Verläuft die vorgeburtliche Entwicklung eines männlichen Fötus normal, beginnt die Anlage der Hoden bereits im zweiten oder dritten Schwangerschaftsmonat im Bereich unterhalb der Nieren. Etwa ab dem siebten Schwangerschaftsmonat löst das Entwicklungshormon HCG das Abwandern der Hoden in Richtung Hodensack aus. Bei der Geburt ist diese Verlagerung normalerweise abgeschlossen.
In der Folge hormoneller Störungen kann sich das Abgleiten der Hoden verzögern und auf die ersten Lebensmonate des Säuglings ausdehnen. Somit können durchaus noch Hoden in den Hodensack wandern, die bei der Geburt noch nicht dort waren. Erst wenn nach dem ersten halben Jahr nach der Geburt die Hoden ihren Platz noch nicht gefunden haben, wird die Diagnose eines behandlungswürdigen Hodenhochstands gestellt. Dann sollte mit der medizinischen Versorgung nicht länger gewartet werden. Damit lässt sich die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Spätfolgen möglichst gering zu halten.
Neben der zeitlich verzögerten Entwicklung kommen auch anatomische Fehlbildungen als mögliche Ursachen für einen Hodenhochstand in Frage. Hierzu zählen zu kurze Samenstränge ebenso wie zu enge Leistenkanäle, die das Herabgleiten der Hoden in den Hodensack unmöglich machen. Dann verbleiben die Hoden in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal, eine medizinische Therapie ist unumgänglich.
In der Fachwelt hat sich die Meinung durchgesetzt, dass ein Hodenhochstand nach der sicheren Diagnose möglichst rasch behandelt werden sollte. Aus diesem Grund wird bereits bei der Erstuntersuchung nach der Geburt der Entwicklungsstand der Hoden beurteilt. Ansprechpartner für die Untersuchung der Hoden von Säuglingen sind Kinderarzt, Kinderchirurg oder speziell geschulte Kinderurologen. Damit es zu keiner Verzögerung beim Beginn einer möglichen Therapie kommt, können auch die Eltern ihren Beitrag leisten. Durch den engen Kontakt zum Säugling lassen sich meist unproblematisch Entwicklungsstand und mögliche Veränderungen der frühkindlichen Keimdrüsen feststellen.
Je nach Lage der Hoden werden mehrere Formen des Hodenhochstands unterschieden. Beim Bauchhoden verbleibt der Hoden im Bauchraum und verlagert sich nicht in Richtung Hodensack. Diese Form des Hodenhochstands wird in jedem Fall behandelt. Gleiches gilt für den Leistenhoden, bei dem der Hoden im Bereich des Leistenkanals verbleibt. Mögliche Ursachen für den Leistenhoden sind ein zu kurzer Samenstrang oder ein zu enger Leistenkanal. Der Gleithoden ist unmittelbar über dem Hodensack lokalisiert. Er kann ertastet und in den Hodensack gezogen werden. Beim Loslassen gleitet er jedoch in seine ursprüngliche Position zurück. Der Gleithoden kann auf zu kurze Samenstränge zurückgehen. Auch er muss behandelt werden. Der Pendel- oder Wanderhoden ist beweglich. Er wechselt seine Position zwischen Leistenkanal und Hodensack. Bei dieser Form des Hodenhochstands ist mit keinen nachteiligen Folgen zu rechnen, er wird gemeinhin nicht behandelt.
aktualisiert am 20.07.2017