Die Hoden bilden sich beim männlichen Kind bereits vorgeburtlich im Mutterleib. Sie entstehen im Bereich unterhalb der Nieren und wandern im Verlauf der weiteren fötalen Entwicklung in Richtung Hodensack. Bei einem normalen Verlauf ist dieser Prozess zum Zeitpunkt der Geburt abgeschlossen. Dieser Prozess kann sich aber auch verzögern und über die ersten Lebensmonate hinweg andauern. Das verspätete Abgleiten der Hoden in Richtung Hodensack ist zunächst unbedenklich. Erst wenn im Alter von sechs bis zehn Monaten die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, spricht man von einem Hodenhochstand. Wenn die Diagnose feststeht, sollte bald mit der medizinischen Behandlung begonnen werden, damit es zu keinen gefährlichen Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit oder Hodentumoren kommt.
Ein Hodenhochstand wird in der Regel zunächst mit einer Hormontherapie behandelt. Sie ist für die kleinen Patienten weniger belastend und mit geringeren Risiken verbunden als eine Operation. Mit ihr wird nach dem Erreichen des sechsten Lebensmonats begonnen, wenn die Hoden bis dahin nicht ihren Platz im Hodensack erreicht haben. Erst wenn die Hormontherapie nicht anschlägt, wird der Hodenhochstand operativ behandelt. Falls die Diagnose erst verspätet gestellt wird, ist ebenfalls eine OP des Hodenhochstands angezeigt.
Wie bei Kindern grundsätzlich üblich, wird auch die Operation eines Hodenhochstands in Vollnarkose durchgeführt. Der Eingriff kann als weniger schwer eingestuft werden und dauert zwischen 20 und 45 Minuten. Zunächst werden Hoden und Samenstrang vom umgebenden Bindegewebe gelöst. Anschließend werden gegebenenfalls Fasern des Musculus cremaster durchtrennt. Dieser Muskel sorgt dafür, dass der Hoden bei Kälte oder anderen Missempfindungen zum Körper hin angezogen wird. Nach diesen vorbereitenden Maßnahmen kann der Hoden spannungsfrei in den Hodensack verlagert werden. Damit er sich nicht ungewollt wieder zurückzieht, wird er mittels einer kleinen Naht innen am Hodensack befestigt. Operiert werden kann wahlweise offen oder mithilfe der Schlüsselloch-Technik. Befindet sich der Hoden in der Bauchhöhle, kann eine Operation in zwei Schritten notwendig sein. In einem ersten Schritt wird der Hoden verschieblich gemacht, jedoch an seinem ursprünglichen Platz belassen. Im Verlauf einer zweiten Operation wird er dann in den Hodensack verlagert und dort fixiert.
aktualisiert am 16.11.2023