Eine Histaminintoleranz kann eine große Vielzahl von Symptomen verursachen, die von Magen-Darm-Problemen über Migräne bis hin zu Kreislaufbeschwerden reichen. Es gibt auch nicht die eine Ursache, die zu einer solchen Histaminose führt. Im Ergebnis lässt sich die Ursache für eine Histaminintoleranz jedoch auf eine einfachen Nenner bringen: Es ist zu viel Histamin im Körper, unabhängig davon, auf welche Weise und warum dieser Histaminüberschuss zustande gekommen ist. Die Ursachen sind vielfältig.
Bei Histamin handelt es sich um einen körpereigenen Botenstoff – eine Substanz, die Signale im Körper an andere Zellen übermittelt. Trotzdem kann es passieren, dass der Körper genau auf diesen Stoff mit Vergiftungssymptomen reagiert. Diese können, im Extremfall, sogar lebensbedrohlich sein. Bei den Symptomen handelt es sich um eine übersteigerte Abwehrreaktion des Körpers. Sie entsteht, wenn ein Missverhältnis zwischen freiem Histamin im Körper einerseits und der Fähigkeit, das Histamin abzubauen, andererseits besteht. Bei gesunden Menschen besteht zwischen diesen beiden Seiten ein Gleichgewicht. Bei Menschen mit einer Histaminintoleranz ist dieses Gleichgewicht gestört. Ob eine Histaminintoleranz angeboren oder erworben ist, ist umstritten.
Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass dieses Ungleichgewicht entsteht und bei Menschen mit einer Histaminintoleranz die entsprechenden Symptome auslöst. In den meisten Fällen kommen mehrere der nachfolgend aufgeführten Komponenten zusammen:
Unter der Histaminzufuhr von außen versteht man im Wesentlichen drei Vorgänge:
Da der Darm Teil des Verdauungstraktes ist, der vom Mund bis zum Darmausgang reicht, gilt die Darmoberfläche nach dieser Definition als außerhalb des Körpers. Nahrungskomponenten werden hierbei über die Darmwand in den Körper aufgenommen.
Es gibt kaum Nahrungsmittel, die völlig frei sind von Histamin. Andererseits gibt es einige Nahrungsmittel, die einen sehr hohen Anteil an Histamin aufweisen. Wichtig ist zudem: Je frischer Nahrungsmittel sind, desto geringer ist oftmals der Histamingehalt. Dabei geht es sowohl um die gewollten Reifungsprozesse (wie bei Käse oder Wein) als auch um mangelnde Frische, etwa durch zu langes oder falsches Lagern.
Der menschliche Darm ist von verschiedenen Mikroorganismen, zumeist Bakterien, besiedelt. Darunter sind auch Bakterien, die in einem normalen Maße Histamin und andere Amine bilden. Insbesondere durch äußere Einflüsse kann es zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora kommen. Dabei kann es vorkommen, dass die Bakterien, die übermäßig viel Histamin und andere Amine produzieren, sich zu sehr ausbreiten.
Weitere Auslöser einer Histaminose im Bereich Histaminzufuhr von außen sind:
Sowohl zahlreiche körperliche Ursachen als auch Umwelteinflüsse haben Auswirkungen auf die Umwandlung von Histidin in Histamin. Daher verstoffwechseln Betroffene Histidin verstärkt zu Histamin, so dass Symptome auftreten.
Der Umbau von Histidin in Histamin erfolgt im Körper durch das Enzym HDC (Histidin-Decarboxylase). Es gibt unterschiedliche Genvarianten des Enzyms HDC. Daher kann eine Histaminose auch durch eine „unglückliche“ Genvariante des Enzyms HDC verursacht sein: einfach weil zu viel Histidin in Histamin umgewandelt wird.
Umwelteinflüsse wie bestimmte Bakterienarten, aber auch alkalische Tenside (Reinigungsmittel und Pflegeprodukte für den Körper) können zu einer vermehrten Umwandlung von Histidin in Histamin sorgen. Sie aktivieren das Enzym HDC, das den Umwandlungsprozess steuert.
Histidin ist für zahlreiche Stoffwechselprozesse erforderlich. Der Bedarf kann durch das körpereigene Histidin gedeckt werden. Histidin muss also nicht über die Nahrung aufgenommen werden. Grundsätzlich scheint die Aufnahme von histidinhaltigen Nahrungsmitteln nur dann schädlich zu sein, wenn diese aufgrund von mikrobiellen Verderbnisprozessen zu viel in Histamin umgewandelt werden. Histidinreiche Nahrungsmittel sollten daher frisch verzehrt werden.
Histamin ist in jedem menschlichen Körper vorhanden. Es ist in den so genannten Mastzellen gebunden und wird im Normalfall nur anlassbezogen freigesetzt. Die bekannteste überschießende Reaktion des Histaminhaushalts ist die allergische Reaktion: So kann beispielsweise nach einem Insektenstich schlagartig so viel Histamin freigesetzt werden, dass im Extremfall ein allergischer Schock eintritt. Meist weniger stark fällt die überschießende Histaminabgabe im Körper aus, die durch bestimmte Nahrungsmittel sowie Düfte, mechanische Einwirkungen, Wetter-Reize (Temperatur, Wind), aber auch Stress ausgelöst wird.
Die Mastzellen gehören zum Immunsystem des Körpers. In ihnen ist Histamin gespeichert, sie geben es bei Bedarf frei. Aufgrund einer im Laufe des Lebens entstandenen oder angeborenen genetischen Veränderung (Mutation) kann es dazu kommen, dass vermehrt Histamin abgegeben wird.
Beispielsweise Allergien und Kreuzreaktionen können zu einer vermehrten Freisetzung körpereigenen Histamins führen. Auch Giftstoffe können die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen auslösen.
So genannte Pseudoallergene wie Konservierungsstoffe, aber auch mechanische Reize, Hitze oder Kälte können zu einer vermehrten Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen führen.
Psychische Faktoren wie Stress oder Kummer und Wut haben einen Einfluss auf das periphere (durch den Körper ziehende) Nervensystem. Wird dieses stark erregt, kann dies die übermäßige Freisetzung von Histamin aus den benachbarten Mastzellen zur Folge haben.
Bei der Empfindlichkeitsstörung der Histaminrezeptoren (Andockstellen) ist die Histaminmenge normal. Allerdings werden die Histaminrezeptoren schon bei einer sehr geringen Menge an Histamin aktiviert. Sie reagieren überempfindlich. Veränderungen der Histaminrezeptoren können angeboren oder erworben sein.
Das überschüssige Histamin im Körper – ganz gleich, aus welcher Quelle es stammt – wird durch das Enzym DAO (Diaminoxidase) abgebaut. Liegt eine Störung im DAO-Haushalt vor, dann kann das freie Histamin im Körper nicht oder nicht schnell genug abgebaut werden. Es gibt mehrere Ursachen für die Entstehung einer Histaminabbaustörung:
Schweizerische Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI) – Ursachen der Histaminose im Überblick: https://www.histaminintoleranz.ch/de/histaminose_ursachen-ueberblick.html (online, letzter Abruf: 19.11.2020)
das gastroenterologie portal, Dr. med. Gernot Schönfeld; Dr. med. Andreas Schröder – Histaminintoleranz: http://dasgastroenterologieportal.de/Histaminintoleranz.htm (online, letzter Abruf: 19.11.2020)
Allergieinformationsdienst – Histamin-Intoleranz-Syndrom: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/weitere-krankheitsbilder/histamin-intoleranz.html (online, letzter Abruf: 19.11.2020)
aktualisiert am 19.11.2020