Der Hodenhochstand ist das Resultat einer verzögerten vorgeburtlichen Entwicklung oder geht auf anatomische Fehlbildungen zurück. Er betrifft männliche Neugeborene und kann sich in den ersten Lebensmonaten spontan zurückbilden. Findet diese Rückbildung nicht statt und die Hoden verbleiben dauerhaft außerhalb des Hodensacks, wird nach dem sechsten Lebensmonat eine Therapie eingeleitet. In einem ersten Schritt wird versucht, den Hoden durch die Gabe von Hormonen zum Abgleiten in den Hodensack zu bewegen. Dieser Therapieansatz ist für die kleinen Patienten vergleichsweise schonend und mit geringen Risiken verbunden. Allerdings ist der Erfolg nicht garantiert. In etwa einem Viertel der Fälle zieht sich der Hoden erneut ins Körperinnere zurück.
Von der hormonellen Therapie eines Hodenhochstands geht die geringste Belastung für den Betroffenen aus. Therapiert wird entweder mit dem sogenannten GnRH-Hormon, das über die Schleimhäute aufgenommen wird. Es wird mehrmals täglich in Form von Nasenspray verabreicht. Die andere Möglichkeit ist die Gabe von HCG. Dieses Hormon muss in einen Muskel gespritzt, allerdings weitaus seltener angewendet werden. Eine Spritze pro Woche im Verlauf der mehrwöchigen Therapie ist ausreichend.
Beiden Ansätzen gemein ist eine breite Streuung der Erfolgsquote. Zusammenfassende Studien kommen zu dem Ergebnis, dass nur in einem geringen Teil der Behandlungen mit einem Erfolg gerechnet werden kann. In weniger als einem Viertel der Fälle tritt der gewünschte Effekt ein und der Hoden wandert abwärts in den Hodensack und verbleibt dort dauerhaft. In einem größeren Teil der Behandlungen tritt der Hoden seinen abwärtsgerichteten Weg erst gar nicht an oder zieht sich nach Beendigung der Therapie wieder zurück. Um die unerwünschten und auch gefährlichen Spätfolgen eines Hodenhochstands zu vermeiden, wird in diesen Fällen operiert.
Grundsätzlich wird bei der operativen Therapie eines Hodenhochstands eine höhere Erfolgsquote erreicht. In 70 bis 90 Prozent der Fälle kann die Fehlentwicklung dauerhaft behoben werden. Allerdings kann sich der Hoden auch nach einer zunächst erfolgreichen Operation wieder ins Körperinnere zurückziehen. Gründe hierfür können beispielsweise in einem zu kurzen Samenstrang liegen. Durch den fortwährenden Zug des Samenstrangs am Hoden kann sich dieser von der Wand des Hodensacks ablösen und erneut in den Leistenkanal oder sogar in die Bauchhöhle zurückgleiten. In diesen Fällen muss erneut operiert werden. Bei der zweiten Operation nach einem Rückfall kann komplizierend hinzukommen, dass sich im Operationsbereich Narbengewebe gebildet hat. Eine zweite Operation sollte erst mehrere Monate nach der ersten, fehlgeschlagenen stattfinden.
aktualisiert am 21.07.2017