Entzündungen der Hoden (Orchitis) sind äußerst schmerzhaft, treten glücklicherweise aber nur selten auf. Beobachtet werden sie überwiegend im Zusammenhang mit anderen Infektionserkrankungen. Dazu gehören etwa Windpocken, Pfeiffersches Drüsenfieber, Malaria oder Mumps, aber auch Harnwegsinfekte. Eine weitere Ursache für die Erkrankung sind Abflussstörungen in den Harnwegen.
Vielfach ist die Orchitis Folge einer Epididymitis, einer Nebenhodenentzündung. Diese geht meist auf bakterielle Infektionen zurück, die entweder in den Harnwegen oder durch sexuell übertragbare Erreger entstehen. Selten liegen Autoimmunerkrankungen zugrunde (Störungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift).
Zum Teil ist Vorbeugung möglich: Gegen die klassischen Kinderkrankheiten hilft die entsprechende Impfung. Reisende in bestimmte Welt-Regionen schützen sich mit Malaria-Prophylaxe und konsequentem Mückenschutz. Der Eintritt aller Arten von sexuell übertragbaren Krankheitserregern lässt sich durch den Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr verhindern.
Abflussstörungen der Harnwege können angeborene Defekte sein oder im im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten, wenn die Prostata sich krankhaft vergrößert. Auch hier lässt sich durch rechtzeitige Behandlung der Störung einer Orchitis vorbeugen.
Eine Orchitis ist nicht nur schmerzhaft, sondern droht chronisch zu werden. In der Folge kann das Hodengewebe atrophieren (zugrunde gehen) oder es bilden sich Abszesse (Abkapselungen der Entzündung). In diesem Falle wird die Funktion der Hoden – die Produktion von Spermazellen und männlichem Sexualhormon – auf Dauer eingeschränkt. Daher ist eine gute Prävention und, sollte eine Entzündung eintreten, eine frühzeitige Erkennung und eine durchgreifende und schnelle Therapie wichtig.
Symptome sind Schwellungen, Rötung und erhebliche Schmerzen. Doch die sind nicht nur bei einer Hodenentzündung (Orchitis), sondern beispielsweise auch bei einer Hodentorsion (Verdrehung des Hodens) zu beobachten. Auch dies ist ein Zustand, der eine rasche Behandlung erforderlich macht. Bei etwa einem Drittel aller Fälle einer Hodenentzündung sind beide Keimdrüsen betroffen. Ein einseitiges Auftreten der Beschwerden ist aus diesem Grund kein sicherer Anhaltspunkt für die Diagnose.
In jedem Falle sollten Betroffene beim Auftreten der beschriebenen Symptome rasch einen Urologen aufsuchen. Typische Anzeichen und Hinweise auf auslösende Erkrankungen der Orchitis sind beispielsweise Blutspuren im Urin, Mattigkeit und Fieber. Der Arzt überprüft durch eine Ultraschalluntersuchung, ob eine Hodentorsion vorliegt. Ist dies nicht der Fall, werden Blut, Urin und Harnwege auf Entzündungs-Anzeiger und Krankheitserreger untersucht. Weitere Hinweise auf Infektionserkrankungen werden überprüft.
Bei bakteriellen Erregern werden Antibiotika verordnet, wahlweise Virostatika bei einer Virusinfektion. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Hoden mit einem Suspensorium aus Stoff zu stützen und ruhig zu stellen. Kühlen lindert. Notfalls kommen Entzündungshemmer und Schmerzmittel zum Einsatz.
aktualisiert am 05.06.2020