Von einem Hodenhochstand sind männliche Neugeborene betroffen. Bei ihnen wurden die Hoden im Verlauf der vorgeburtlichen Entwicklung nicht vom Bauchraum in den Hodensack verlagert. Durch den so entstandenen Hodenhochstand drohen dem Neugeborenen in der Regel keine unmittelbaren Gefahren. Erst in der weiteren Entwicklung und im Erwachsenenalter können sich ernsthafte Spätfolgen ergeben. Das Temperaturniveau im Körper ist für die Hoden auf Dauer zu hoch und fügt ihnen ernsthaften Schaden zu. Sie können die wichtige Funktion der Spermien- und Hormonproduktion nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr ausüben. Damit hat der Hodenhochstand eine eingeschränkte Fruchtbarkeit oder gar eine Zeugungsunfähigkeit zur Folge. Noch schwerer wiegt allerdings das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. Wird der Hodenhochstand behandelt, liegt das Risiko um das Drei- bis Achtfache höher als bei einem Mann mit normal entwickelten Hoden. Wird der Hodenhochstand nicht behandelt, ist die Gefahr eines Hodentumors sogar um das Dreißigfache erhöht.
Die eingeschränkte Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit kann einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensplanung des Betroffenen haben. Sowohl die Spermienzahl als auch die Qualität der Spermien kann durch einen Hodenhochstand gemindert sein. Im ungünstigsten Fall werden überhaupt keine lebensfähigen Spermien mehr gebildet. Jedoch zieht längst nicht jeder Hodenhochstand die Unfruchtbarkeit im Erwachsenenalter nach sich. Einer der entscheidenden Faktoren beim Erhalt der Zeugungsfähigkeit ist die frühzeitige Therapie. Damit ist bei vielen Hodenhochstand-Patienten die Fruchtbarkeit kaum schwächer als bei nicht betroffenen Männern.
Steht die Diagnose eines Hodenhochstands bei einem Säugling fest, sollte die Therapie nicht unnötig hinausgezögert werden. Als besonders erfolgversprechend hat sich die Behandlung im Verlauf des zweiten Lebenshalbjahres herausgestellt. Es wird der Abschluss der Behandlung vor dem ersten Geburtstag angestrebt. In diesem Zeitfenster stehen die Chancen nicht schlecht, dass der kleine Patient auch im späteren Verlauf seines Lebens gesund bleibt und sich am eigenen Nachwuchs erfreuen kann. Wird ein Hodenhochstand im Alter zwischen zehn Monaten und vier Jahren operativ therapiert, bringen es etwa drei Viertel der männlichen Patienten auf eine normale Spermienzahl. Wird erst im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren operiert, sinkt der Anteil auf etwa ein Viertel. Bei einem nicht behandelten beidseitigen Hodenhochstand werden bei fast allen Betroffenen im Erwachsenenalter keine Spermien im Ejakulat nachgewiesen.
Zwar ist auch bei einem einseitigen Hodenhochstand die Gefahr für eine Krebserkrankung erhöht. In Sachen Fruchtbarkeit muss es jedoch nicht zwingend zu Nachteilen kommen. Derjenige Hoden, der normal im Hodensack zu liegen kommt, kann meist die Produktion einer hinreichenden Menge an agilen Spermien ohne Weiteres alleine übernehmen. Nach einem einseitigem Hodenhochstand werden die Patienten nahezu genauso oft Vater wie Männer, die die Erkrankung nicht hatten. Ein beidseitiger Hodenhochstand setzt die Rate der Vaterschaften jedoch stärker herab. Viele Betroffene bleiben nach rechtzeitig erfolgter Behandlung dennoch zeugungsfähig.
aktualisiert am 14.04.2019