Die Orchitis ist eine Entzündung der Hoden. In der Regel handelt es sich um eine Infektion mit Bakterien oder Viren, häufigster Erreger ist das Mumpsvirus. Es können beide Hoden betroffen sein, häufiger ist jedoch nur einer entzündet. Patienten leiden unter Schmerzen und zunehmender Schwellung des Hodens. Die Schmerzen können bis in die Leiste ausstrahlen.
Die Ursache einer Hodenentzündung ist meist eine Infektion mit Viren oder Bakterien, selten wird sie durch Pilze oder Parasiten verursacht.
Häufigster Erreger der Hodenentzündung ist das Mumpsvirus. Mumps ist eine hochansteckende Krankheit, an der meist Kinder im Alter von zwei bis 15 Jahren erkranken. Typisches Symptom ist eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse, die zu einer auffälligen Schwellung im Kopf-Hals-Übergang führt. 20 bis 30 Prozent der Jungen und Männer, die ab dem Teenageralter an Mumps erkranken, entwickeln etwa vier bis zehn Tage nach Anschwellung der Speicheldrüsen eine Hodenentzündung.
Wenn Bakterien die Auslöser einer Hodenentzündung sind, kommt es häufig gleichzeitig zu einer Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis). Die gemeinsame Hoden- und Nebenhodenentzündung wird als Epididymoorchitis bezeichnet.
Die Bakterien können aufsteigend aus dem Harntrakt als Folge einer Harnwegsinfektion zu einer Hodenentzündung führen, dann sind es oftmals E. coli, Staphylokokken, Streptokokken. Bakterien können ebenfalls durch ungeschützten Sexualverkehr in den Hoden gelangen und die Infektion verursachen. Hierbei handelt es sich um Erkrankungen wie
Nicht infektiöse Ursachen der Hodenentzündung sind
In einigen Fällen kann keine Ursache der Hodenentzündung gefunden werden, man spricht dann von idiopathischer Orchitis.
Die typischen Symptome einer Hodenentzündung sind starke Schmerzen im Hodenbereich, die bis auf die Leistengegend ausstrahlen können. Der Hoden ist meist geschwollen, die Haut darüber gerötet, fest und warm.
Je nach auslösender Ursache kommt es zu weiteren Symptomen. Dazu können gehören:
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko, an einer Hodenentzündung zu erkranken:
Die Verdachtsdiagnose einer Orchitis (Hodenentzündung) wird anhand der typischen Symptome gestellt. In der klinischen Untersuchung fallen die Berührungsempfindlichkeit, Schwellung und Rötung im Hodenbereich auf.
Wichtig ist es, weitere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen (Differenzialdiagnose) oder die Ursache für eine Hodenentzündung zu erkennen.
In einer Urinuntersuchung können oft Bakterien gefunden werden. Gegebenenfalls kann sich Blut im Urin befinden. Mit Hilfe eines Abstrichs der Harnröhre können sexuell übertragbare Erreger nachgewiesen werden.
Im Blut können sich erhöhte Entzündungswerte zeigen. Bei Verdacht auf eine Mumpsinfektion ohne Impfung wird das Blut der Patienten nach Antikörpern gegen das Mumpsvirus untersucht.
Eine Ultraschalluntersuchung dient zum Ausschluss von Hodentumor, Hydrocele testis (Flüssigkeitsansammlung im Hodensack nach Unfällen, Verletzungen oder Infektionen) oder Varikozele testis (Erweiterung der Venen im Hodenbereich durch Blutabflussbehinderung).
Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose (mögliche andere Erkrankung mit ähnlichen Beschwerden) ist die Verdrehung von Hodensack und Samenstrang. Dies wird als Hodentorsion bezeichnet und führt zu plötzlich einsetzenden Schmerzen im Bereich von Hoden und Unterbauch. Durch die Drehung wird der Blutfluss unterbrochen, daher muss die Hodentorsion immer als Notfall betrachtet werden. Zur Unterscheidung von Hodenentzündung und Hodentorsion wird der Prehntest angewendet: Wenn der Hodensack angehoben wird, vermindert sich der Schmerz im Falle einer Hodenentzündung. Man spricht von einem positiven Prehn-Zeichen. Bei einer Hodendrehung (Hodentorsion) nimmt der Schmerz nicht ab, sondern wird in einigen Fällen sogar schlimmer. Zur Diagnosestellung wird hier ebenfalls eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Allgemeine Maßnahmen bei Hodenentzündung sind Bettruhe, das Hochlagern des Hodensacks, kühlende Kompressen und entzündungshemmende beziehungsweise schmerzlindernde Medikamente (beispielsweise Ibuprofen). Das Hochlagern des Hodens dient der Unterstützung des Blutrückflusses, wodurch Stauungen und Schwellungen reduziert werden. Dafür erhalten Betroffene ein sogenanntes Hodenbänkchen, ein anschmiegsames Kissen, auf das der Hoden aufgelegt wird.
Bei der Infektion mit Mumpsviren gibt es darüber hinaus keine spezielle Therapie, die Maßnahmen richten sich nur gegen die auftretenden Beschwerden. Wenn die Hodenentzündung jedoch durch Bakterien verursacht wird, erhalten Betroffene ein Antibiotikum. Außerdem sollte aufgrund der Ansteckungsgefahr bis zur vollständigen Ausheilung auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.
In der Regel hat die Hodenentzündung eine gute Prognose und heilt bei entsprechender Behandlung ohne dauerhafte Auswirkungen. Nur selten kommt es als Folge der Hodenentzündung zu Komplikationen wie:
Wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Mumpsviren als Auslöser einer Hodenentzündung ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Menschen die Impfung gegen Mumps. Bei Kindern erfolgt die Grundimmunisierung mit einem Masern-Röteln-Mumps-Kombinationsimpfstoff (eventuell zusätzlich gegen Varizellen). Die erste Impfung erfolgt mit 11 bis 14 Monaten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten. Seit Einführung der Impfung tritt die Erkrankung eher bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. In Bayern gab es 2011 beispielsweise einen Ausbruch von 300 Fällen bei jungen Erwachsenen von 16 bis 24 Jahren. Daher empfiehlt die STIKO eine Impfung von Personen, die beruflich gefährdet sind, in den Ausbildungsjahren.
Den RKI-Ratgeber zum Thema Mumps finden sich unter folgendem Link: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Mumps.html
Vermeiden Sie ungeschützten Sexualverkehr, benutzen Sie Kondome, besonders wenn die Krankengeschichte des Sexualpartners unbekannt ist.
Bei Verdacht auf eine Blasenentzündung (häufiger und schmerzender Harndrang sind typische Beschwerden) suchen Sie einen Arzt auf, um aufsteigende Infektionen zu vermeiden.
Healthline – Orchitis: https://www.healthline.com/health/orchitis#causes (online, letzter Abruf: 20.12.2019)
WebMD – Inflammation of the Testicle (Orchitis): https://www.webmd.com/men/inflammation-testicle-orchitis#1 (online, letzter Abruf: 20.12.2019)
Amboss – Epididymitis und Orchitis: https://www.amboss.com/de/wissen/Epididymitis_und_Orchitis (online, letzter Abruf: 20.12.2019)
Urology Care Foundation – What are Epididymitis and Orchitis?: https://www.urologyhealth.org/urologic-conditions/epididymitis-and-orchitis (online, letzter Abruf: 20.12.2019)
aktualisiert am 20.12.2019