Jedes Frühjahr zeigt sich das gleiche Bild: Medien überschlagen sich mit Warnungen vor Zecken. Durch milde Winter sind Zecken – die umgangssprachlich auch als Holzbock bezeichnet werden – schon früh im Jahr unterwegs. Zecken sind weniger aufgrund der Tatsache gefährlich, dass sich die Vertreter der Milben als kleine „Vampire“ entpuppen. Viel wichtiger (und gefährlicher) sind die „Mitbringsel“ der Zecken. Durch den Speichel, welche Zecken in die Stichstelle abgeben, werden Erreger wie Borrelien oder das FSME-Virus übertragen. Beide Erreger können eine Entzündung der Hirnhaut auslösen.
In Deutschland sind aktuell verschiedene Zeckenarten autochthon vertreten (das bedeutet, es handelt sich nicht um eingeschleppte Exemplare). Dazu gehören:
Für den Menschen besonders gefährlich ist der Holzbock, auf den die meisten der bekannten Zeckenstiche zurückgehen.
Für die anderen Zeckenarten kommt der Mensch nur gelegentlich als Wirt in Frage, etwa im Fall der Schafzecke. Dann kann es allerdings zur Übertragung potenziell gefährlicher Erreger kommen. Dazu zählt zum Beispiel die Russische Frühling-Sommer-Enzephalitis (RFSE).
Die in Deutschland heimischen Zecken übertragen – in Verbindung mit der Meningitis – im Wesentlichen Erreger der:
In allen drei Fällen kann die Erkrankung zu einer Entzündung der Hirnhäute führen. Das Risiko, am Ende tatsächlich an einer Meningitis zu erkranken, ist für die einzelnen Erreger aber unterschiedlich.
Borreliose (auch Lyme-Borreliose genannt) wird durch Bakterien ausgelöst, nämlich durch Borrelien. Borrelien bilden eine Gattung der Spirochäten (bei diesen handelt es sich um gewundene, bewegliche Bakterien). In den Vordergrund treten als Erreger von Hirnhautentzündungen besonders Vertreter der Art Borrelia burgdorferi. In Deutschland ist die Durchseuchungsrate der Zeckenpopulationen unterschiedlich. Es lässt sich allerdings ein Süd-Nord-Gefälle erkennen. In der Spitze sind bei einem Drittel der Zecken einer Population Borrelien anzutreffen.
Generell wird davon ausgegangen, dass die Bakterien sich im Darm der Zecke aufhalten. Erst einige Zeit nach Beginn der Blutmahlzeit wandern die Erreger in den Speichel und werden auf den Wirt übertragen. Daher dauert es oft Stunden, bis eine Übertragung stattfindet. Nach einer gewissen Inkubationszeit, die unterschiedlich lang ausfallen kann, kann die Wanderröte (Erythema migrans) auftreten, was als Hinweis für die Borreliose gilt. Allerdings ist die Wanderröte nur bei etwa 50 Prozent der Patienten feststellbar.
Die Erkrankung verläuft häufig in Phasen oder Stadien. Neben Organgewebe greifen die Bakterien auch Nervengewebe an – es entsteht eine sogenannte Neuro-Borreliose. Diese kann wiederum zu einer Myelitis (Rückenmarkentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder einer Meningitis führen. Die Borreliose wird durch geeignete Antibiotika behandelt. Eine Behandlung sollte so bald wie möglich beginnen.
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis – eine durch Viren ausgelöste und durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. In Deutschland nimmt der Durchseuchungsgrad der Zeckenpopulationen ab. Risikogebiete konzentrieren sich in Baden-Württemberg, Bayern sowie Thüringen und dem südwestlichen Sachsen.
Anders als bei Borreliose ist eine gegen den Erreger gerichtete Behandlung bei der FSME nicht möglich, die Medizin behandelt im Krankheitsfall die Symptome. Das Erreger-Virus gehört zur Familie der Flaviviridae und wird aus den Speicheldrüsen beim Stich der Zecke übertragen.
Meist liegt die Zeit nach dem Biss bis zum Ausbruch erster Symptome zwischen zwei bis 14 Tagen, die Inkubationszeit kann aber bis knapp einen Monat dauern. Typisch für die FSME ist ein zweiphasiger Verlauf. Dabei treten zuerst grippeähnliche Symptome auf. Glieder- und Kopfschmerzen werden von Fieber begleitet, das nach einigen Tagen wieder abklingt. Nach einer Tage dauernden Phase ohne Fieber kommt es bei gut zwei Drittel der Patienten zu einem zweiten Fiebergipfel. Etwa die Hälfte der Betroffenen entwickelt eine Hirnhautentzündung.
Zwischen 70 Prozent bis 90 Prozent der Infizierten bleiben jedoch symptomfrei, entwickeln also auch keine Symptome einer Hirnhautentzündung. Hinzu kommt, dass selbst in den Risikogebieten der Anteil jener Zecken mit FSME-Viren im Speichel zwischen 0,1 Prozent bis maximal 5 Prozent schwankt. Ein Ausbruch der Erkrankung ist wesentlich unwahrscheinlicher als beispielsweise die Erkrankung an Borreliose. Zudem kann heute mit Impfungen gegen FSME prophylaktisch vorgegangen werden.
Zecken sind als Überträger verschiedener Krankheiten bekannt. Für einen Teil der Erkrankungen existieren – etwa FSME – Impfungen. Diese werden Personen empfohlen, welche sich in den Risikogebieten einer besonderen Exposition (erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Kontakts) gegenüber Zeckenstichen ausgesetzt sehen. Ein sehr wichtiger Prophylaxe-Faktor sind Kontrollen nach dem Aufenthalt im Freien.
Gerade für die Borreliose gilt, dass ein schnelles Entfernen der Zecke einer Übertragung vorbeugen kann. Allerdings bleiben Zeckenstiche (aufgrund des in den Stich injizierten Sekrets) oft unerkannt. Gefährdete Personen sollten sich gegenseitig absuchen. Besonders gefährlich sind die Stiche der Nymphen. Hierbei handelt es sich um ein Larvenstadium. Aufgrund der geringen Größe bleibt deren Stich oft unentdeckt, was eine schnelle Diagnose und Behandlung erschwert.
aktualisiert am 16.10.2018