur, eine wichtige Rolle: Aus ihm entwickeln sich später zwei Bänder im Inneren des Skrotums (Hodensackes), das Ligamentum testis proprium und Ligamentum caudae epidymidis. Das ursprüngliche Band sorgt in der körperlichen Entwicklung für einen ordnungsgemäßen „Abstieg“ der Keimdrüsen aus der Bauchhöhle nach außen in den Hodensack. Das Band teilt sich später wie beschrieben auf. Fehlt das Gubernaculum testis oder ist es unzulänglich entwickelt, bleiben die Hoden überbeweglich. Eine Torsion kann jederzeit und aus geringstem Anlass spontan erfolgen.
Dies geschieht auch dann, wenn Hodenhülle (Skrotum), Musculus cremaster (Hodenhebermuskel) und die genannten Bandstrukturen nicht in der richtigen Weise miteinander verbunden sind.
Häufig geschieht eine Hodentorsion während des Geburtsvorganges. Das Tückische daran: Außer einer Schwellung und undeutlichen Verhaltensauffälligkeiten beim Neugeborenen lässt sich der Sachverhalt nur schwer feststellen. Schmerzäußerungen sind bei den Kleinsten schwer erkennbar. Ein Alarmzeichen ist es, wenn Neugeborene oder Säuglinge anhaltend und laut schreien, sich übergeben und die Nahrung verweigern. Das ist zunächst ein Hinweis auf Bauchschmerzen. Diese können bei kleinen Jungen durchaus von einem verdrehten Hoden herrühren. Der Schmerz strahlt auf den Bauch aus und die Kleinsten sind noch nicht in der Lage, diesen Umstand zu beschreiben.
Eine rasche Abklärung durch eine Dopplersonographie (Ultraschall-Untersuchung) beim Urologen schafft Klarheit. Sie ermöglicht die notwendige, rasche Behandlung, bevor das durch die Verdrehung abgeschnürte Gewebe dauerhaft Schaden nimmt.
Bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wird die Stildrehung der Hoden durch eine chirurgische Öffnung des Skrotums eingeleitet. Beim Säugling erfolgt der Schnitt in der Leistengegend.
aktualisiert am 05.06.2020