Eine Hodentorsion ist die teilweise oder vollständige Drehung des Hodens um den Samenstrang. Dadurch wird die Blutversorgung im Hoden unterbrochen. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall: Durch die Unterbrechung der Blutversorgung kann es innerhalb von sechs Stunden zu einem unwiederbringlichen Schaden des ganzen Hodens kommen.
Das wesentliche Symptom der Torsion sind heftige Schmerzen im Hoden. Schon bei Verdacht auf eine Hodentorsion muss daher umgehend operiert werden, um die Blutversorgung wiederherzustellen.
Die Hoden produzieren Spermien und Hormone wie das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Sie sind von einer Hodenhülle umgeben und befinden sich am Samenstrang hängend im Hodensack. Auf der Hinterseite liegt der fest mit dem Hoden verwachsene Nebenhoden.
Eine Hodentorsion (auch Hodendrehung) ist eine plötzlich auftretende Verdrehung des Hodens um den Samen- und Gefäßstrang. Sie kann in jedem Alter vorkommen, ist aber am häufigsten bei Neugeborenen und im ersten Lebensjahr sowie bei Jungen und jungen Männern von 12 bis 18 Jahren.
Ursachen für eine Hodentorsion sind eine erhöhte Beweglichkeit des Hodens im Hodensack und unzureichende Verklebung der Hodenhüllen. Die Verdrehung wird beispielsweise durch sportliche Aktivität oder vermehrte Kontraktionen des Kremastermuskels (Muskel, der den Hoden nach oben ziehen kann) ausgelöst. Nur selten ist sie Folge einer Verletzung wie schwerer Stöße oder Schläge.
Anfangs besteht eine inkomplette Drehung. Zunächst wird durch die Drehung die venöse Blutversorgung (mit der Vene wird Blut vom Hoden weg Richtung Herz transportiert) unterbrochen. Währenddessen fließt weiterhin Blut mit der Arterie zum Hoden. Der Blutfluss staut sich im Hoden und Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe (Ödembildung). Im weiteren Verlauf kommt es zur kompletten Drehung und als Folge ebenfalls zu einem Stillstand der arteriellen Blutversorgung. Weiterhin kommt es zur Blutgerinnselbildung und zum Absterben von Hodengewebe.
Eine unvollständige Hodendrehung kann sich vorübergehend zurückdrehen, die Beschwerden lassen nach. Hierbei besteht die Gefahr, dass die Hodentorsion nicht erkannt wird. Wenn es direkt zu einer kompletten Drehung kommt, führt dies zu einer plötzlichen Minderversorgung und ohne Behandlung zum Organverlust.
Es werden drei Formen der Hodentorsion unterschieden:
Folgende Erkrankungen und Zustände gelten als Risikofaktoren für eine Hodentorsion:
Eine Hodentorsion ist eine akute Verdrehung des Hodens, daher treten die Beschwerden typischerweise plötzlich auf:
Die Hodentorsion ist ein medizinischer Notfall. Bei plötzlich auftretenden Schmerzen in Hoden ist eine Verdachtsdiagnose immer die Hodentorsion. Eine körperliche Untersuchung ist unter Umständen aufgrund der starken Schmerzen nur bedingt möglich:
In der Ultraschalluntersuchung ist zu Beginn der Hodentorsion nur teilweise verändertes Gewebe darstellbar. Bei einer Ultraschalluntersuchung mit Doppler zur Untersuchung der Durchblutung ist seitenvergleichend ein gestörter Blutfluss darstellbar.
Folgende Erkrankungen zeigen ähnliche Symptome wie eine Hodentorsion:
Wenn eine Hodentorsion durch die Untersuchung nicht sicher ausgeschlossen werden kann, sollte immer eine Operation eingeleitet werden, um den Hodenverlust zu vermeiden.
Eine Hodentorsion muss so schnell wie möglich (innerhalb von vier bis sechs Stunden) operativ behandelt werden. Dabei wird der Hoden freigelegt, entdreht und zur Vorbeugung vor einer erneuten Torsion am Hodensack fixiert. Für etwa 30 Minuten wird beobachtet, ob sich der Hoden wieder erholt. Gegebenenfalls wird abgestorbenes Gewebe entfernt. Wenn Zweifel über die Funktionsfähigkeit bleiben, wird der Hoden zunächst belassen. Wenn Hodengewebe dauerhaft geschädigt ist, kann oft dennoch eine Teilfunktion wie die Hormonproduktion übernommen werden.
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Die Prognose ist abhängig von der Dauer und dem Ausmaß der Hodentorsion. Wenn eine Hodentorsion nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird, ist die Gefahr groß, dass bleibende Schäden entstehen oder der Hoden nicht erhalten werden kann.
Kann die Hodentorsion jedoch in den ersten vier bis sechs Stunden operiert werden, ist die Prognose für eine vollständige Heilung gut. Allerdings besteht, auch wenn der Hoden im Rahmen der Operation am Hodensack fixiert wird, immer ein Restrisiko, dass es wieder zu einer Hodentorsion kommt. Zur Vorbeugung wird in der Regel auch der gesunde Hoden fixiert, da die Veranlagung für beide Hoden gegeben ist.
Amboss – Hodentorsion (Verdrehung des Hodens): https://www.amboss.com/de/wissen/Hodentorsion (online, letzter Abruf 05.06.2020)
Netdoktor, Marian Grosser; Jens Richter – Hodentorsion: https://www.netdoktor.de/krankheiten/hodentorsion/ (online, letzter Abruf 05.06.2020)
MSD Manuals, Patrick J. Shenot; Sidney Kimmel – Hodentorsion: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-m%C3%A4nnern/penis-und-hodenerkrankungen/hodentorsion (online, letzter Abruf 05.06.2020)
aktualisiert am 13.07.2020