Ein zeitweilig oder permanent zu langsamer Herzschlag (Bradykardie) lässt sich mit einem Herzschrittmacher unter Kontrolle bringen. Gleiches gilt für eine chronotrope Inkompetenz: Hier passt sich die Herzaktivität nicht an die jeweils erforderliche Leistung an. Es schlägt auch bei körperlicher Anstrengung zu langsam weiter. Die Folge ist eine Unterversorgung des Organismus mit Blut und Sauerstoff.
Nach Implantieren eines Herzschrittmachers gewinnen die Betroffenen gewinnen fast sofort an Lebensqualität. Mit dem Schrittmacher werden zuverlässig ausgeschaltet:
Je nach Ursache der Bradykardie erhält das Herz beständig oder nur im Bedarfsfall elektrische Impulse. Diese Impulse ersetzen die gestörte Erregung im Reiz-Leitungssystem, das gewöhnlich die Herzfunktion dem jeweiligen Leistungsbedarf anpasst.
Unmittelbar nach dem Implantieren und im späteren Alltag heißt es für die Patienten, einige Regeln zu beachten. So tragen die Patienten dazu bei, dass der Herzschrittmacher (HSM) für lange Zeit seine Aufgabe störungsfrei erfüllen kann.
Das Implantieren eines Herzschrittmachers ist heute mit ausschließlich örtlicher Betäubung möglich. Der Eingriff dauert etwa eine Stunde. Je nach Art des Herzschrittmachers werden über die Venen Sonden mit Elektroden zum Herzmuskel geführt und dort verankert, wo der Impuls wirken soll. Dies können die Wand der Herzkammer oder der Herzvorhof sein. Die Position der Sonden wird mittels einer Röntgenaufnahme überprüft und ihre Funktion gemessen.
Anschließend findet das Aggregat des Herzschrittmachers seinen Platz in einer Gewebetasche unterhalb des Schlüsselbeins. Das Gerät als solches ist ein winziger Computer mit einer Lithiumbatterie. Die Sonden werden nun angeschlossen.
In vielen Fällen ist keine Drainage für die chirurgisch geöffnete Gewebetasche erforderlich.
Schon nach einer Nacht im Krankenhaus und einem weiteren kurzen Test kann der Patient nach Hause gehen. Alle wichtigen Daten zu Funktion, Aufgaben und Programmierung sind im Herzschrittmacherausweis aufgeführt. Diesen sollten Patienten künftig immer mit sich führen.
Für die Wundheilung nach der Operation gelten die den meisten Menschen bekannten Regeln: Vollbäder sind verboten, bis die Wunde sich geschlossen hat und der Verband entfernt werden kann. Auf Duschen sollte so lange verzichtet werden.
Bis zum Ziehen der Fäden sind etwa zehn Tage zu veranschlagen. Während der Zeit der Wundheilung sollten starke körperliche Anstrengungen unterbleiben. Für die Dauer von etwa zwei Wochen darf der Arm auf der Seite mit dem HSM nicht über Brusthöhe angehoben werden.
Ist das Gewebe im Brustmuskel verheilt und funktioniert der Herzschrittmacher wie gewünscht, verläuft das Leben des Patienten völlig normal. Obendrein kann der Träger des Schrittmachers das Leben nun angstfrei und ohne weitere Schwächeattacken führen.
Berufliche und sportliche Tätigkeit können fast sofort wieder aufgenommen werden. Senioren profitieren auch von dem Gerät, weil es ihnen wieder mehr Aktivität ermöglicht. Wer aktiv bestimmte Sportarten betreibt, sollte dies aber vorab mit dem Kardiologen besprechen: Anstrengungen oder Erschütterungen können die Funktion des HSM beeinträchtigen. Dem lässt sich durch entsprechende Programmierung des Gerätes oder ein Implantieren auf der entgegengesetzten Brustseite entgegenwirken. Wie viel körperliche Anstrengung und Sport zuträglich sind, ist natürlich davon abhängig, ob der Patient noch unter weiteren Grunderkrankungen leidet. Einen Herzklappenfehler und andere kardio-vaskuläre (Strukturen in Herz und Kreislauf betreffende) Defekte kann der Herzschrittmacher nicht beheben.
Treten über dem Sitz des Herzschrittmachers Schwellungen und Rötungen auf, verbunden mit Fieber, ist dies ein Warnsignal für eine Entzündung. Hier ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig, damit die Infektion nicht um sich greift. Jede Art von Schwellung des Gewebes im betreffenden Bereich muss untersucht werden, besonders beispielsweise nach kleineren Unfällen: Auch ein Hämatom (Bluterguss) kann zu Komplikationen führen.
Bergtouren über 4000 Meter oder Tiefseetauchen gehören zu den Aktivitäten, die Herzschrittmacher-Träger unterlassen sollten. Je nach Leistungsfähigkeit und der grundsätzlichen Gesundheitsverfassung steht der Herzschrittmacher einem aktiven, sportlichen Leben nicht im Weg. Er verhilft dem Patienten sogar zu mehr Energie und einem größeren Aktionsradius.
Entgegen landläufiger Befürchtung stellen Flugreisen kein Problem dar. Die Reisenden legen ihren Herzschrittmacherausweis vor und werden beim Check-In von Hand überprüft. Die Reiseflughöhe über 10000 Meter spielt keine Rolle, da in der Kabine des Flugzeuges der Luftdruck ausgeglichen wird.
Vorsicht ist geboten bei einer Reihe von Geräten, die elektrische Felder und Magnetfelder erzeugen. Dazu zählen starke Elektro- und Verbrennungsmotoren, elektronische Werkzeuge, Lichtbogen- oder Widerstands-Schweißgeräte. Bei Fernbedienungen, Mobiltelefonen und ähnlichen Geräten genügt ein Sicherheitsabstand zum HSM selbst, sodass sie sich nicht unmittelbar bei diesem befinden.
Über die mögliche Auswirkung von Induktionsherden beispielsweise existieren noch keine aussagekräftigen Beobachtungen oder Studien. Die Patienten erhalten ein Handbuch, in dem genau aufgelistet wird, bei welchen Gelegenheiten sie besonders auf Abstand oder Vermeidung achten müssen.
Wichtig ist es, die Kontroll-Intervalle akribisch einzuhalten. Die erste Kontrolle findet maximal drei Monate nach der Implantation statt. Weitere Routine-Checks werden alle sechs oder alle zwölf Monate fällig.
Bei diesen Gelegenheiten wird der Ladestatus der Herzschrittmacher-Batterie überprüft. Zudem kann der Patient über Auffälligkeiten berichten und diese untersuchen lassen. Gelegentlich löst oder verlagert sich eine Sonde und die elektrischen Impulse „verpuffen“ wirkungslos, anstatt den Herzmuskel zu animieren. Das löst möglicherweise einen Rückfall in den Zustand der Bradykardie (Herzverlangsamung) aus. Außerdem entlädt sich die HSM-Batterie ungebührlich schnell.
Solche Pannen führen nicht immer zu einem kompletten Austausch des Herzschrittmachers. Wird die fehlerhafte Funktion rechtzeitig entdeckt, platziert der Kardiologie die Sonden neu. Da der Herzschrittmacher auch Aufzeichnungen liefert, lässt sich mühelos die Funktion des Herzens und des Gerätes überprüfen.
Außerplanmäßige Kontrollen sind angezeigt, wenn
Bestimmte medizinische Eingriffe dürfen bei HSM-Trägern nur nach Absprache mit dem Kardiologen durchgeführt werden. Zu vermeiden ist beispielsweise die Elektrokauterisation – hier wird durch elektrischen Strom Hitze erzeugt, um Blutgefäße zu verschließen. Wird eine Magnetresonanztomographie (Kernspin-Untersuchung) notwendig, stellt diese heutzutage kein Problem mehr dar. Moderne HSM lassen sich von außen kurzfristig „umprogrammieren“.
Bei modernen Herzschrittmachern beträgt die Lebensdauer der Batterie zwischen fünf und zehn Jahren. Das ist abhängig davon, wie intensiv das Herz mit Impulsen unterstützt werden muss. Die Kontrolluntersuchungen stellen sicher, dass die Batterie nicht plötzlich versagt, sondern rechtzeitig erneuert wird, solange sie sicher ausreichend funktioniert.
Die Batterie ist jedoch ein fest integrierter Bestandteil im Herzschrittmacher. Daher wird nicht sie, sondern das Gerät selbst ausgetauscht. Die Sonden bleiben an Ort und Stelle, sofern sie noch richtig verankert und funktionsfähig sind. Die Schnittstellen sind genormt, ein Wiederanschließen daher kein Problem. Die Gewebe-Tasche unterhalb des Schlüsselbeins wird erneut geöffnet, das Gerät getauscht und das neue mit den Sonden verbunden. Für diesen Vorgang genügt eine Teil-Anästhesie.
Diese Vorgehensweise hat einen Vorzug: Die Herzschrittmacher werden mit jeder Generation kleiner und besser. Patienten gelangen also mit jedem Tausch in den Genuss eines effektiver arbeitenden Gerätes.
Ein Herzschrittmacher gibt vielen Patienten unabhängig vom Lebensalter ein Stück Lebensqualität und die Kraft zu mehr Aktivität zurück. Ob Flugreisen, Sport oder medizinische Untersuchungsverfahren – vieles ist problemlos möglich und beeinträchtigt die Funktion des Herzschrittmachers nicht. Wenn Patienten einige Regeln beachten und die Kontrolluntersuchungstermine wahrnehmen, dürfen sie sich sicher fühlen.
aktualisiert am 31.07.2020