Bei ungleichmäßiger Erregung und Kontraktion des Herzens kann das Einsetzen eines Dreikammer-Herzschrittmachers (atrio-biventrikulärer Schrittmacher) sinnvoll sein.
Normalerweise wird im Herzen der elektrische Impuls, der für ein geordnetes Zusammenziehen des Herzmuskels beim Herzschlag sorgt, in allen Bereichen fast synchron übergeleitet. Ist dies nicht der Fall, dann ziehen sich einige Bereiche des Herzens eher zusammen als andere, so dass es zu einem Pendeln des Blutes innerhalb der Herzkammer kommt und weniger Blut weitergepumpt wird. Eine solche Überleitungsstörung für den Kontraktionsreiz liegt bei einem Schenkelblock (Rechtsschenkelblock, Linksschenkelblock) vor. Die Ursache für einen Schenkelblock ist meist eine Herzschwäche mit Herzvergrößerung, so dass sich die Herzwand ausdehnt und verdünnt. Dies geschieht unter anderem durch Herzkranzgefäßverengung (koronare Herzkrankheit) oder durch Blutdruckerhöhung.
Durch das Pendeln des Blutes kommt es zu einer verminderten Pumpleistung, es zeigen sich Symptome einer Herzschwäche. Der Blutdruck sinkt. Durch die verminderte Kreislauffunktion können sich Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe ergeben. Allgemein besteht eine körperliche Schwäche. Es kann zu Atemnot und Bewusstseinsverlusten kommen. Die Beschwerden nehmen bei körperlicher Anstrengung zu.
Es erfolgt zunächst die Befragung des Patienten (Anamnese) und eine eingehende körperliche Untersuchung. Insbesondere wird das Herz mit dem Stethoskop abgehört. Ein EKG (Elektrokardiogramm) wird abgeleitet, der Blutdruck wird gemessen, eventuell auch über 24 Stunden. Bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall über die Brustwand, Röntgen) kommen zum Einsatz. Auch eine Herzkatheter-Untersuchung kann sinnvoll sein.
Der Schenkelblock muss von anderen Herzrhythmusstörungen sowie von weiteren Erkrankungen mit Herzschwäche unterschieden werden.
Mit Arzneimitteln kann versucht werden, die Herztätigkeit wieder zu normalisieren.
Bei Erfolglosigkeit der Therapie mit Arzneimitteln kann es sinnvoll sein, einen Herzschrittmacher einzusetzen.
Ein Dreikammer-Schrittmacher, der bei einem Schenkelblock eingepflanzt werden kann, besteht aus dem Schrittmacheraggregat mit Batterie und den Elektroden, die an das Herz angefügt werden. Der Herzrhythmus wird durch kleine elektrische Schrittmacher-Stöße wieder in Vorhöfen und Herzkammern koordiniert (atrio-biventrikuläre Resynchronisation). Es kommt zu einer Besserung der Pumpleistung des Herzens. Ebenso wird bei einem verlangsamten Herzschlag oder bei Aussetzern ein Impuls abgegeben, so dass die Rhythmusfrequenz nicht zu sehr abnimmt.
Bei dem Eingriff zur Anlage eines dauerhaften Schrittmachergeräts wird unterhalb eines Schlüsselbeins in örtlicher Betäubung eine Tasche aus Gewebe hergestellt. In diese wird der Herzschrittmacher eingelegt. Ist dies erfolgt, werden Elektroden über die Vene unterhalb des Schlüsselbeins (Vena subclavia) eingeschoben und bis innerhalb des Herzens gebracht. Positioniert werden die Elektroden für einem Dreikammer-Schrittmacher am unteren Ende der rechten Herzkammer, im rechten Herzvorhof sowie (über eine Herzvene) außen an der linken Herzseite (Koronarvenensinus-Elektrode). Das Vorschieben der Elektroden ähnelt einer Herzkatheter-Untersuchung und geschieht unter Durchleuchtung mit einem Röntgengerät. Die Elektroden werden daraufhin an den Schrittmacher angeschlossen.
Nach erfolgreicher Einbringung des Schrittmachersystems wird durch Kontrollmessungen überprüft, ob das Gerät funktioniert.
Nach Jahren Betriebsdauer ist ein Wechsel des Schrittmachers erforderlich. Wurde eine schwache Batterieleistung festgestellt, so wird eine örtliche Betäubung gegeben und die Tasche an der Haut des Patienten durch Schnitt wiedereröffnet. Nach Herausnehmen des alten und Einführen eines neuen Gerätes wird dieses mit den vorhandenen Elektroden verbunden.
Selten kann die dritte Elektrode an der Herzaußenwand nicht angebracht werden, so dass dann auf sie verzichtet werden muss. Bei manchen Gegebenheiten kann es auch sein, dass die Elektroden gar nicht durch die Vene eingeschoben werden können. In diesem Fall kann es notwendig sein, über eine aufwändigere Operation die Elektroden außen an der Herzwand anzubringen.
Auch Komplikationen können es unter Umständen notwendig machen, andere Maßnahmen als geplant vorzunehmen.
Es besteht die Gefahr von Blutungen und Nachblutungen. In der Nähe liegende Strukturen können geschädigt werden, z.B. Nerven mit möglichen Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl oder anderen Ausfällen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Herzmuskel geschädigt wird. Auch die Lunge kann unter Umständen in Mitleidenschaft gezogen werden, bei Defekten im Rippenfell kann es zu Luftansammlungen kommen, die die Atmung behindern (Pneumothorax). An dieser Stelle sowie um das Herz herum kann es auch zu Ergüssen kommen, die die Funktion stark beeinträchtigen können. Entzündungen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können ebenfalls ausgelöst werden. Auch allergische Reaktionen sind möglich. Blutgerinnsel können sich bilden, die zu einer Mangeldurchblutung in verschiedenen Körperbereichen, z.B. auch der Lunge (Lungenembolie), führen können. Probleme mit den Schrittmacher-Komponenten, z.B. Ausfall, Verschiebung oder Beschädigung, können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel können die Unregelmäßigkeiten bei der Herzkontraktion gut durch einen solchen Schrittmacher behoben werden. Die Therapie richtet sich aber auch nach der zugrundeliegenden Erkrankung, die die Ursache für den Schenkelblock ist.
Metformin, ein Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), muss oftmals vor dem Eingriff abgesetzt werden, da es zu Problemen im Zusammenhang mit verwendetem Kontrastmittel kommen kann. Ebenso müssen eventuell Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, weggelassen werden.
Körperschmuck (inklusive Piercings), Kontaktlinsen, herausnehmbare Zahnprothesen und Ähnliches muss vor dem Eingriff abgelegt werden. Auch Kosmetika sollten weggelassen werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Während der ersten Tage nach dem Eingriff dürfen insbesondere mit dem Arm, auf dessen Körperseite der Schrittmacher einoperiert wurde, keine heftigen Bewegungen ausgeführt werden, damit sich Teile des Systems nicht verschieben. Auch Belastungen des ganzen Körpers sollten vermieden werden. Verschiedene Geräte und Einrichtungen können die Funktion des Schrittmachers beeinträchtigen. Dazu gehören Hochspannungsanlagen, Elektromotoren, Reizstromapparate sowie weitere Geräte, die mit Strom oder Magneten arbeiten. In der Medizin kann daher z.B. auch ein MRT (Magnetresonanztomographie) negative Auswirkungen haben. Ein Mobiltelefon sollte nicht zu nah an das Gerät gebracht werden, also z.B. möglichst an das dem Schrittmachergerät gegenüberliegende Ohr gehalten werden. Kontrolleinrichtungen am Flughafen haben beim zügigen Passieren keinen Einfluss auf die Schrittmachertätigkeit.
Regelmäßige Kontrollen des Systems und der Herzfunktion müssen durchgeführt werden und das Gerät eventuell neu eingestellt werden. Die versorgende Batterie kann nach einigen Jahren aufgebraucht sein und muss dann eventuell mitsamt des Schrittmachers gewechselt werden.
Medikamente gegen Herzschwäche müssen auch bei liegendem Herzschrittmacher weiter eingenommen werden.
Sollten Besonderheiten auffällig werden, die auf eine Komplikation oder auf eine Fehlfunktion des Schrittmachers hinweisen könnten, sollte kurzfristig der Arzt informiert werden.
aktualisiert am 02.03.2021