Hodenschmerzen können akut und heftig, aber auch als „Unterleibsschmerzen“ auftreten, bei denen sich der Ausgangspunkt nicht genau angeben lässt. Neben einer Reihe von Ursachen, die dringend ärztlich behandelt werden müssen, existieren auch harmlose Varianten.
Eine davon lässt sich als Überreizung bezeichnen und ist landläufig als Kavaliersschmerzen oder Bräutigamsschmerzen bekannt. Im englischen Sprachgebrauch wird auch von "blauen Bällen" oder "blue balls" gesprochen. Länger anhaltende Erektionen ohne einen anschließenden Orgasmus mit Samenerguss können sich über mehrere Stunden durch Schmerzen in den Unterleib und die Hoden zeigen. Das Phänomen tritt häufiger bei sexuell wenig aktiven Männern auf.
Die erste Bezeichnung bezieht sich auf die Selbstkontrolle des Kavaliers, damit auch die Partnerin beim Sex einen Orgasmus erreicht, die zweite auf die lange Enthaltsamkeit vor der Hochzeit.
Die natürliche Ursache für das Unbehagen nach Sex oder Masturbation ist folgende: Als Folge der sexuellen Erregung erweitern sich die Arterien, die den Penis und den Hoden versorgen. Zur gleichen Zeit verengen sich die Venen über die das Blut abtransportiert wird. Die Blutmenge in den männlichen Genitalien erhöht sich. Der Körper bereitet sich auf die Ejakulation vor. Kommt es aber nicht zu einem Samenerguss, dann kann die hochgradig erregte glatte Muskulatur krampfen. Das verursacht die Schmerzen.
Diese Art von Schmerzen und die Überempfindlichkeit lassen jedoch innerhalb von Minuten oder maximal von wenigen Stunden nach. Dabei ist das Gewebe weder hart noch geschwollen und es treten auch keine Rötungen auf - ein deutlicher Gegensatz zu Infektionen, Verdrehungen oder Verletzungen im Genitalbereich. Kühlen hilft in diesen Fällen und beschleunigt das Zurückgehen des Schmerzes nach dem Geschlechtsverkehr. Für Personen, die das noch nicht erlebt haben, können die Schmerzen sehr beunruhigend sein. Dabei lassen sie schnell nach und sind harmlos.
Sollte sich das Phänomen „Kavaliersschmerz“ allerdings regelmäßig wiederholen, ist ein Besuch beim Arzt ratsam: Eventuell bestehen Abfluss-Störungen für die Blutansammlung im Genitalbereich.
Bei akuten starken Schmerzen, die von Schwellung, Verhärtung und Verfärbung begleitet sind und nicht schnell wieder nachlassen, ist ohnehin eine notfallmäßige ärztliche Untersuchung erforderlich. Es könnte sich um eine Hodentorsion (Hodenverdrehung), eine Hodenentzündung oder Nebenhodenentzündung, eine zurückliegende Leistenbruch-OP und in seltenen Fällen um einen Hodentumor handeln.
aktualisiert am 21.11.2019