Beim Pendelhoden ist entgegen der anderen Formen des Hodenhochstands die Gefahr der Unfruchtbarkeit des Mannes und der Tumorbildung meist nicht erhöht. Aus diesem Grund muss er in der Regel auch nicht medizinisch behandelt werden. Der Hoden befindet sich die meiste Zeit an seinem vorgesehenen Platz im Hodensack. Lediglich wenn der sogenannte Cremasterreflex ausgelöst wird, zieht sich der Hoden in den Leistenkanal zurück. Nach dem Abklingen des reflexauslösenden Reizes verlagert sich der Hoden wieder zurück und nimmt seine reguläre Position ein. Die Gefahr der Schädigung durch eine dauerhaft erhöhte Umgebungstemperatur ist demnach nicht gegeben. Allerdings birgt die erhöhte Beweglichkeit des Hodens eine andere Gefahr. Der Pendelhoden ist nicht hinreichend mit den Hodenhüllen verbunden, die ihn normalerweise in Position halten. Durch eine ungeschickte Bewegung kann es zum Verdrehen des Hodens mit gefährlichen Folgen kommen. Ähnliches gilt auch für andere Formen des Hodenhochstands.
Bei einer Hodentorsion, wie ein verdrehter Hoden auch genannt wird, ist nicht nur der Hoden verdreht. Sowohl der Samenleiter als auch die Blutgefäße sind von der Rotationsbewegung betroffen und können bei einer Hodentorsion komplett abgeschnürt werden. Es droht die Minderversorgung, in deren Folge es zu Gewebeschäden bis hin zum kompletten Organverlust kommen kann. Wird die Hodentorsion nicht innerhalb von sechs Stunden behoben, muss mit ernsthaften Folgeschäden gerechnet werden. Das Verdrehen eines Hodens ist ein urologischer Notfall und muss schnellstmöglich medizinisch versorgt werden. Aufgrund des engen Zeitfensters, in dem irreparable Schäden vermieden werden können, sollte auch schon beim Verdacht einer Hodentorsion unbedingt medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Grundsätzlich können sich Männer jeden Alters eine Hodentorsion zuziehen. Allerdings sind von einem verdrehten Hoden zumeist Säuglinge und junge Männer betroffen. Eine erste Häufung tritt vorgeburtlich und bis zum Alter von zwei Jahren auf. Ein zweiter Gipfel besteht zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr. Plötzlich einsetzende Schmerzen im Bereich der Hoden sind ein charakteristisches und ernstzunehmendes Warnsignal. Die Schmerzen können auch in den Unterbauch und die Leistengegend ausstrahlen. Der Hodensack kann gerötet und der Hoden angeschwollen und hochstehend sein. Wie bei vielen anderen Leiden auch, sind deutliche Symptome möglich, müssen aber nicht zwingend auftreten. Die Schmerzen können auch milder ausfallen, nur langsam stärker werden oder gänzlich ausbleiben. Wenn bei einem männlichen Säugling, der permanent schreit, keine Ursache für seinen Unmut gefunden werden kann, ist eine der möglichen Ursachen eine Hodentorsion. Etwa die Hälfte aller Fälle tritt nicht etwa bei besonders bewegungsintensiven Beschäftigungen, sondern in der Nacht auf.
Mitunter lässt sich der verdrehte Hoden manuell in seine ursprüngliche Position zurück verlagern. In den meisten Fällen wird der Hoden jedoch bei einer Operation freigelegt, in Position gebracht und anschließend mit einer kleinen Naht am Hodensack fixiert. Damit ist die Gefahr einer erneuten Hodentorsion weitestgehend gebannt. Ist das Gewebe des Hodens durch eine Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen bereits geschädigt, muss der Hoden entnommen werden.
aktualisiert am 05.06.2020