Die Entwicklung der Hoden findet nicht im Hodensack, sondern im Bauchraum unterhalb der Nieren statt. Hier werden die männlichen Keimdrüsen angelegt, um dann ab dem zweiten oder dritten Schwangerschaftsmonat nach unten in Richtung Hodensack zu gleiten. Meist ist diese Entwicklung bis zur Geburt abgeschlossen und bei den neugeborenen Jungen befinden sich die Hoden bereits im Hodensack. Allerdings kann sich der Verlagerungsprozess auch über die ersten Lebensmonate hinweg ausdehnen, ohne dass ein behandlungswürdiger Befund vorliegt. Erst, wenn die Entwicklung nach sechs bis spätestens zwölf Monaten nicht abgeschlossen ist, ist von einem Hodenhochstand die Rede. Eine sichere Vorhersage, ob sich ein Hodenhochstand entwickelt, ist nicht möglich. Genauso wenig gibt es geeignete Maßnahmen, um einem Hodenhochstand sicher vorzubeugen. Allerdings kann die werdende Mutter durch ihr Verhalten in der Schwangerschaft die Gefahr eines Hodenhochstands mindern.
Es gibt neben den hormonellen Ursachen auch äußere Faktoren, die einen Hodenhochstand begünstigen können. Dazu gehören das Rauchen und der Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Umweltgifte wie verschiedene Pestizide stehen ebenfalls im Verdacht, einen Hodenhochstand zu fördern. Diese Einflüsse lassen sich mit einem umsichtigen Verhalten der Mutter vermeiden und das Risiko eines Hodenhochstands verringern.
Auch eine Erkrankung an Diabetes mellitus der Mutter kann als Ursache für die Entwicklung eines Hodenhochstands verantwortlich sein. Daher sollte der Blutzucker richtig eingestellt sein und die Erkrankung unter guter ärztlicher Kontrolle stehen. Wird eine Schwangerschaft durch das künstliche Einbringen von Samenzellen direkt in die Gebärmutterhöhle ausgelöst, kann dies ebenfalls einen Hodenhochstand bei einem männlichen Nachkommen begünstigen. Dieser Faktor lässt sich in dem Fall nicht ändern.
Unter dem Sammelbegriff der Hodendystopie werden alle Formen von nicht im Hodensack liegenden Hoden bezeichnet. Beim Hodenhochstand handelt es sich um die Unterbrechung des natürlichen Abgleitens der Hoden vom Bauchraum in den Hodensack. Es ist im Vorhinein nicht möglich vorherzusehen, ob es sich lediglich um eine Verzögerung der Entwicklung oder um deren dauerhaften Abbruch handelt. Eine Form der Hodendystopie ist der Leistenhoden. Beim Leistenhoden befindet sich der Hoden im Leistenkanal. Er lässt sich mit der Hand in den Hodensack schieben, gleitet jedoch von selbst wieder zurück in den Leistenkanal. Beim Gleithoden befindet sich der Hoden am Ausgang des Leistenkanals im Eingangsbereich des Hodensacks. Er lässt sich in den Hodensack schieben, wird jedoch aufgrund des zu kurzen Samenstrangs wieder zurückgezogen. Der Pendel- oder Wanderhoden befindet sich im Hodensack, wird jedoch bei Kälte oder anderen Missempfindungen bis in den Leistenkanal gezogen. Er gleitet von selbst wieder in den Hodensack zurück. Der Bauchhoden schließlich ist von außen nicht tastbar. Er befindet sich in der Bauchhöhle und wird mittels Ultraschall diagnostiziert. Vorgeburtlich lässt sich nicht sicher entscheiden, ob es sich um eine Stufe der normalen Entwicklung oder einen dauerhaften Hodenhochstand handelt.
aktualisiert am 14.12.2023