Die Stiel- oder Längsdrehung eines Hodens führt zu einer Abschnürung der Blutgefäße und des Samenleiters. Folgen sind ein „hämorrhagischer Infarkt“ des Gewebes aufgrund eines Blutstaus und absterbendes Gewebe durch Minderdurchblutung. Eine schnelle Diagnose ermöglicht ein rasches helfendes Eingreifen. Ziel ist es, Gewebe- und damit mögliche Funktionsschädigungen der Keimdrüse zu verhindern. Zudem ist die Hodentorsion höchst schmerzhaft und geht oft mit Erbrechen, Übelkeit, Herzrhythmus-Störungen und weiteren schockähnlichen Symptomen einher. Diese Symptome klingen sehr rasch ab, sobald die Torsion rückgängig gemacht wurde. Normalerweise geschieht dies innerhalb einer notfallmäßigen Operation.
Liegt der Vorfall weniger als sechs Stunden zurück, ist Hilfe in einzelnen Fällen auch ohne einen operativen Eingriff möglich. Diese Methode wird beispielsweise dann angewendet, wenn nicht zeitnah chirurgisch behandelt werden kann. Bei zwei Drittel aller Torsionen liegt eine Einwärts-Drehung zur Körpermitte hin vor. Der betroffene Hoden muss um 180 Grad auswärts (lateral) gedreht werden. Dies muss unter Umständen bis zu dreimal wiederholt werden, um die Torsion vollständig rückgängig zu machen. Der Arzt muss sicherstellen, dass die Durchblutung vollständig wiederhergestellt ist. Anatomisch bedingte "Schwachstellen", die zur Hodentorsion führen (fehlende, schlecht positionierte oder zu schwache Bänder und Muskeln), müssen allerdings nachträglich chirurgisch stabilisiert werden. Ein Fehler bei der Lagekorrektur des verdrehten Hodens ist höchst schmerzhaft und riskant.
Der Arzt wird bei Verdacht auf Hodentorsion (einwärts- und aufwärtsgezogener Hoden durch angespannte Muskeln, Gewebeschwellung und Verfärbung) kurzerhand die Lage mit Hilfe eines Ultraschallgerätes sondieren. Beim folgenden chirurgischen Eingriff wird die Hodenhülle eröffnet und die Detorquierung (Zurückdrehen des Hodens in seine ursprüngliche Lage) durchgeführt. Zeitnah fixiert der Chirurg beide Hoden mit einer Naht innen am Hodensack (Skrotum). Das Risiko einer erneuten Torsion ist damit gebannt.
Kommt die Durchblutung zeitnah wieder in Gang, erholt sich das Gewebe vollständig. Schäden oder Funktionsstörungen sind kaum zu erwarten.
Ist das Gewebe bereits nekrotisch (abgestorben), muss der betroffene Hoden mittels einer Operation entfernt werden. Die Zeugungsfähigkeit und die Produktion männlicher Hormone werden durch den verbleibenden Hoden sichergestellt, sofern dieser vorhanden und funktionstüchtig ist.
aktualisiert am 05.06.2020