Hirsutismus bezeichnet eine übermäßige Behaarung einer Frau. Bei Betroffenen zeigt sich eine eher männliche Haarverteilung mit stärkerem Haarwuchs am Körper, im Intimbereich, teils im Gesicht. Die Ursache liegt im Einfluss von männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen), auf die der Körper entweder stärker anspringt oder deren Spiegel sehr hoch ist. Die markante Behaarung ist vielen Betroffenen unangenehm und kann dazu führen, dass sie sich im seelischen Wohlbefinden beeinträchtigt fühlen. Beim Hirsutismus kann die Behandlung kosmetisch (Epilation) oder ursächlich (mit Mitteln gegen die männlichen Hormone) geschehen.
Im Grundsatz lässt sich beim Hirsutismus eine primäre (idiopathische) von einer sekundären Form unterscheiden.
Bei den meisten Frauen, die von der Störung betroffen sind, handelt es sich um die idiopathische (primäre) Form. Die Veranlagung wird über die Gene weitergegeben. So findet sich die Störung beispielsweise bei einer Abstammung aus der Mittelmeerregion häufiger als bei Mittel- oder Nordeuropäerinnen. Beim idiopathischen Hirsutismus sind die Haarfollikel sehr empfindlich gegenüber den männlichen Hormonen (Androgenen). Die Folge ist, dass der Haarwuchs auch von geringeren Hormonspiegeln stark stimuliert wird.
Bei der sekundären Form des Hirsutismus ist der Haarwuchs durch eine andere Erkrankung bedingt. Hier liegt ein zu hoher Blutspiegel der Männlichkeitshormone (Androgene) vor. Sie werden vom Eierstock oder von der Nebenniere im großen Maße produziert. Der Grund sind Krankheiten wie gutartige oder bösartige Tumore, das polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom, eine spezielle Erkrankung mit Zystenbildung im Eierstock) oder hormonelle Störungen (z. B. Cushing-Syndrom oder das adrenogenitale Syndrom). Weitere Erkrankungen können ebenfalls die Ursache für überschießende Körperbehaarung sein wie etwa Fettleibigkeit (Adipositas), Diabetes (Zuckerkrankheit) oder andere Stoffwechselstörungen. Außerdem können bestimmte Medikamente einen Hirsutismus bedingen.
Bei betroffenen Frauen zeigt sich eine verstärkte Körperbehaarung. Diese betrifft vor allem einige typische Hautregionen. Die Anzeichen beginnen meist als Damenbart, als vermehrte Behaarung an der Brust und in der Schamregion. Dort zieht sich die Behaarung in einem Ausläufer bis zum Bauchnabel. Schreitet die Störung fort, dann kommt es auch zu einer auffälligen Behaarung zwischen den Oberschenkeln, an Rücken und Schultern sowie in weiteren Gesichtspartien (Kinnbereich und Wangen). In sehr starken Fällen besteht eine ausgeprägte Behaarung auch auf dem Handrücken und dem Po. Manchmal kommt es auf dem Kopf dagegen zum Haarausfall analog zu einer männlichen Glatzenbildung (Alopezie).
Bei einigen Störungen (wie dem PCO-Syndrom) zeigen sich weitere Anzeichen einer Vermännlichung (Androgenisierung, Virilisierung). Die weibliche Brust kann schrumpfen, die Klitoris wachsen. Die Stimmlage kann tiefer werden. Akne und eine talgige Haut (Seborrhoe) kann sich zeigen. Außerdem treten bei einer Vermännlichung Menstruationsstörungen beziehungsweise Abweichungen vom Monatszyklus auf. Die Fruchtbarkeit der betroffenen Frau kann bei der Störung herabgesetzt sein.
Hirsutismus mit seinen mitunter auffälligen Körperhaaren kann eine seelische Belastung für die Frau bedeuten. Viele Betroffene fühlen sich in ihrer Attraktivität herabgesetzt. Der Haarwuchs kann somit ein großes ästhetisches Problem darstellen.
Die Diagnose beginnt mit einer Befragung durch den Arzt (Anamnese). Dieser forscht dabei nach den Ursachen der starken Behaarung wie beispielsweise einem Auftreten bei Verwandten, nach möglichen weiteren Symptomen, eingenommenen Medikamenten und anderen gesundheitlichen Besonderheiten der Frau. Die körperliche Untersuchung dient vorrangig der Beurteilung, in welcher Form die Behaarung verstärkt ist, doch der Frauenarzt beurteilt auch die Genitalorgane. In einer Blutentnahme werden vor allem die Hormonwerte bestimmt. Bei sekundären Formen der Störung sind die Androgene (männliche Geschlechtshormone) erhöht. Durch Ermittlung der Blutwerte weiterer Hormone, die in den Regelkreisen bedeutsam sind, kann die Ursache weiter aufgelöst werden. Wenn der Verdacht auf ursächliche Erkrankungen des Hirsutismus besteht, werden dahingehend Untersuchungen durchgeführt. Beispielsweise kann eine Ultraschalluntersuchung des Unterleibs sinnvoll sein, um die Eierstöcke zu beurteilen.
Ein Hirsutismus im eigentlichen Sinne muss von einem generell vermehrten Haarwuchs unterschieden werden, der alle Körperstellen gleichermaßen betrifft (Hypertrichose). Außerdem ist ein männlicher Behaarungstyp oft nur eines von vielen Zeichen einer ausgeprägten Vermännlichung (Virilisierung).
Als Therapie kann einerseits eine Eindämmung der Symptome (hier Beseitigung der auffälligen Haare) erfolgen. Andererseits kann eine Ursache angegangen werden, wenn es sich um eine sekundäre Entstehung des Hirsutismus handelt.
Eine Haarentfernung ist auf unterschiedliche Weise möglich. Die Betroffene kann sich an den Stellen rasieren, sie kann die Haare epilieren (Haare zupfen) oder eine Enthaarungscreme verwenden. Eine dauerhafte Haarentfernung ist mit dem Laser möglich. Auch elektrische, thermische (über die Temperatur wirkende) und chirurgische Verfahren können angewendet werden, um die Haare langfristig zu beseitigen.
Was bei einer sekundären Form der Störung therapeutisch gemacht wird, hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Hormonelle Störungen und Stoffwechselerkrankungen werden mit geeigneten Verfahren behandelt. Tumore, die Hormone produzieren, werden meist operativ beseitigt. Sind Medikamente für die Entstehung des Hirsutismus verantwortlich, werden sie ersetzt oder weggelassen.
Auch Mittel, die den männlichen Geschlechtshormonen entgegenwirken (Antiandrogene), können gegen die starke Behaarung und andere Vermännlichungserscheinungen helfen.
Der Verlauf eines Hirsutismus ist je nach der Entstehung der Störung unterschiedlich. Ist die übermäßige Behaarung aufgrund der Veranlagung vorhanden, dann lässt sie sich nicht ohne Weiteres abstellen. Hier hilft nur die Behandlung der Symptome, sprich eine Haarentfernung.
Wird bei einem sekundären Hirsutismus die Ursache beseitigt, dann wird sich in aller Regel auch die Behaarung wieder zurückbilden.
aktualisiert am 18.12.2020