Im Normalfall macht sich eine Hodentorsion durch eine Reihe eindeutiger Anzeichen bemerkbar. Bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sind diese verlässlich. Problematischer verhält es sich mit Säuglingen, die beispielsweise schon bei der Geburt eine Hodentorsion erleiden.
Das Schmerzempfinden von Säuglingen wurde erst in den letzten Jahren genauer untersucht und früher massiv unterschätzt. Die Kleinsten können sich nicht mitteilen und womöglich wirken sich Beschädigungen im weichen, unentwickelten Gewebe anders aus. Die Symptome einer Hodentorsion sind bei Säuglingen wesentlich weniger eindeutig als bei älteren Patienten, was eine Diagnose erschwert.
Für gewöhnlich tritt plötzlich ein anhaltender Schmerz auf, wenn die Torsion des Hodens zu einer vollständigen Abschnürung der Blutversorgung führt. Periodisch anschwellender Schmerz ist zu beobachten, wenn die Verdrehung nicht vollständig ist. Dann wird bei bestimmten Bewegungen das betroffene Gewebe zeitweise wieder durchblutet.
Angespannte Muskulatur und der durch die Drehung verkürzte Samenleiter ziehen den betroffenen Hoden nach oben. Der Blutstau lässt ihn anschwellen, die Haut rötet sich. Die Schmerzen strahlen aus und führen unter Umständen zu Herzrasen, Übelkeit und Erbrechen. Mit einem einfachen (aber nicht in allen Fällen zuverlässigen) Test lässt sich eine Hodentorsion von einer Entzündung unterscheiden: Bei einer Entzündung führt ein Anheben des Skrotums (Hodensack) zu einer Entlastung und einem Nachlassen des Schmerzes. Bei der Torsion dagegen hält der Schmerz an.
Die beschriebenen eindeutigen Symptome bleiben bei Kleinstkindern aus. Eine Torsion macht sich stattdessen allmählich bemerkbar. Anhaltendes Schreien ohne ersichtliche Ursache ebenso wie häufige Bauch- oder Nabelkoliken sollten die Eltern kleiner Jungen zum Urologen führen. Abtasten, Ultraschalluntersuchung und weitere Tests sorgen sehr schnell für Klarheit und für eine wirksame (operative) Therapie einer Hodentorsion.
Des Weiteren kann es bei Nervenausfällen vorkommen, dass eine Hodentorsion nicht bemerkt wird. Eine Querschnittslähmung oder Nervenerkrankung kann dazu führen, dass der Schmerzreiz nicht genügend an das zentrale Nervensystem weitergegeben wird. Eine etwaige Hodentorsion lässt sich dann nur durch die entstehende Schwellung oder weitere Folgen erkennen. Ansonsten ist eine Hodentorsion so schmerzhaft, dass der Patient merkt, dass etwas nicht stimmt.
aktualisiert am 05.06.2020