Eine Hirnblutung entsteht, wenn ein Gefäß im Gehirn reißt und Blut austritt. Die Ursachen für eine Hirnblutung können unterschiedlich sein. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck, eine geplatzte Gefäßaussackung (Aneurysma) oder eine Kopfverletzung durch Gewalteinwirkung von außen sind mögliche Auslöser. Bei Menschen, die sogenannte blutverdünnende Medikamente (Gerinnungshemmer) einnehmen, ist das Risiko einer Hirnblutung erhöht.
Gerinnungshemmende Medikamente sorgen nicht dafür, dass das Blut dünner ist. Deshalb ist der umgangssprachlich verwendete Begriff „Blutverdünner“ medizinisch nicht korrekt. Sie sorgen vielmehr dafür, dass die Blutgerinnung gehemmt wird und langsamer abläuft. Dadurch wird die Bildung von Blutgerinnseln verringert oder verhindert. Schlaganfälle aufgrund einer Minderdurchblutung im Gehirn (ischämische Infarkte) können so reduziert werden. Eine der bedeutendsten Nebenwirkungen dieser Medikamente ist allerdings das Auftreten unerwünschter Blutungen.
Bei Menschen, die Gerinnungshemmer wie Phenprocoumon (Marcumar®, Falithrom®), Warfarin (Coumadin®) oder auch Acetylsalicylsäure (ASS, unter anderem Aspirin®) einnehmen, ist das Risiko für eine Hirnblutung erhöht. Dies gilt sowohl für plötzlich auftretende Blutungen als auch für verzögert einsetzende Hirnblutungen nach einer Kopfverletzung.
Es wird davon ausgegangen, dass ungefähr 15 Prozent der plötzlich auftretenden Hirnblutungen auf die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten zurückzuführen sind. Bei diesen Hirnblutungen sind die Blutergüsse (Hämatome) im Gehirn meist größer als in anderen Fällen und auch die Sterblichkeitsrate ist erhöht. Für verzögert einsetzende Hirnblutungen nach einer Kopfverletzung konnte nachgewiesen werden, dass sie bei gleichzeitiger Einnahme von Gerinnungshemmern häufiger auftreten als ohne diese Art der Medikation.
Eine schnelle Normalisierung der Blutgerinnung nach einer spontanen Hirnblutung in Zusammenhang mit Blutverdünnern verbessert die Überlebenschancen des Betroffenen und reduziert die Größenzunahme des Hämatoms. Das belegen Studienergebnisse. Die Senkung eines stärker erhöhten Blutdruckes ist in dieser Hinsicht ebenfalls sinnvoll. Außerdem konnte gezeigt werden, dass eine spätere erneute Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Blutung nicht erhöht im Vergleich zu Betroffenen, die diese Mittel nicht mehr einnehmen. Schlaganfälle aufgrund einer Minderdurchblutung traten aber deutlich seltener auf als bei Patienten, bei denen die Therapie mit Blutverdünnern nicht wieder aufgenommen wurde. Diese Form von Schlaganfällen ist zudem wesentlich häufiger als Schlaganfälle durch Hirnblutung.
Eine weitere Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen der Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten und dem verzögerten Auftreten von Hirnblutungen nach einer Kopfverletzung. Dabei wurde zwischen älteren Blutverdünnern wie Phenprocoumon oder Warfarin, neueren Gerinnungshemmern wie Apixaban und der gleichzeitigen Einnahme von ASS (Acetylsalicylsäure) unterschieden. Die wenigsten Hirnblutungen traten bei alleiniger Einnahme von Blutverdünnern der neueren Generation auf. Das größte Risiko hingegen besteht bei der Kombination von Gerinnungshemmern der älteren Generation mit ASS. Auch die gleichzeitige Einnahme von ASS und modernen gerinnungshemmenden Medikamenten erhöht das Risiko, allerdings nicht so stark.
Die Einnahme von sogenannten blutverdünnenden Medikamenten erhöht das Risiko, eine Hirnblutung zu erleiden. Dabei spielt auch eine Rolle, welche Art von Gerinnungshemmern eingenommen wird beziehungsweise ob verschiedene gerinnungshemmende Präparate miteinander kombiniert werden. Eine schnelle Normalisierung der Blutgerinnung und des Blutdrucks nach dem Auftreten einer Hirnblutung tragen dazu bei, die Folgeschäden und die Sterblichkeitsrate zu minimieren. Insgesamt überwiegt bei den Blutverdünnern meist der Nutzen, Schlaganfälle durch Minderdurchblutung verhindern zu können, gegenüber dem erhöhten Risiko einer Hirnblutung. Dennoch muss dies vor der Behandlung mit den Medikamenten im einzelnen Fall abgewägt werden.
Deutsche Apotheker Zeitung – Hirnblutungen unter Marcumar: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2015/daz-10-2015/hirnblutungen-unter-marcumar (online, letzter Abruf: 05.07.2022)
American Academy of Neurology – Blood Thinning Drug Linked to Increased Bleeding in Brain: https://www.aan.com/PressRoom/home/PressRelease/659 (online, letzter Abruf: 05.07.2022)
Cision PR Newswire – Popular Blood Thinners May Leed to Brain Bleeding after Head Injury: https://www.prnewswire.com/news-releases/popular-blood-thinners-may-lead-to-brain-bleeding-after-head-injury-301432011.html (online, letzter Abruf: 05.07.2022)
gesundheitsinformation.de – Was sind Gerinnungshemmer und worauf muss man achten?: https://www.gesundheitsinformation.de/was-sind-gerinnungshemmer-und-worauf-muss-man-achten.html (online, letzter Abruf: 05.07.2022)
aktualisiert am 05.07.2022