Verdrehen sich ein oder beide Hoden um ihre Längsachse, liegt eine Hodentorsion vor. Bei der Drehung um den Samenstrang werden wichtige Blutgefäße abgeklemmt. In der Folge kann das betroffene Gewebe absterben. Der Vorfall als solcher ist extrem schmerzhaft.
Hinweise auf die Torsion kann bereits die Entstehung von Hodenschmerzen bringen. Nun muss nicht jeder Mann beispielsweise beim Sporttreiben eine Hodentorsion befürchten. Ursache ist im Regelfall das Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Umstände. Die Hodenhüllen, das untere Keimdrüsenband (Gubernaculum testis) und ein Hebemuskel (Musculus cremaster) stabilisieren die Keimdrüsen. So können diese sich nicht verdrehen. In Ausnahmefällen oder nach bestimmten Operationen, beispielsweise nach einem Bruch (Riss oder Öffnung in der Bauchdecke), ergeben sich hier Schwachstellen und die Hoden werden "überbeweglich".
Liegen solche anatomischen Defekte vor, erfolgt eine Hodenverdrehung oft sogar ohne äußeren Einfluss. Die meisten Fälle treten bis zum 20. Lebensjahr bei sportlichen Aktivitäten auf, zum Beispiel beim Radfahren. Häufiger als Erwachsene sind Kleinkinder und Jugendliche betroffen. Mit zunehmendem Lebensalter sinkt das Risiko einer Hodentorsion.
Ein Verdrehen betrifft akut meist nur eine der beiden Keimdrüsen. Der Blutzufluss und Abfluss zum Hoden kann vollständig oder teilweise unterbrochen sein. In jedem Fall kommt es zu einem äußerst schmerzhaften Blutstau im Gewebe. Ohne sofortige ärztliche Hilfe drohen ein „hämorrhagischer Infarkt“ und ein anschließendes Absterben des Gewebes.
Eine vollständige Hodentorsion geht mit starken, plötzlich auftretenden und anhaltenden Schmerzen einher. Jede Form von Druck auf die betroffene Region verstärkt diese. Ein Ausstrahlen auf den gesamten Unterleibs-Bereich erschwert unter Umständen eine rasche Diagnose.
Bei einer inkompletten Hodenverdrehung lassen die Beschwerden zeitweise nach, wenn eine Körperbewegung die Durchblutung wieder kurzfristig ermöglicht.
Im Regelfall schwillt der betroffene Hoden wegen des Blutstaus im Gewebe an, die Haut rötet sich. Bedingt durch die Schmerzen und die Durchblutungsstörungen treten begleitend Schweißausbrüche, Herzrasen,Übelkeit und Erbrechen auf.
Bei Säuglingen können alle genannten Symptome ausbleiben, die - oft vorgeburtliche - Torsion ist entsprechend schwer erkennbar, auch weil das Kind sich nicht konkret äußern kann. Diffuse Bauchschmerzen, Erbrechen, Schwellungen und Verfärbung des Gewebes sind charakteristische Anzeichen.
aktualisiert am 15.03.2022