86.000 Menschen lebten 2017 in Deutschland mit HIV. Hochrechnungen zufolge wissen 11.200 Menschen nicht, dass sie infiziert sind. Von den 86.000 Menschen mit HIV sind in Deutschland 80 Prozent Männer und 20 Prozent Frauen. Weltweit sind aber die Hälfte aller Erwachsenen, die mit einer HIV-Infektion leben, Frauen. Ungeschützter Geschlechtsverkehr zwischen Männern ist der häufigste Infektionsweg. Aber auch beim ungeschützten Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau kommt es zu einer Infektion. Ein weiterer häufiger Infektionsgrund ist der gemeinsame Gebrauch von Spritzen bei Drogenabhängigen.
Im Jahr 2017 haben sich 2.600 Menschen in Deutschland neu infiziert. Über die Hälfte davon wurden erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt oder mit dem Krankheitsbild AIDS diagnostiziert. 40 Prozent der Neuinfektionen werden in den Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf und Frankfurt diagnostiziert.
Ende 2018 lebten weltweit 37,9 Millionen Menschen mit HIV. Ungefähr 80% wissen von ihrer Infektion. 770.000 Menschen starben an den Folgen der HIV-Infektion. 1,7 Millionen Menschen haben sich 2018 neu mit HIV infiziert.
Das durch das HI-Virus verursachte Krankheitsbild wird als AIDS (acquired immunodeficiency syndrome) bezeichnet. AIDS bricht durch den fortschreitenden Verlust der Immunabwehr infolge der chronischen Infektion aus. Durchschnittlich vergehen acht Jahre, bis sich die Immunschwäche durch schwere opportunistische Infektionen oder Krebserkrankungen zeigt. Treten bestimmte Erkrankungen auf, dann spricht man von AIDS. Bei einigen Infizierten kann das Krankheitsbild AIDS früher auftreten, bei anderen können 20 Jahre vergehen bis sich die Immunschwäche zeigt.
1981 traten bei fünf homosexuellen Männern schwere exotische Lungenentzündungen, ausgelöst durch den Einzeller Pneumocystis carinii, und extrem seltene Krebsformen auf. Ein wissenschaftlicher Artikel über diese Häufung äußerst seltener Erkrankungen wurde am 5. Juni 1981 in der Fachzeitschrift „Morbidity and Motality Report“ veröffentlicht. Die US-Gesundheitsbehörde (CDC) setzte daraufhin eine Untersuchungsgruppe ein. Ende 1982 registrierte die CDC bereits 593 Fälle. Ein Drittel der gemeldeten Patienten war zu dem Zeitpunkt bereits verstorben. Auch in anderen Ländern traten nach und nach vereinzelt Fälle auf. Drei Viertel der Betroffenen waren homosexuelle Männer, aber auch bei Blutern gab es eine Häufung.
Die Krankheit wurde zunächst als AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome) bezeichnet. Zu Deutsch: erworbenes Immunschwäche-Syndrom. Diese Bezeichnung war nichts anderes als eine sehr unspezifische Beschreibung der Symptome. Zu diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht, wodurch die Erkrankung ausgelöst wird.
Im März 1983 wurde gleichzeitig von zwei Forscherteams, die Ursache der Erkrankung entdeckt: ein Virus. 1986 einigte man sich auf den Namen HIV (Humanes Immunschwächevirus). Bei diesem Virus handelt es ich um ein Retrovirus. Es ist in der Lage, sein Erbgut in befallene Körperzellen einzufügen.
Später sollte man herausfinden, dass ein erster Fall bei einem afrikanischen Patienten bereits im Jahr 1959 aufgetreten ist. Inzwischen geht man davon aus, dass der Erreger in Westafrika vom Affen auf den Menschen übergegangen ist. Zum Zeitpunkt der Entdeckung in den USA waren HIV-Infektionen bereits in anderen Ländern (Karibik, Zentralafrika, Westeuropa) verbreitet.
In den ersten Jahren, nach Entdeckung der Erkrankung, brach eine regelrechte Hysterie aus. Die Erkrankung AIDS wurde unter anderem durch prominente Opfer wie Rock Hudson (1985) und später Freddie Mercury oder Michael Westphal (beide 1991) noch bekannter. Die Gefahr, die von HIV/AIDS ausging, wurde in diesen Jahren vollkommen überschätzt. Man wusste nicht genau, wie ansteckend die Erkrankung ist und wie man sich anstecken konnte. Es ging zum Beispiel die Angst um, dass man sich sogar über Mückenstiche infizieren konnte. Einer, der diese Angst zum Politikum machte, war der ehemalige, umstrittene bayerische Innenminister Peter Gauweiler. Er wollte die Erkrankung mit allen Mitteln eindämmen und führte unter anderem für Beamtenanwärter und Asylbewerber ein Zwangs-Aidstest ein. Ebenfalls gab es Razzien und Auflagen für Einrichtungen.
AIDS wurde als „Lustseuche“ bezeichnet und von einigen religiösen Fanatikern als eine gerechte Strafe Gottes für unmoralisches Verhalten gesehen. Längst war bekannt, dass sich nicht nur Männer anstecken konnten.
Die damalige Hysterie hat wesentlich zur Stigmatisierung HIV-Infizierter beigetragen. Obwohl man inzwischen weiß, dass das Virus nur schwer übertragen wird, werden HIV-Infizierte immer noch diskriminiert. Dabei sind von der Bevölkerung als harmlos eingestufte Infektionen wie die Grippe (Influenza) viel infektiöser und tödlicher. In der Grippesaison 2016/2017 lag die geschätzte Zahl an Todesfälle in Deutschland bei 22.900 Menschen. Die geschätzte Zahl von Todesfällen bei HIV-Infizierten lag im Jahr 2017 bei 450.
Die HIV-Angst hat viele Facetten. Viele Menschen haben übertriebene Angst vor einer HIV-Infektion. Andere wiederum möchten gar nicht erst wissen, ob sie sich mit HIV angesteckt haben und machen keinen Test. Die Diagnose wird erst im späten Stadium gestellt, wenn seltene Erkrankungen auftreten. Dann gibt es die Menschen, die Angst vor dem Test haben, obwohl sie keinem Risiko ausgesetzt waren. Und natürlich haben HIV-positive Menschen Angst vor Ausgrenzung und Diskriminierung.
Die Hysterie der 80er Jahre hat ihren Teil dazu beigetragen, dass viele Menschen heutzutage unbegründete Angst vor einer HIV-Infektion haben. Die Angst, sich mit HIV anzustecken, hat erschreckende Ausmaße angenommen und ist in den meisten Fällen völlig unbegründet. Urin, Speichel oder Tränen HIV-positiver Menschen sind nicht ansteckend. Der tägliche Umgang mit HIV-positiven Menschen sowieso nicht. Anniesen, Anhusten, die gemeinsame Nutzung von Tellern, Gläsern, Besteck: alles nicht ansteckend! Die gleiche Toilette zu benutzen, ins Schwimmbad gehen, Handtücher und Bettwäsche gemeinsam nutzen: Nein, es ist nicht ansteckend.
Oft sorgt das schlechte Gewissen dafür, dass Menschen eine HIV-Phobie entwickeln. Das schlechte Gewissen, sich in einem schwachen Moment einem Risiko ausgesetzt zu haben. Wer sich erst mal in seiner Phobie reingesteigert hat, kommt nur schwer wieder raus. Bis man einen Test machen kann, um eine Infektion auszuschließen, vergehen sechs bis zwölf Wochen. Und diese Zeit kann äußerst quälend und sehr belastend sein.
Menschen, bei denen eine HIV-Infektion festgestellt wurde, haben Angst vor Isolation, Ausgrenzung und Stigmatisierung. Und diese erleben Sie leider immer wieder, deshalb gehen nur wenige Menschen offen damit um. Dass eine HIV-Infektion inzwischen kein Todesurteil mehr ist, sollte allgemein bekannt sein. Die Lebenserwartung HIV-positiver Menschen ist unter der aktuell zur Verfügung stehenden Behandlung fast normal. HIV-positive Menschen, die wirksam behandelt werden, sind nicht ansteckend. Sie können sogar ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, ohne jemanden mit HIV anzustecken. Unter welchen Umständen man das tun sollte, ist eine andere Frage.Der medizinische Fortschritt schreitet voran und man kann darauf hoffen, dass in den nächsten Jahrzehnten die Behandlungsmöglichkeiten immer besser werden.
Die Humanen Immundefizienz-Viren gehören zur Familie der Retroviren. Die Viruspartikel enthalten zwei RNA-Stränge (Erbinformation), die von einem Capsid-Protein (p24) und einer Lipidmembran mit den Hüllproteinen gp120 und gp41 umschlossen sind. Mit HIV infizierte Zellen sind in der Lage, lebenslang neue Viren zu produzieren.
Es lassen sich zwei Serotypen unterscheiden: HIV-1 und HIV-2.
HIV-1 ist wesentlich häufiger verbreitet als HIV-2. Beim Menschen werden mittlerweile neun Subtypen von HIV-1 unterschieden. Die Subtypen zeigen eine unterschiedlich Virulenz, also einen unterschiedlichen Grad an Pathogenität.
Mit Fortschreiten der Pandemie kam es zur Vermischung der HIV-Subtypen. Unter einer Pandemie versteht man eine länder- und kontinentenübergreifende Ausbreitung einer Erkrankung.
Sehr wahrscheinlich war HIV ursprünglich eine Zoonose, also eine Erkrankung die von einem Wirbeltier auf den Menschen übertragbar war. Bekannte Zoonose sind zum Beispiel Vogelgrippe, Ebola, Tollwut oder Tuberkulose. Ein verwandtes Virus, das Simian Immunodeficiency Virus (SIV), wurde bei Schimpansen gefunden.
Eine HIV-Übertragung ist durch infektiöse Körperflüssigkeiten und Blut möglich. Zu den infektiösen Körperflüssigkeiten gehören Sperma, Vaginalsekret und der Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut. Am häufigsten kommt es durch ungeschützten Geschlechtsverkehr zur Übertragung.
Kommt virushaltige Körperflüssigkeit in Kontakt mit Schleimhaut, kann es zu einer Übertragung kommen. Üblicherweise passiert das bei analem, vaginalem und oralem Verkehr. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion über die oralen Schleimhäute ist allerdings äußerst gering. Für die Übertagungswahrscheinlichkeit spielt die Höhe der Viruslast in den Körperflüssigkeiten eine große Rolle. Je höher die Viruslast in den Sekreten ist, also je mehr Viren sich in der infektiösen Körperflüssigkeit befindet, desto wahrscheinlicher ist eine Infektion. Schleimhautläsionen, also kleine Schleimhautrisse, begünstigen eine Infektion, sind aber nicht notwendig, damit es zu einer Infektion kommt. Liegen gleichzeitig andere sexuell übertragbare Infektionen vor, dann begünstigen diese eine HIV-Infektion.
Ein weiterer wichtiger Infektionsweg ist die Übertragung des HI-Virus durch kontaminiertes Blut. Das ist am häufigsten der Fall bei der gemeinsamen Verwendung von Spritzen durch Drogenabhängige. Auch kleine Schnitt- und Stichverletzungen an kontaminierten Instrumenten, kann zu einer Infektion führen (zum Beispiel bei medizinischem Personal).
HIV-positive Schwangere können kurz vor der Geburt, vor allem aber während der Geburt ihr Kind mit dem HI-Virus infizieren. Auch nach der Geburt ist eine Infektion durch Stillen möglich.
In der akuten Phase der Infektion geht die Viruslast schlagartig hoch. Sie erreicht Werte von Hundertausenden bis Millionen Viren pro ml Blutserum. Durchschnittlich nach 2,5 Wochen erreicht sie ihr Maximum.
Im Blut selbst erreicht die Viruslast nach zwei bis drei Wochen ihr Maximum. Ungefähr einen Monat nach der Infektion ist die Viruslast im Sperma am höchsten. Ab dieser Zeit und bis zu drei Monate nach der Infektion, ist die Infektiosität beim Geschlechtsverkehr am höchsten. Diese Zeit ist deshalb so kritisch, weil viele nichts von ihrer HIV-Infektion wissen und ungewollte, andere Menschen anstecken.
Bei einem Teil der der Infizierten zeigt sich eine HIV-Infektion durch Auftreten grippeähnlicher Symptome. Sechs Tage bis sechs Wochen nach der Infektion können Symptome auftreten. Dabei können die Symptome sehr mild sein oder einer schweren Grippe ähneln.
Das Krankheitsbild und die Symptome, die auftreten können, sind sehr unspezifisch. Aufgrund der Symptomatik auf einer HIV-Infektion zu schließen, ist nicht möglich. Dieser unspezifische Symptomenkomplex kann auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden. Daher wird eine HIV-Infektion oft fehlinterpretiert. Auf der anderen Seite sollte man beim Auftreten solcher Symptome nicht gleich in Panik geraten.
Zu den Symptomen, die auftreten können, gehören:
Einer Studie zufolge treten Symptome einer akuten HIV-Infektion mit folgender Wahrscheinlichkeit auf:
Symptom (akute HIV-Infektion) | Häufigkeit |
---|---|
Fieber | 80% |
Allgemeine Abgeschlagenheit | 68% |
Appetitverlust | 54% |
Gelenkschmerzen | 54% |
Hautausschlag | 51% |
Muskelschmerzen | 49% |
Fieber und Hautausschlag | 46% |
Rachenentzündung | 44% |
Geschwüre im Mund | 37% |
Gewichtsverlust über 2,5 kg | 32% |
Die Angaben zur Wahrscheinlichkeit sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Die Angaben beruhen auf eine Studie, die mit ungefähr 300 Personen durchgeführt wurde und zeigt vor allem, wie unspezifisch und vielseitig eine akute HIV-Infektion verlaufen kann. Die symptomatische Phase, wenn sie auftritt, dauert in der Regel sieben bis zehn Tage, in seltenen Fällen länger als 14 Tage. Sie ist oftmals so schwach, dass die meisten Menschen damit nicht zum Arzt gehen. Nach der akuten Phase können Monate bis Jahre vergehen, ohne dass Symptomen auftreten.
Eine HIV-Infektion ist aktuell nicht heilbar. Auch eine Impfung, die vor einer HIV-Infektion schützt, konnte noch nicht entwickelt werden. Aus diesem Grund ist die Verhütung vor einer Neuinfektion die beste Möglichkeit, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Vor allem HIV-positive Menschen, die nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, stellen ein Risiko dar und können den Erreger übertragen.
Ein sicherer Weg, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen, ist die richtige Anwendung eines Kondoms. Vor allem Menschen, mit denen man One Night Stands hat, sollte man nicht blind vertrauen. Bei One Night Stands und wechselnden Partnern ist das Kondom die beste Möglichkeit, sich vor eine HIV-Infektion und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen zu schützen.
Will man auf das Kondom verzichten und ist eine Partnerschaft auf Dauer angelegt, dann empfiehlt es sich, den HIV-Status vorher untersuchen zu lassen. Das gilt sowohl bei homosexuellen, als auch bei heterosexuellen Partnerschaften und anderen Lebens- und Beziehungsmodellen.
Da der Sexualtrieb bekanntlich der stärkste Trieb des Menschen ist, kann es passieren, dass man in einem schwachen Moment ungeschützten Sex hat. Klug handelt, wer sich kennt und vorher Gedanken darüber macht, dass er in solche Situationen geraten kann. In diesem Fall sollte mach sich über die PrEP, die HIV-Präexpositionsprophylaxe informieren.
Die PrEP ist eine Möglichkeit, eine HIV-Infektion zu verhindern, indem man regelmäßig und vorbeugend Medikamente nimmt. Die PrEP darf nur von Personen eingenommen werden, die kein HIV haben. Die PrEP-Pille besteht aus zwei antiretroviralen Medikamenten. Es sind Medikamente, die auch HIV-positive Menschen zur Behandlung einnehmen.
Die PrEP-Pille gehört zu den Präventionsstrategien. Sie kommt vor allem für Menschen in Betracht, die ein erhöhtes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren. Getestet werden unterschiedliche Arten der Anwendung: Vaginal- oder Rektalgel, Vaginalring, Depotinjektion und orale Tabletten.
Zugelassen sind als HIV-PrEP aktuell nur orale Tabletten. Sie bestehen aus zwei antiretroviralen Medikamenten (Emtricitabin und Tenofovir).
Dringt das HI-Virus in den Körper ein, dann muss es sich in bestimmten Zellen vermehren, um eine Infektion auszulösen. Die PrEP verhindert, dass sich das HI-Virus im Körper festsetzt und ausbreiten kann. Bei der oralen Einnahme der Tabletten wird im Blut und in den Schleimhäuten ein hoher Medikamentenspiegel erreicht, der bei einem Kontakt mit infektiöser Körperflüssigkeit eine Infektion mit dem HI-Virus verhindert.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die PrEP anzuwenden:
Die anlassbezogene Einnahme wird für Frauen nicht empfohlen. Erstens fehlen gesicherte Daten zur Wirksamkeit und zweitens hängt das damit zusammen, weil in den Schleimhäuten des weiblichen Genitaltraktes die Medikamente schneller abgebaut werden. Es dauert länger, bis ein Schutz aufgebaut wird.
Bei der ersten Methode, der täglichen Medikamenteneinnahme, wird eine Tablette pro Tag eingenommen. Erst am dritten Tag nach der Einnahme kann man sich mit HIV nicht mehr infizieren. Will man mit der PrEP aufhören, muss man die PrEP noch zwei Tage nach dem letzten ungeschützten Geschlechtsverkehr einnehmen.
Bei der anlassbezogenen Methode muss man am ersten Tag die doppelte Dosis einnehmen. Zwei bis 24 Stunden vor dem Sex nimmt man zwei Tabletten ein, danach an zwei nachfolgenden Tagen (24 und 48 Stunden nach der ersten Einnahme) je eine weitere Tablette.
Die tägliche Medikamenteneinnahme der PrEP steht auch Frauen zur Verfügung. Allerdings dauert es länger, bis Frauen einen sicheren Schutz aufbauen. Erst am achten Tag nach der ersten Einnahme kann man sich nicht mehr mit dem HI-Virus infizieren. Will man mit der PrEP aufhören, muss man die PrEP weitere sieben Tage nach dem letzten ungeschützten Geschlechtsverkehr einnehmen.
Aufgrund fehlender Studien zur anlassbezogenen PrEP bei Frauen, kann diese Methode Frauen nicht empfohlen werden. Zudem werden in den Schleimhäuten der Frauen die Medikamente schneller abgebaut, es dauert länger, bis ein Schutz aufgebaut wird.
Die PrEP ist sehr wirksam. Sie schützt bei sachgemäßer Anwendung genau so sicher wie ein Kondom. Die anlassbezogene PrEP wird nach den deutsch-österreichischen Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe nicht empfohlen. Empfohlen wird die tägliche Einnahme, die nach aktueller Studienlage äußerst sicher ist. Die PrEP kann versagen, wenn die Medikamente nicht regelmäßig eingenommen werden oder wenn der HI-Virus resistent gegen die Medikamente ist. Bislang sind weltweit wenige Fälle bekannt, bei denen die PrEP versagt hat.
Natürlich kann die regelmäßige Einnahme von Medikamenten Nebenwirkungen verursachen. Die meisten Menschen haben keine. Aber wie auch bei anderen retroviralen Medikamenten können die PrEP-Medikamente kurzfristig zu Übelkeit, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen führen. Diese Nebenwirkungen treten meist nur in der ersten Woche der Einnahme auf.
Die PrEP schützt vor HIV. Vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen (mit Ausnahme von Hepatitis B) schützt die PrEP nicht. Wer also ungeschützten Geschlechtsverkehr hat, hat auch ein größeres Risiko, andere Geschlechtskrankheiten zu bekommen (Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien). Deshalb sollten PrEP-Anwender alle drei bis sechs Monate auf Geschlechtskrankheiten untersucht werden.
Ebenso gibt es Voraussetzung, die erfüllt werden müssen, damit man die PrEP einnehmen kann. Zu den Voraussetzungen gehören:
Weitere Informationen: Hier finden Sie alle wichtigen Fragen und Antworten zur PrEP!
Leider kann es zuweilen im Sturm der Liebe und der Triebe zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr kommen und somit auch zu einer HIV-Infektion. Dieser Gefahr ist auch medizinisches Personal durch Haut- und Schleimhautverletzungen ausgesetzt (0,18%ige Wahrscheinlichkeit einer Infektion). Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Übertragung grundsätzlich nicht groß ist, sind die Folgen einer HIV-Infektion massiv. Aus diesem Grund wird eine HIV-Postexpositionsprophylaxe in vielen Fällen empfohlen oder zumindest angeboten.
Bei der PEP ist es wichtig, schnell zu handeln. Es handelt sich um eine medikamentöse antiretrovirale Behandlung, die nach einem Risiko durchgeführt wird. Je früher die medikamentöse Prophylaxe beginnt, desto wirksamer ist sie. Die Medikamente werden vier Wochen lang eingenommen. Betroffene sollten nach Möglichkeit innerhalb von 24 Stunden mit der PEP beginnen, besser noch innerhalb von 2 Stunden). Vergehen mehr als 72 Stunden nach dem Ereignis, wird die PEP nicht mehr angeboten.
Als Standardprophlylaxe wird eine Kombination aus Tenofovir disoproxil-Emtricitabin und einem Integrase-Inhibitor empfohlen, wie zum Beispiel:
Auch viele andere Medikamentenkombinationen sind möglich.
Die Behandlung wird 28 bis 30 Tage durchgeführt. Eine längere Behandlungsdauer kann in Erwägung gezogen werden, wenn mit der Behandlung erst nach 36 bis 48 Stunden gestartet wird. Die Einnahme der Tabletten sollte möglichst zur gleichen Zeit und mit einer Mahlzeit erfolgen.
Die PEP ist kein Zuckerschlecken. Die Einnahme der Medikamente kann starke Nebenwirkungen hervorrufen. Vor allem in der Vergangenheit (bei einer Behandlung mit der Kombination aus Kaletra ® und Combivir ®) traten in den ersten zwei Wochen der Einnahme akute Nebenwirkungen ein wie Durchfall, Übelkeit und Abgeschlagenheit.
Zwar ist die aktuelle Standardprophylaxe verträglicher, dennoch kann es auch durch diese Medikamentenkombination zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
Im Laufe der Behandlung klingen die Nebenwirkungen ab. Dennoch können die am Anfang auftretenden Nebenwirkungen dazu führen, dass Patienten die Behandlung von sich aus abbrechen.
Die Leitlinien der Deutschen AIDS-Gesellschaft e.V. legen fest, in welchen Situationen eine PEP
Die Empfehlungen richten sich dem Risiko. Die PEP wird zum Beispiel empfohlen, wenn ungeschützter vaginaler oder analer Geschlechtsverkehr mit einer bekannt HIV-infizierten Person stattgefunden hat und die Viruslast über 1000 Kopien pro ml Blut liegt.
Bei ungeschütztem Analverkehr zwischen Männern wird die PEP zwar nicht empfohlen, aber angeboten. Die statistische Wahrscheinlichkeit in Deutschland, dass beim Partner eine undiagnostizierte oder unbehandelte HIV-Infektion vorliegt, liegt zwischen ca. einem und drei Prozent (abhängig vom Alter). Mit höherer Wahrscheinlichkeit ist in Großstädten zu rechnen.
Wer einem Risiko einer HIV-Infektion ausgesetzt war, sollte nicht zögern und sich beraten lassen. In den großen Städten wird die PEP meist von den Universitätskliniken oder Städtischen Kliniken angeboten.
Die Deutsche Aidshilfe bietet auf ihrer Webseite eine Übersicht aller Krankenhäuser an, die eine Notfallambulanz haben und rund um die Uhr geöffnet sind.
Die PEP ist sehr wirksam, sie kann aber nicht jede HIV-Infektion verhindern. Es sind Fälle bekannt, bei denen die PEP schon sechs Stunden nach dem Risiko eingenommen wurde und es trotzdem zu einer HIV-Übertragung gekommen ist. Hier ist aber von Einzelfällen oder besonderen Situationen auszugehen.
Um die Wirksamkeit der PEP herauszufinden, müsste man Menschen mit dem HIV-Virus anstecken und dann einer PEP unterziehen. Aus ethischen Gründen ist eine solche Studie selbstverständlich nicht umsetzbar. Je früher man mit der PEP beginnt, um so wirksamer ist sie.
Weitere Informationen: Hier finden Sie alle wichtigen Fragen und Antworten zur PEP.
Die PrEP wird eingenommen, um sich vorsorglich vor einer HIV-Infektion zu schützen, insbesondere dann, wenn man einem höheren Risiko ausgesetzt ist. Die PrEP kann dauerhaft oder für einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Die PEP wird nach einem Risiko (zum Beispiel ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Nadelstichverletzung im Krankenhaus) für 28 bis 30 Tage eingenommen.
Für die PrEP wird eine Kombination aus zwei antiretroviralen Medikamenten verschrieben. Für die PEP wird eine Kombination aus drei antiretroviralen Medikamenten eingenommen.
Als HIV entdeckt wurde hat man die Befürchtung gehabt, dass sich das Virus explosiv ausbreiten wird. HIV ist aber ein Virus, das recht schwer übertragbar ist. Bei aller Statistik muss festgehalten werden, dass es Menschen gibt, die sich häufig einem Risiko aussetzen und selbst nach Jahren nicht mit dem HI-Virus infiziert werden. Bei anderen reicht ein einmaliger Risikokontakt aus. Es kommt auf die individuelle Situation an, unter anderem auch auf die Viruslast des HIV-positiven Partners.
Aus diesem Grund sind statistische Zahlen zur Übertragungswahrscheinlichkeit von HIV sehr problematisch und mit Vorsicht zu genießen. Sie zeigen aber, dass nicht jeder Kontakt mit einem HIV-infizierten Menschen automatisch zu einer HIV-Infektion führt. HIV ist ein Virus, das relativ schwer übertragbar ist.
Art des Kontaktes | Infektionswahrscheinlichkeit pro Kontakt |
---|---|
Ungeschützter passiver Analverkehr mit HIV-positivem Partner | 0,82% (0,24 – 2,76%) |
Ungeschützter passiver Analverkehr mit Partner vom unbekannten HIV-Status | 0,27% (0,06 – 0,49%) |
Ungeschützter passiver Analverkehr (ohne Ejakulation in den Enddarm) | 0,65% |
Ungeschützter passiver Analverkehr (mit Ejakulation in den Enddarm) | 1,43% |
Ungeschützter aktiver Analverkehr (mit unbeschnittenem Penis) | 0,66% |
Ungeschützter aktiver Analverkehr (mit beschnittenem Penis) | 0,11% |
Ungeschützter aktiver Analverkehr mit einem Partner von unbekanntem HIV-Status | 0,06% (0,02 – 0,19%) |
Risiko für Frauen bei ungeschütztem Vaginalverkehr mit HIV-positivem Partner | 0,05-0,15 % |
Risiko für Männer bei ungeschütztem Vaginalverkehr mit HIV-positiver Partnerin | 0,03-5,6% |
Oraler Sex | Wahrscheinlichkeit nicht bekannt, wurde aber in Einzelfällen bei Aufnahme von Sperma in den Mund beschrieben. |
Diese Zahlen beruhen auf unterschiedliche Studien. Obwohl die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion gering ist, sollte jeder Risikokontakt ernst genommen werden. Vor allem Menschen, die nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, setzen andere in Gefahr.
Zur Diagnose von HIV werden unterschiedliche HIV-Tests angeboten. Die bekanntesten HIV-Tests sind HIV-Schnelltests. Dabei handelt es sich um Antikörper-Suchtests. Die Tests suchen im Blut nach Antikörpern gegen HIV.
Die wichtigsten HIV-Tests sind:
Der HIV-Schnelltest wird von Gesundheitsämtern und von Aidshilfen oder Checkpoints oft, aber nicht immer, kostenlos angeboten. Der HIV-Schnelltest kann anonym durchgeführt werden. Dabei wird ein wenig Blut aus der Fingerkuppe entnommen. Das Ergebnis bekommt man nach wenigen Minuten mitgeteilt.
Um eine HIV-Infektion mit einem HIV-Schnelltest sicher auszuschließen, muss man 12 Wochen nach dem Risiko warten. HIV-Schnelltest können zwar schon nach drei Wochen HIV-Infektionen nachweisen, aber einige Menschen bilden viel später HIV-Antikörper, so dass ein sicherer Ausschluss einer HIV-Infektion mit diesen Tests erst 12 Wochen nach dem Risiko möglich ist.
HIV-Schnelltest können falsch positiv reagieren. Sie sind sehr empfindlich und reagieren manchmal, obwohl keine HIV-Infektion vorliegt. Wenn das Ergebnis eines HIV-Schnelltest positiv ausfällt, muss es durch einen weiteren Test bestätigt werden.
Ein HIV-Schnelltest oder HIV-Heimtest ist nichts anderes als ein Schnelltest, den man selbst zu Hause durchführen kann. Solche Tests können seit dem 29.08.2018 legal in Deutschland gekauft werden. Sie funktionieren auf die gleiche Art und Weise. Man entnimmt selbst etwas Blut aus der Fingerkuppe und testet das Blut, so wie es in der Bedienungsanleitung beschrieben wird. Da es sich um einen Schnelltest handelt, ist auch hier die 12wöchige Wartezeit nach dem letzten Risiko einzuhalten, damit eine Infektion sicher ausgeschlossen werden kann.
Der Nachteil eines HIV-Selbsttests ist die ausbleibende Beratung nach einem positiven Ergebnis. Der Vorteil dagegen, dass die Überwindung, einen HIV-Test durchzuführen geringer ist. Positive Ergebnisse müssen mit einem weiteren Test bestätigt werden.
Name des HIV-Selbsttests | Hersteller | Bezugsquelle |
---|---|---|
Atomo HIV Self Test | atomo diagnostics | bei Amazon aktuell nicht verfügbar (11.08.2019) |
Autotest VIH | AAZ-LMB (Vertrieb durch Ratiopharm) | KAUFEN |
Biosure HIV Self Test | Biosure | KAUFEN (englische Version) |
Exacto Pro HIV | Biosynex | KAUFEN |
INSTI HIV Self-Test | bioLytical | KAUFEN |
Bei einem HIV-Labortest (HIV-Test der 4. Generation) wird Blut aus der Vene entnommen. Im Gegensatz zum Schnelltest, wird nicht nur nach Antikörpern gesucht, sondern auch nach einem Bestandteil des HI-Virus (p24-Antigen). Man spricht von einem kombinierten Antikörper-Antigen-Test. Damit der Bestandteil nachgewiesen werden kann, muss die HIV-Menge im Blut sehr hoch sein. Das ist kurz nach der Ansteckung der Fall.
Um eine HIV-Infektion sicher auszuschließen, muss man sechs Wochen nach dem Risiko warten. Bis man das Ergebnis des Labortests erhält, dauert es einige Tage. Fällt ein Labortest positiv aus, wird direkt im Labor ein Bestätigungstest durchgeführt.
Einen HIV-Labortest bieten einige Gesundheitsämter, Aidshilfen oder Checkpoints an. Dort wird er anonym angeboten. Auch in einigen Arztpraxen kann man den HIV-Labortest durchführen lassen.
Ein HIV-PCR-Test weist das Virus direkt nach. In der Regel wird ein HIV-PCR Test zur Kontrolle eingesetzt, um die Wirksamkeit einer HIV-Therapie zu kontrollieren. Mit sehr empfindlichen PCR-Tests kann eine Virenmenge ab 20 Kopien pro ml Blutserum nachgewiesen werden.
Ein HIV-PCR Test wird in der Diagnostik angeboten, wenn der HIV-Schnelltest oder HIV-Labortest negativ oder fraglich ausfällt, es aber einen begründeten Verdacht auf eine frische HIV-Infektion gibt. Das Ergebnis kann so noch mach gesichert werden.
Mit einem HIV-PCR Test lässt sich eine HIV-Infektion ab der 3. Woche (15. Tag nach dem Risiko) nachweisen. Dabei kann nur auf HIV 1 getestet werden. In Einzelfällen kann aber die Virusmenge im Blut noch so gering sein, dass ein HIV-PCR Test trotz bestehender Infektion negativ ausfällt. Aus diesem Grund muss das Ergebnis durch einen HIV-Labortest sechs Wochen nach der Infektion bestätigt werden.
Da ein HIV-PCR Test zur Diagnose nicht empfohlen wird, weil ein negatives Ergebnis nicht sicher ausgeschlossen werden kann, müssen die Kosten des Tests von etwa 100 bis 150 Euro selbst getragen werden.
Nach der akuten Infektion mit dem HI-Virus, die auf ein bis zwei Wochen limitiert ist, tritt ein symptomfreies Stadium auf. Dieses kann Monate bis Jahre andauern. Durchschnittlich vergehen acht Jahre, bis lebensbedrohliche opportunistische Infektionen auftreten. Unter opportunistischen Infektionen versteht man Erkrankungen von an sich harmlosen Erregern, die eine Abwehrschwäche des Wirtes auszunutzen. Sie nutzen die Gelegenheit, sich während einer Immunschwäche zu vermehren und richten so Schaden an. Für Menschen mit gesundem Immunsystem sind diese Erreger in dem meisten Fällen harmlos.
Eine chronische HIV-Infektion kann sich zunächst durch sehr unspezifische Symptome bemerkbar machen, wie eine Störung des Allgemeinbefindens, Veränderungen an der Haut und an den Schleimhäuten oder Magen-Darm-Beschwerden. Gelegentlich treten auch neurologische Symptome auf. Diese Symptome können auftreten und wieder verschwinden.
In Folge der HIV-Infektion kann es zum Ausbruch schwerer und lebensbedrohlicher Infektionen kommen. Schwere und lebensbedrohliche Ausprägungen bestimmter Erkrankungen wurden unter dem Sammelbegriff AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrom) zusammengefasst. AIDS ist also ein Überbegriff für das Auftreten verschiedener opportunistischer Infektionen. Als Folge der Immunschwäche treten vor allem auf:
Das HI-Virus schwächt das Immunsystem. Es dringt in wichtige Zellen unseres Immunsystems ein, in die T-Helferzellen (auch CD4-Zellen genannt). T-Helferzellen gehören zu den weißen Blutkörperchen.
Nachdem das Virus in die Zelle eingedrungen ist, baut es seine Erbinformation (RNA) so um, dass diese in die DNA der befallenen Zelle integriert wird. Es nutzt die T-Helferzellen so aus, um sich selbst zu vermehren. Dabei schädigt das Virus die T-Helferzellen und damit das Immunsystem.
Unser Immunsystem reagiert und bildet Antikörper, um das Virus zu beseitigen. Befallene T-Helferzellen werden zerstört, aber das Virus vermehrt sich und befällt weitere T-Helferzellen. Die körpereigene Immunabwehr ist in der Lage, das Virus eine Zeit lang in Schach zu halten, kann es aber nicht vollständig beseitigen. Dieser „Kampf“ kann Jahre andauern. Erst wenn die Zahl der T-Helferzellen erheblich sinkt, kann die körpereigene Immunabwehr selbst harmlose Erreger nicht mehr wirksam bekämpfen. Die Immunschwäche führt dann zum Krankheitsbild AIDS. Es treten lebensbedrohliche Infektionen oder Krebs auf.
HIV ist nicht heilbar! Es fehlen Behandlungsmöglichkeiten, um das Virus aus dem Körper zu entfernen. Ebenso fehlt ein HIV-Impfstoff. Selbst nach 40jähriger Forschung ist es noch nicht gelungen, einen HIV-Impfstoff zu entwickeln, der vor einer HIV-Infektion schützt. Das hängt mit der trickreichen Biologie des Virus zusammen. Aktuell wird an etwa 30 HIV-Impfstoffen weltweit geforscht. Nach aktuellem Stand der Dinge darf man aber keinen zeitnahen Erfolg erwarten.
Dennoch ist es in den letzten Jahren gelungen, HIV wirksam zu behandeln. Das Ziel der Behandlung ist es, die Entstehung eines relevanten Immundefekts und den Ausbruch von AIDS zu verhindern. Als Behandlungsstrategie wird derzeit eine Kombination verschiedener Substanzklassen (HAART = highly active antiretroviral therapy) empfohlen, wobei der Leitspruch "hit hard and early" gilt. Vor allem eine Studie hat in den letzten Jahren für neue Erkenntnisse gesorgt: die Start-Studie. Patienten mit einer HIV-Infektion, die rechtzeitig und früh behandelt werden, erkranken seltener an AIDS. Ein früher Behandlungsbeginn wird inzwischen empfohlen.
Dazu stehen viele antiretrovirale Medikamente zur Verfügung. Die Medikamente verhindern die Vermehrung des Virus. Sie setzen an unterschiedlichen Stellen an. Einige verhindert das Eindringen des Virus in die Zielzelle. Andere verhindern die Integration der viralen DNA in die Zell-DNA.
Bei einem rechtzeitigem Behandlungsbeginn sind die Chancen auf eine normale Lebenserwartung und guter Lebensqualität hoch. Wichtig ist, früh mit der Behandlung anzufangen.
Einer der größten Probleme der Behandlung ist das Auftreten von Resistenzen. Diese können auftreten, wenn die medikamentöse Behandlung nicht effektiv genug ist. Aus diesem Grund versucht man von Anfang an, die Vermehrung des Virus vollständig zu hemmen. Das gelingt durch den Einsatz einer Kombination von mehreren Medikamenten (in der Regel drei). Damit die Behandlung langfristig funktioniert, müssen die Medikamente regelmäßig (täglich) und lebenslang eingenommen werden. Das erfordert von den Patienten viel Disziplin.
Eine enge Betreuung durch einen spezialisierten Facharzt (spezialisierte Schwerpunktpraxen oder Klinikambulanzen) ist notwendig. Treten Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen auf oder wirken die Medikamente nicht, dann ist es essentiell von einem Arzt betreut zu werden, der den aktuellsten Stand der Forschung kennt.
Alle zwei bis vier Jahre werden die Therapieempfehlungen aktualisiert. Das hängt mit der ständigen Forschung und neuen Erkenntnissen auf diesem Gebiet zusammen. Die Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-Infektion geben Auskunft über die aktuellen Empfehlungen.
HIV-Medikamente können starke Nebenwirkungen auslösen. Die meisten Menschen kommen aber mit der Therapie gut klar.
Akute Nebenwirkungen, die vor allem in den ersten Wochen der Einnahme der Medikamente auftreten, sind:
Die akuten Nebenwirkungen lassen nach einigen Wochen nach. In den ersten zwei bis drei Wochen nach Therapiebeginn oder Therapieeinstellung, sollte man sich darauf einstellen, um den Alltag besser bewältigen zu können.
HIV-Medikamente können Langzeitnebenwirkungen auslösen. Sie können nach Monaten oder nach Jahren auftreten. Dazu gehören das Auftreten eines Lipodystrophie-Syndroms mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, aber auch hohe Blutfettwerte (Blutfette), Leberschäden, Osteoporose oder Polyneuropathie. Ebenso kann die Nierenleistung beeinträchtigt sein. Die Medikamente können auch Auswirkungen auf die eigene Stimmung haben und sexuelle Funktionsstörungen auslösen.
Bei der Behandlung der HIV-Infektion werden zwei Laborwerte regelmäßig kontrolliert:
Sie geben Auskunft darüber, wie stark das Immunsystem beeinträchtigt ist und ob die Behandlung anschlägt. Verschlechtern sich diese Werte trotz Therapie, ist ein Wechsel der Behandlung notwendig.
Die Viruslast gibt die Menge der HI-Viren im Blut wieder. Dabei wird die Zahl der Viruskopien pro ml Blut angegeben. Während einer akuten HIV-Infektion erreicht die Viruslast 100 Millionen Kopien pro ml Blut. Durch die Therapie kann die Viruslast auf unter 20 bis 40 Viruskopien pro Milliliter Blut gesenkt werden. Mit gängigen Verfahren ist HIV dann nicht mehr nachweisbar. Ist die Viruslast unter einer wirksamen Therapie auf unter 50 Viruskopien pro Milliliter Blut gesenkt worden, dann gelten HIV-Infizierte Menschen als nicht mehr infektiös. Das heißt, sie können andere Menschen nicht mehr infizieren, auch nicht beim Sex.
Allerdings muss man wissen, dass die Viruslast stark schwanken kann. Sie ist nicht nur von einer erfolgreichen Therapie abhängig, sondern auch vom Zustand des eigenen Immunsystems. So können ein grippaler Infekt oder andere Erkrankungen zu Schwankungen der Viruslast bei einer unbehandelten HIV-Infektion führen.
Die Zahl der T-Helferzellen (auch als CD4-Zellen bezeichnet) zeigen auf, wie stark HIV das Immunsystem bereits geschädigt hat. Gesunde Menschen haben zwischen 600 und 1200 dieser Zellen pro Mikroliter Blut. HIV schädigt diese Zellen. Wenn nur noch 200 oder weniger Zellen pro Mikroliter Blut vorhanden sind, dann ist das Immunsystem so geschwächt, dass selbst harmlose Erreger schwere Infektionen auslösen können. Auch die Gefahr an Krebs zu erkranken, steigt enorm. Betroffene bekommen das Krankheitsbild AIDS.
Die Heilung von HIV wird noch auf sich warten müssen. Im Moment gibt es weder einen Impfstoff, noch kann mit einer Behandlung der Virus aus dem Körper entfernt werden.
In den letzten Jahren ist aber die Therapie von HIV immer besser geworden. Die antiretroviralen Medikamente werden verträglicher. Nahezu alle Menschen mit HIV haben bei einer rechtzeitigen Behandlung einen normale Lebenserwartung. Es ist anzunehmen, dass der medizinische Fortschritt in den nächsten Jahren weitere Verbesserungen bei der Behandlung von HIV mit sich bringt.
PrEP, PEP und eine wirksame Behandlung, könnten dazu beitragen, die Verbreitung des Virus langfristig einzudämmen. Dabei ist es notwendig, Aufklärungsarbeit zu leisten und allen Menschen Zugang zur medikamentösen Behandlung anzubieten.
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aktualisiert am 15.08.2019