Die Herztransplantation ist ein Eingriff, bei dem einem Patienten ein neues Herz eingepflanzt wird. Das Herz stammt von einem Organspender, bei dem der Hirntod festgestellt wurde. Das Spenderherz ersetzt das durch Krankheit stark geschädigte Herz des Patienten. Während der Operation übernimmt eine Herz-Lungen-Maschine die Pumpfunktion und Sauerstoffversorgung. Nach dem Eingriff kann eine Abstoßungsreaktion auftreten. Deshalb bekommt der Patient dauerhaft Medikamente, die das Abwehrsystem hemmen (Immunsuppressiva). Die Prognose nach Herztransplantation ist relativ günstig. Die meisten der Patienten leben länger und haben eine bessere Lebensqualität als mit ihrem schwerkranken eigenen Herz.
Eine Herztransplantation wird erst dann in Betracht gezogen, wenn das Herz sich in einem Endstadium einer schweren Erkrankung befindet. Die Lebenserwartung der betroffenen Patienten liegt unter einem Jahr. Die Transplantation ist sinnvoll, wenn andere Methoden der Behandlung (Medikamente, andere Operationen) keine Besserung mehr bringen. Entsprechende Krankheiten sind unter anderem Herzfehlbildungen, Herzkranzgefäßverengung (Koronare Herzkrankheit, KHK) oder Herzmuskelerkrankungen mit Herzvergrößerung.
Eine Herztransplantation kann bereits in den ersten Lebenstagen erfolgen und bis zu einem Alter von ungefähr 70 Jahren angebracht sein. Zu beachten sind allerdings die Gegenanzeigen einer Herztransplantation. So sprechen unter anderem Tumorerkrankungen, schwerwiegende innere Erkrankungen im Spätstadium (Nierenversagen, Leberschaden, Lungenerkrankung), schwere Infektionen oder eine Alkohol- oder Drogensucht gegen die Verpflanzung eines Spenderherzens.
Bei dem verpflanzten Herzen handelt es sich um ein Organ von einem verstorbenen (hirntoten) Spender. Spenderorgane werden von der staatenübergreifenden Organisation Eurotransplant verteilt. Eurotransplant regelt die Organvergabe für Deutschland, Österreich und einige andere europäische Staaten. Sind die Kriterien für eine Herztransplantation erfüllt, wird der Patient in die Warteliste aufgenommen. Der Patient muss ständig erreichbar sein und für eine Transplantation zur Verfügung stehen. Die Wartezeit erstreckt sich in der Regel über Monate, ist aber aufgrund der Umstände unvorhersehbar. Das Herz muss von einem Spender kommen, der ähnliche Körperproportionen hat wie der Patient. So passt die Pumpstärke des Herzens ungefähr zu den Anforderungen des Patienten. Ebenfalls sollte die Blutgruppe von Spender und Empfänger möglichst gut passen.
Eine Herztransplantation gilt als Notfall. Das Herz muss so schnell wie möglich in den Körper des Patienten verpflanzt werden, denn nach der Organentnahme übersteht das Herz nur eine Zwischenzeit von vier bis sechs Stunden. Das Herz wird in vier Grad kalter Lösung aufbewahrt und transportiert. Die Transplantation geschieht in einem Herzzentrum. Das Spenderherz kommt an die Stelle, an der sich zuvor das körpereigene Herz befand. Ein Anteil der eigenen Herzvorhöfe wird belassen und das Spenderherz dort befestigt. Um den Blutkreislauf und die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung zu gewährleisten, hängt der Patient während der Operation an der Herz-Lungen-Maschine. Mit der Herztransplantation kann eine Lungentransplantation kombiniert werden.
In der Regel sind bereits viele Untersuchungen in der Phase erfolgt, in der der Patient schon die Herzerkrankung hatte. Als Vorbereitung zur Transplantation erfolgt ein eingehendes Gespräch zwischen Arzt und Patient. Zur Diagnostik gehört eine körperliche Untersuchung. Es erfolgt eine Blutentnahme zur genauen Blutgruppenbestimmung und Blutwertmessung. Weitere notwendige Maßnahmen können Blutdruckmessung, EKG (Elektrokardiogramm), Langzeitmessungen und bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall) sein. Auch wird die Herzdurchblutung untersucht, und der ganze Körper muss auf schwere Begleitkrankheiten geprüft werden.
Patienten müssen ständig für eine Transplantation zur Verfügung stehen und deshalb immer erreichbar sein. Falls neue Erkrankungen gegen eine Transplantation sprechen, muss dies umgehend mitgeteilt werden. Hinweise des Arztes müssen beachtet werden.
Die Herztransplantation erfolgt in Vollnarkose und unter Abkühlung des Körpers. Der Operateur eröffnet den Brustraum durch Schnitt und mit Durchtrennung des Brustbeins. Die Herz-Lungen-Maschine wird über Kanülen an die großen Blutgefäße angeschlossen und das kranke Herz entnommen. An dessen Stelle wird das besser funktionierende Herz aus dem Spenderorganismus eingenäht. Wenn das Herz wieder schlägt, was meist automatisch durch die Erwärmung geschieht, kann die Herz-Lungen-Maschine entfernt werden. In der Regel erstreckt sich die Verpflanzung des Herzens über drei bis vier Stunden.
Eine Herztransplantation hat eine Reihe möglicher Komplikationen. Auftreten können allgemeine Komplikationen wie Blutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen. Auffällige Narben auf der Haut können entstehen. Nachblutungen sind insbesondere dann schwerwiegend, wenn sie in den Herzbeutel (das Herz umgebende Hülle) erfolgen. Eine Notoperation kann erforderlich sein. Das Risiko einer Lungenentzündung ist erhöht. In der Zeit nach der Transplantation, bisweilen aber auch später, kann es zu einer Abstoßungsreaktion gegen das verpflanzte Organ kommen. Diese erfordert eine intensive Behandlung mit Medikamenten und Blutplasma-Austausch. Beim Versagen dieser Therapie kann eine erneute Transplantation erforderlich werden. Bei herztransplantierten Patienten ist später außerdem eine spezielle Veränderung der Herzkranzgefäße möglich (Transplantat-Vaskulopathie). Im Übrigen stellt die Situation vor und nach der Transplantation eine psychische Belastung dar.
Die notwendigen Medikamente (Immunsuppressiva) haben ihrerseits eine Reihe von Nebenwirkungen wie z. B. die Schwächung des Abwehrsystems.
Nach der Transplantation wird der Patient auf die Intensivstation und danach auf eine normale Klinikstation gelegt. Er muss über vier bis sechs Wochen im Krankenhaus bleiben, danach geht er normalerweise in eine Reha-Klinik. Nach der Transplantation muss der Patient Atemübungen und Krankengymnastik unter Anleitung machen. Der Patient muss sich auch später regelmäßig zur Kontrolluntersuchung beim Arzt begeben. Dort werden unter anderem die Blutwerte, Blutdruck und Herzfrequenz und körperliche Funktionen geprüft. Jährlich erfolgt eine Herzkatheter-Untersuchung. Verordnete Medikamente (z. B. Immunsuppressiva) müssen gewissenhaft eingenommen werden.
Die Prognose ist nach einer Herztransplantation relativ günstig. In Zahlen ausgedrückt leben nach einem Jahr noch 80 Prozent der Transplantierten, nach fünf Jahren sind es noch über 65 Prozent. Bei den meisten Patienten kann das Leben dank einer Herztransplantation verlängert werden, und trotz der Unannehmlichkeiten der Immuntherapie steigt in der Regel die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Die Erfolgsaussichten sind aber auch im starken Maße abhängig von Begleiterkrankungen. Bei Schädigungen von Organen wie Lunge, Leber oder Niere ist die Prognose entsprechend ungünstiger. Schwere andere Erkrankungen erhöhen die Sterblichkeit während und kurz nach der Operation.
Die Herztransplantation wird erst dann durchgeführt, wenn andere Maßnahmen wie Operationen, Herzschrittmacher oder Medikamentengabe nicht mehr erfolgreich sind. Statt eines echten Spenderherzens kann auch ein Kunstherz eingesetzt werden. Dieses ist aber auf Dauer nicht geeignet und ist deshalb eher eine Möglichkeit, die Wartezeit auf ein Spenderorgan zu überbrücken.
Leben mit einem Kunstherz - Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Interessierte
aktualisiert am 16.11.2023