Die Träger von Herzschrittmachern (HSM) profitieren von einer verbesserten, stabilisierten Herzleistung. Doch wenn andere Erkrankungen den Einsatz bildgebender Diagnoseverfahren oder diverser Behandlungsformen notwendig machen, ist Vorsicht geboten. Einige davon gefährden die ordnungsgemäße Funktion des HSM.
In allen Fällen muss der behandelnde Arzt über den HSM, das Modell und die Programmierung informiert werden. Die neuesten Modelle sind von außen selbst kurzfristig programmierbar, ältere Geräte stellen eine Herausforderung für den Herzspezialisten (Kardiologen) dar. Einige medizinische Untersuchungen oder Maßnahmen dürfen an HSM-Patienten grundsätzlich nicht durchgeführt werden.
Im Folgenden sind wichtige medizinische Behandlungen gelistet, die auch an Herzschrittmacher-Patienten durchgeführt werden dürfen. Stets muss vor der Behandlung der jeweils ausführende Arzt informiert werden.
Problemlos sind:
Noch immer umstritten ist die Magnetresonanz- oder Kernspintomografie (MRT). Sie wurde bis 2013 strikt untersagt. Doch häufig erfolgte die Diagnose ohne Wissen um den Herzschrittmacher. Nachfolgende Studien an Hunderten von Patienten führten zur Schlussfolgerung, dass die Untersuchung problemlos möglich ist. Sowohl die Patienten als auch die Pacemaker selbst nahmen keinen Schaden.
Die Alternative zu einer MRT ist häufig nur ein chirurgischer Eingriff unter Vollnarkose. Allein als diagnostische Maßnahme ist eine operative Öffnung beispielsweise des Knies oder eines Rückenabschnittes im Regelfall unverhältnismäßig: Sie ist aufwändig, belastend und riskant für den Patienten. Eine MRT birgt im Vergleich weitaus weniger Risiken und Ungemach.
Heute wird vor einer MRT der Herzschrittmacher auf seine Funktion überprüft. Die neuesten Geräte lassen sich kurzfristig „ausschalten“. Ein Kardiologe überwacht den Patienten und setzt den HSM anschließend wieder programmgemäß in Gang. Das kostet etwas Zeit und dient als Vorsichtsmaßnahme. Selbst dies ist umstritten, denn möglicherweise unnötig.
Nicht alle medizinischen Diagnose- und Therapiemethoden eignen sich für die Träger von Herzschrittmachern. Nicht immer lässt sich das Gerät vorab so justieren, dass es geschützt ist und unbeschädigt bleibt. Zu den kritischen Maßnahmen an HSM-Patienten zählen die im Folgenden aufgeführten Therapieformen.
Bei der Diathermie wird über ein elektrisches Feld Wärme erzeugt. Sowohl das behandelte Gewebe als auch der Herzschrittmacher selbst können Schaden nehmen. Die Diathermie lässt sich auch als Kurzwellentherapie bezeichnen. Hochfrequente elektromagnetische Wellen führen zu einer Gewebe-Erwärmung bis in die tiefsten Schichten. Die Durchblutung und der Stoffwechsel werden angekurbelt, Entzündungen bekämpft. Eingesetzt wird die Diathermie gegen muskuläre Probleme, bei Zerrungen und Verspannungen, Gelenkerkrankungen und lokalen Entzündungsprozessen. Herzschrittmacher-Patienten sollten auf diese Behandlungsform verzichten und sich zu Alternativen beraten lassen.
Sie dient zum Verschluss von Blutgefäßen bei chirurgischen Eingriffen. Gewebe wird durch elektrisch erzeugte Hitze verschmolzen. Die Technologie wird auch als Hochfrequenz-Chirurgie, kurz HF-Chirurgie, bezeichnet. Hochfrequenter Wechselstrom fließt dabei durch das Gewebe, um dieses millimetergenau zu „verbrennen“. Die Wirkungsweise ähnelt der eines Skalpells, das gleichzeitig Blutungen stoppt. Selbst in der Krebstherapie kommt dieses Verfahren zur Anwendung. HSM und implantierbare Defibrillatoren der neuesten Generation verfügen über einen Schutzmodus. Dieser wird eingeschaltet, wenn eine Elektrokauterisation unumgänglich ist.
Mit dieser Technik werden Blasen- und Nierensteine oder Gallensteine zertrümmert, um sie leichter entfernen zu können. Dies erfolgt durch die Erzeugung von Druckwellen. Zwischen dem Lithotripter-Gerät und dem HSM sollten mindestens 15 Zentimeter Sicherheitsabstand eingehalten werden. Hochmoderne Modelle verfügen über einen kurzfristig programmierbaren Schutzmodus. Abdominal implantierte HSM (im unteren Brustkorb oder Bauchbereich eingesetzte HSM) sind durch diese Methode stark gefährdet. Hier muss auf die Lithotripsie verzichtet und auf alternative Behandlungsformen zurückgegriffen werden.
Bestrahlungen werden auf verschiedene Weise durchgeführt. Immer kommt energiegeladene Strahlung zum Einsatz. Ultraharte Röntgenstrahlen, radioaktive Kobalt-Strahlen oder auch Ionenstrahlen kommen zum Einsatz. Die Bestrahlung zerstört maligne (bösartige) Zellen. Die Strahlentherapie gilt als sehr belastend. Zudem kann sie für Herzschrittmacher oder Implantierbare Cardioverter/Defibrillatoren (ICD) verheerende Folgen haben. Die Halbleiter-Elemente im HSM reagieren auf die verschiedenen Strahlungsformen, es kann zu Kurzschlüssen oder Leckströmen kommen. Zudem multipliziert sich die Strahlendosis, je näher das elektrische Gerät an der bestrahlten Stelle liegt. Lässt sich die Strahlentherapie nicht vermeiden, sind folgende Sicherheitsmaßnahmen zu treffen:
TENS ist die Kurzform von transkutaner elektrischer Nerven-Stimulierung. Elektrische Impulse wirken auf Nervenenden ein, um gegen chronische Schmerzen vorzugehen.
Klebeelektroden auf der Haut leiten den elektrischen Strom in die betreffende Körperregion. Die Impulse stören die Funktion von HSM und ICD - sie können die Geräte vollständig zum Stillstand bringen oder veranlassen, falsche Signale ans Herz zu senden. Schlimmstenfalls erkennt der Computer im Gerät eine Herzrhythmusstörung nicht. Das kann besonders bei Patienten ohne Eigenrhythmus fatale Folgen haben. Mögliche Vorbeugungsmaßnahmen sind:
Bei einer externen Defibrillation wirken starke elektromagnetische Felder aus nächster Nähe auf den Herzschrittmacher ein. Er erhält auf diesem Wege Informationen, die er „umsetzt“ in Impulse an den Herzmuskel. Geschieht dies zur Unzeit, kommt das Herz buchstäblich aus dem Takt und der Patient muss mit Unwohlsein rechnen. Zusätzlich strapazieren solche Aktivitäten die Batterie des Gerätes oder beeinträchtigen den Mini-Computer im Inneren.
Alternativen oder Schutzmaßnahmen müssen mit dem behandelnden Kardiologen abgesprochen werden. Die externe Defibrillation stellt eine absolute Ausnahme dar – sie wird nur durchgeführt, wenn akute Lebensgefahr aufgrund eines Herzstillstandes oder bei Kammerflimmern droht. In dieser Situation bleiben nur Sekunden, um das Leben des Patienten zu retten. Der direkte, starke Elektroschock wirkt nicht nur auf Nerven und Herzmuskel, sondern direkt auf das HSM-Gerät.
Anschließend ist es wichtig, den Herzschrittmacher auf eventuelle Schäden zu überprüfen.
Fast alle medizinischen Diagnoseverfahren und Therapieformen sind auch bei Patienten mit Herzschrittmacher oder ICD (implantierbarem Cardioverter/Defibrillator) durchführbar. Voraussetzung sind eine spezielle Umprogrammierung und andere Schutzmaßnahmen. In einigen Fällen übersteigt das Risiko den möglichen Nutzen und die Therapie- oder Untersuchungsform muss unterbleiben.
aktualisiert am 16.11.2023