Ob beim Auftreten von Hodenschmerzen ein schneller Gang zum Arzt angezeigt ist oder nicht, lässt sich anhand der Symptome gut beurteilen. Die Ursachen können von verschiedenen Erkrankungen oder Veränderungen ausgehen.
Bei einigen Sportarten geht es rau zu: Hockey, Rugby oder auch Boxen sehen ein Suspensorium für die sensible Region beim Mann als Ausrüstungsgegenstand vor. Doch auch andere Ballsportarten, Radfahren, Skateboard-Fahren, Reiten können gefährlich werden, und manchem Unfall lässt sich nicht vorbeugen: Quetschungen oder Prellungen sind schmerzhaft und führen zu Hämatomen im Bereich der Hoden. Große Hämatome (Blutergüsse) verdrängen und quetschen das Umgebungsgewebe. In einigen Fällen müssen sie daher operativ entfernt werden.
Ein schwerwiegender Zustand tritt spontan auf oder als Folge eines Unfalls: Die Hodentorsion. Dabei dreht sich ein Hoden um die Längsachse. Samenleiter und Blutzufuhr werden ganz oder teilweise abgeschnürt. Dies geschieht, wenn ein kleiner anatomischer Defekt vorliegt, der die Hoden in ihrer Umhüllung überbeweglich macht. Notfalls lässt sich die Verdrehung vom Arzt manuell beheben. Üblicherweise sind eine Ultraschall-Untersuchung und ein umgehender chirurgischer Eingriff notwendig. Im gleichen Zuge oder in einem zweiten Schritt werden beide Hoden mit einer Naht im Skrotum (Hodensack) fixiert, um ähnlichen Vorfällen vorzubeugen. Betroffen von der Hodentorsion sind vor allem Neugeborene, Kinder, Jugendliche und junge Männer bis etwa 25 Jahre.
Leichtere Verletzungen des Hoden-Gewebes heilen normalerweise problemlos, entzünden sich aber gelegentlich.
Bakterielle Infektionen, entweder als Folgeerscheinung anderer Erkrankungen (Scharlach-Erreger, Salmonellose, Pneumokokken, Escherichia coli), als Folge von Entzündungen oder Abflussstörungen im Urogenitaltrakt (Harn- und Geschlechtstrakt) oder ausgelöst durch sexuell übertragbare Erreger. Dabei sind überwiegend die Nebenhoden betroffen. Symptome sind Schwellungen, Rötung und Schmerzen im Hodenbereich, oft gepaart mit Fieber. Die Entzündung kann sich ausweiten. Der Arzt verordnet hier gezielt Antibiotika.
Virus-Infektionen wie Windpocken, Mumps, Influenza, Pfeiffersches Drüsenfieber können zeitversetzt eine Entzündung der Hoden zur Folge haben.
In seltenen Fällen führt eine Autoimmunerkrankung (Störung, bei dem das Immunsystem auf körpereigenes Gewebe reagiert) zu einer schmerzhaften Hoden- oder Nebenhoden-Entzündung.
Bandscheibenvorfälle, Leistenbrüche, Abszesse, Krampfadern oder Tumore in den Hoden können ebenfalls zu diffusen Schmerzen im Leistenbereich oder zu lokalisierbaren Hodenschmerzen führen.
Hodenschmerzen, die
sollten schleunigst ärztlich untersucht und behandelt werden.
Anhand des Krankheitsverlaufs, der Beurteilung von Vorerkrankungen oder Vorfällen, mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung und einer Blutentnahme lässt sich in akuten Fällen zeitnah eine gezielte Behandlung festlegen und einleiten.
Abgesehen von den starken Schmerzen ist fallweise Eile geboten: So ist beispielsweise das Zeitfenster für die Behandlung einer Hodentorsion sehr klein. Bereits nach wenigen Stunden drohen absterbendes Gewebe und eine Beeinträchtigung der Hoden-Funktion.
aktualisiert am 31.07.2020