Menigokokken sind Bakterien, die eine schwere Erkrankung mit Hirnhautentzündung hervorrufen können. Meningokokken-Erkrankungen sind ein weltweit bedeutsames Gesundheitsproblem. Regelmäßig kommt es zu schweren Epidemien, insbesondere im sogenannten Meningitisgürtel Afrikas. Selbst moderne Therapien in Industrieländern können bis zu 10 Prozent tödliche (letale) Ausgänge sowie schwere Folgen nicht verhindern. In Deutschland sind Erkrankungen durch Meningokokken selten, haben aufgrund der Gefährlichkeit dennoch eine hohe Bedeutung.
Meningokokken-Erkrankungen werden durch die gramnegativen, semmelförmigen Bakterien der Art Neisseria meningitidis verursacht. Aufgrund der Struktur der Oberflächenmerkmale (Kapselpolysaccharide) lassen sich 13 verschiedene Serogruppen unterscheiden. Die Mehrzahl der Infektionen wird durch die Serogruppen A, B und C sowie in geringerem Umfang W135 und Y verursacht. Als Infektionquelle gilt der Mensch.
Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet, an einer Meningokokken-Infektion zu erkranken.
Die Erkrankungsfälle in Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Im Jahr 2020 waren es 138 Fälle, im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie) lag die Anzahl bei 257 Fällen. Die Infektionen werden vor allem durch die Serogruppe B verursacht. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) beträgt der Anteil der Serogruppe B circa 60 Prozent und der Anteil der Serogruppe C, W und Y etwa jeweils 10 bis 15 Prozent.
Übertragen werden Meningokokken durch Aerosole oder Kontakt mit Sekreten aus den Atemwegen. Dazu ist normalerweise ein enger Kontakt zu einer Person notwendig, die erkrankt ist oder Bakterienträger ist. Die Kolonisation des Erregers erfolgt auf den Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raums, wobei die Träger meist asymptomatisch (ohne Symptome) sind. Die Trägerrate beträgt circa 15 bis 25 Prozent bei Jugendlichen und 2 bis 15 Prozent bei Bewohnern der Stadt.
Wenn die Schleimhautbarriere durchbrochen wird, kann der Erreger sich über die Blutbahn (hämatogen) ausbreiten. Daraus resultieren in Abhängigkeit vom befallenen Organsystem vielfältige klinische Anzeichen. Bei diesen invasiven Meningokokken-Erkrankungen kann es von einer vorübergehenden Bakteriämie (Bakterien im Blut ohne weitere Symptome) bis zu einem äußerst akuten, innerhalb von wenigen Stunden tödlich (letal) verlaufenden Bild kommen. Von besonderer klinischer Bedeutung sind dabei die Meningokokken-Meningitis (Hirnhautentzündung) und die Meningokokkensepsis (Ausbreitung der Entzündung über das Blut).
Eine Meningokokken-Meningitis kann folgende Symptome hervorrufen:
Säuglinge und Kleinkinder zeigen oft ein weniger ausgeprägtes Krankheitsbild mit Fieber, Schläfrigkeit, Erbrechen, Krämpfen oder Bewusstseinsminderung. Nicht immer tritt bei Babys und Kleinkindern eine Nackensteife ein. Dafür kann die Fontanelle (Lücke zwischen Schädelknochen) vorgewölbt sein.
Etwa fünf bis zehn Prozent der invasiven Meningokokken-Erkrankungen verlaufen als Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, welches durch eine fulminante Sepsis mit massiven Kapillarblutungen in die Haut (Purpura) gekennzeichnet ist.
Bereits beim Verdacht auf eine Infektion mit Meningokokken muss umgehend eine Behandlung im Krankenhaus erfolgen.
Wenn Beschwerden mit Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost plötzlich auftreten, sollte eine sofortige ärztliche Untersuchung stattfinden.
Bei Verdacht auf Meningokokken müssen Betroffene bis zu 24 Stunden im Krankenhaus isoliert werden. Im Gegensatz zu einer Meningokokken-Sepsis verläuft eine Meningitis (Hirnhautentzündung) meist weniger dramatisch. Sie ist therapeutisch durch rechtzeitige Verabreichung von Antibiotika (Cephalosporine, Penicillin G) besser beeinflussbar. Besonders wenn es zu einer Sepis kommt, ist eine Intensivbehandlung erforderlich.
Zur Vorbeugung der Meningokokken-Erkrankung stehen heute Impfstoffe, mit Ausnahme der Serogruppe B, in Deutschland zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Meningokokken-Impfung generell für alle Kinder im zweiten Lebensjahr.
Darüber hinaus ist eine gezielte Impfung bei Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten mit Restfunktion der T- und/oder B-Zellen angezeigt. Insbesondere ist dies bei Defekten des Komplementsystems, bei Antikörpermangel (Hypogammaglobulinämie) sowie bei Asplenie (keine Milz) der Fall.
Ferner wird sie als Reiseimpfung in endemische Gebiete empfohlen. Für Schüler und Studenten mit Langzeitaufenthalt in Ländern mit empfohlener Impfung, wie zum Beispiel dem Vereinigten Königreich, ist eine Impfung von der Ständigen Impfkommission empfohlen. Oftmals jedoch verlangen die Schulen und Universitäten für die Einschreibung von Gastschülern einen Impfnachweis.
Bei Pilgerreisen nach Saudi-Arabien besteht in der Regel eine Impfpflicht gegen Meningokokken. Bei Ausbrüchen oder regionalen Erkrankungshäufungen kann die Impfung von den Gesundheitsbehörden empfohlen werden.
Für die Impfung gegen Meningokokken stehen zwei Impfstofftypen zur Verfügung: Meningokokken-Gruppe-C-Konjugatimpfstoffe (Menjugate®, NeisVac-C® ), die bereits ab dem Säuglings- bis ins Erwachsenenalter verabreicht werden können, und tetravalente Impfstoffe, die die Serogruppen A, C, W und Y enthalten und je nach Produkt ab sechs Wochen, einem Jahr oder zwei Jahren empfohlen sind.
Letzte Aktualisierung am 04.03.2024.