Der Hexenschuss ist keine medizinische Diagnose. Er beschreibt lediglich einen Krankheitszustand. Unter einem Hexenschuss versteht man einen plötzlich auftretenden, heftigen Rückenschmerz, der zur einer massiven Bewegungseinschränkung führt.
Der Begriff Hexenschuss wird vor allem für plötzlich einsetzenden Rückenschmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule benutzt. Ärzte sprechen von einer der Lumbago, einer akuten Lumbalgie oder dem akuten LWS-Syndrom. Plötzlich auftretende starke Schmerzen im Bereich des Nackens oder im Bereich der Halswirbelsäule mit massiver Bewegungseinschränkungen werden als Nackenschuss bezeichnet. Die Ärzte sprechen von einer akuten Zervikalgie oder einem akuten Schiefhals. Strahlen die Schmerzen in den Arm aus, dann spricht man von einer Zervikobrachialgie.
Ein Hexenschuss im Nacken kann unterschiedliche Ursachen haben. Grundsätzlich wird die Zervikalgie in zwei Arten aufgeteilt:
In den meisten Fällen handelt es sich um eine muskuläre Zervikalgie. Oft führt eine falsche Belastung oder Überlastung des Rückens dazu. Einer der Gründe ist unser oft rückenunfreundlicher Alltag, der zu schwachen und verkürzten Muskeln führt. Bei plötzlichen Belastungen können die Muskeln nicht ausreichend reagieren und verkrampfen schlagartig. Das kann sehr schmerzhaft sein. Die verkrampften Muskeln blockieren so die Beweglichkeit des Rückens.
Bei einigen Patienten scheint das Wetter einen entscheidenden Einfluss zu spielen. Es gibt eine Häufung von Hexenschüssen im Herbst und Winter, wenn es kalt und nass wird. Wie bei vielen anderen Erkrankungen scheint auch die Psyche ein Faktor bei Rückenschmerzen zu sein.
Ein Nackenschuss kann durch folgende Ereignisse ausgelöst oder begünstigt werden:
Treten die Schmerzen auch im Arm auf (Zervikobrachialgie), lässt das auf eine degenerative Erkrankung schließen. Wenn Missempfindungsstörungen an Fingern und Arm (Taubheitsgefühl, Kribbeln) auftreten, dann kann ein Bandscheibenvorfall oder eine Bandscheibenvorwölbung an der Halswirbelsäule vorliegen. Das sollte dringend abgeklärt werden. Ebenso sind Verschleißerscheinungen der kleinen Wirbelgelenke (Halswirbelsäulenarthrose / Spondeylarthrose) als Ursache möglich. Auch muskuläre Verspannungen können zu einer Verengung der Nervenaustrittslöcher führen und dadurch die Nervenbahnen gequetscht werden und damit die Symptome auslösen.
In seltenen Fällen sind entzündliche Vorgänge, Zysten und Tumore oder durch einen Unfall verursachte Brüche die Ursache.
Typisch für einen Nackenschuss sind:
Die Schmerzen können so heftig sein, dass man nur unter Zuhilfenahme seiner Hände, den Kopf stützend, aus einer liegenden Position in eine stehende Position kommt. Immer wieder können bei Bewegungen auch stechende Schmerzen vorkommen.
Bei einer Zervikobrachialgie können die Schmerzen in den Arm bis in die Hand hineinziehen. Auch dumpfe, klopfende oder ziehende Kopfschmerzen treten auf. Insbesondere das Auftreten von Taubheitsgefühl und Kribbeln in Arm und Händen ist ein Warnsignal und sollte umgehend untersucht werden.
Der Hexenschuss oder Nackenschuss beschreibt zunächst mal nur eine Symptomatik und lässt sich schon durch die Beschreibung des Patienten stellen. Nicht immer ist es notwendig, die Ursache herauszufinden. Durch eine neurologische Untersuchung stellt der Arzt fest, ob Ausfallserscheinungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl vorliegen. Wenn keine Missempfindungsstörungen vorliegen, kann der Krankheitsverlauf abgewartet werden. In den meisten Fällen bessern sich die Symptome innerhalb weniger Tage. Sollten die Symptome anhalten und sich nicht bessern, muss der Arzt schwerwiegendere Erkrankungen, wie einen Bandscheibenvorfall ausschließen. Das erfolgt durch bildgebende Verfahren. Eine Röntgenuntersuchung, ein CT oder ein MRT geben Aufschluss.
Bei Verdacht auf einen Nackenschuss kann ein Hausarzt oder ein Orthopäde aufgesucht werden. Treten Missempfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Arm oder Hand auf, ist das ein Warnsignal. Ein Arzt sollte unbedingt aufgesucht werden.
Wenn schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen wurden, steht die Schmerztherapie des Nackenschusses im Vordergrund der Behandlung. Mögliche Behandlungsmaßnahmen sind:
Die Prognose eines Nackenschusses ist gut. Meist bessern sich die Beschwerden schon nach ein bis drei Tagen. Etwa 50 Prozent der Betroffenen sind nach einer Woche komplett beschwerdefrei. Bei einigen Menschen können auch einige Wochen vergehen, bis die Beschwerden verschwinden.
Bessern sich die Beschwerden nach drei Tagen nicht, sollten ein Bandscheibenvorfall oder andere degenerative Erkrankungen ausgeschlossen werden. Degenerative Erkrankungen oder ein Bandscheibenvorfall sind in ihrer Behandlung deutlich langwieriger. Bestehen die Rückenschmerzen länger als sechs Wochen, ist die Gefahr groß, dass die Schmerzen chronisch werden.
Wie lange man krankgeschrieben ist, hängt vom Heilungsverlauf und von der Art der Tätigkeit zusammen. Ein Büroangestellter kann unter Umständen früher arbeiten gehen als ein Möbelpacker oder Handwerker. In den meisten Fällen reicht eine Krankschreibung von einigen Tage bis zu einer Woche aus.
Auch beim Sport hängt es davon ab, welche Sportart ausgeübt wird. Grundsätzlich werden Sport und Bewegung empfohlen. Der Betroffene kennt seinen Körper gut und kann gut einschätzen, wann er wieder Sport treiben kann. Schwimmen wird schneller möglich sein als Kraftsport, bei dem die Nackenmuskulatur beansprucht wird.
AWMF online, Martin Scherer, Jean-François Chenot – DEGAM S1 Handlungsempfehlung
Nackenschmerzen: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-007l_S1_Nackenschmerz_2017-01.pdf (online, letzter Abruf: 17.07.2020)
ingenta connect, E. A. Chechet; V. A. Parfenov – Management of patients with neck pain: https://www.ingentaconnect.com/content/doaj/20742711/2016/00000008/00000001/art00001 (online, letzter Abruf: 17.07.2020)
NHS – Neck Pain: https://www.nhs.uk/conditions/neck-pain-and-stiff-neck/ (online, letzter Abruf: 17.07.2020)
Letzte Aktualisierung am 17.07.2020.