Bei einem Sick-Sinus-Syndrom oder anderen Defekten der Reizübermittlung im Herz kommt es zur Bradykardie: Das Herz schlägt langsam und die Herzleistung passt sich nicht ausreichend und flexibel genug an. Dies kann vor allem zum Problem werden, wenn die Atmung beschleunigt und mehr Blut durch den Körper gepumpt werden muss. Der Herzschrittmacher ist in dieser Situation eine gute, langfristige Unterstützung.
Auch wenn der Herzschrittmacher (HSM) praktisch ab dem ersten Tag die Lebensqualität verbessert, gibt es eine Tatsache, die manchen Patienten Anlass zur Sorge bereitet. Eine Lithium-Batterie speist das Gerät. Es übermittelt im Bedarfsfall einen anregenden elektrischen Impuls an das Herz. Die Batterie kann sich nach und nach entladen und im Laufe der Zeit leistungsschwächer werden. Schlussendlich kann die Batterie weitgehend leer sein und der Schrittmacher damit nicht mehr richtig funktionieren. Einen unvermittelten Ausfall des HSM muss jedoch niemand befürchten.
Regelmäßige Kontrollen des HSM überprüfen den Ladestatus oder die Rest-Kapazität der Batterie. Auch die Verfassung des Patienten und der korrekte Sitz der Elektroden werden in Augenschein genommen. So können Leistungsstörungen rechtzeitig aufgedeckt werden. Wird bei einer Kontrolle ein erhöhter Energieverbrauch verzeichnet, der von der Norm abweicht, wird der Patient öfter und intensiver beobachtet.
Hat die Kapazität der Batterie einen bestimmten Stand unterschritten, wird der rechtzeitige Austausch des Herzschrittmachers vorbereitet. Da die Batterie im Herzschrittmacher fest eingebaut ist, muss das gesamte Gerät ausgetauscht werden. Das ist für gewöhnlich unproblematisch.
Für den Patienten hat dieser Wechsel oft sogar Vorteile: Die Herzschrittmacher werden ständig technisch verbessert. Ein neues, den Bedürfnissen optimal angepasstes Gerät arbeitet effektiver als das Vorgängermodell und bietet Sonderfunktionen.
Bei den neuesten HSM ist die Einstellung von außen zu verändern. Sie lassen sich bei Bedarf sogar kurzfristig neu programmieren. Dazu ist kein chirurgischer Eingriff notwendig, eine Belastung für die Patienten entfällt. Eine solche Umprogrammierung ist beispielsweise vor einer MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomographie) möglich. So lassen sich elektromagnetische Störungen und Schäden am HSM vermeiden. Auch eine Veränderung der Herzfunktion kann eine Anpassung notwendig machen.
Im Regelfall wird der Eingriff ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Der Herzschrittmacher sitzt überwiegend unter der Haut unterhalb des rechten oder linken Schlüsselbeins. Haut und Gewebe darüber werden geöffnet. Der Herzmediziner (Kardiologe) löst die Elektroden vom Gerät, die normalerweise im Körper belassen und mit dem neuen Schrittmacher weiterverwendet werden können. Dann entnimmt er den alten Schrittmacher und tauscht ihn gegen ein neues Gerät aus. Die Steckverbindungen zwischen Elektrode und Gerät sind durchgängig baugleich, unabhängig vom Hersteller des jeweiligen Herzschrittmachers. Der gesamte Austausch des Gerätes sollte nicht länger als eine Stunde dauern.
Vor dem Gerätewechsel wird getestet, ob die Sonden intakt sind, funktionieren und richtig sitzen. Ist dies nicht mehr gegeben, werden wie bei der ersten Implantation neue Elektroden durch die Venen bis zum Herzmuskel vorgeschoben und hier im Gewebe verankert. In den allermeisten Fällen ist das jedoch nicht notwendig.
Die Lebensdauer der HSM-Batterie beträgt im Durchschnitt zwischen sechs und zehn Jahren. Neueste Modelle laufen wesentlich länger. Die Haltbarkeit der Batterie hängt davon ab,
Der Leistungsbedarf des Herzschrittmachers wird beim ersten Implantieren bestimmt und eingestellt. Reizschwellenmessgeräte ermitteln, welche elektrische Spannung und welche Impulsdauer mindestens notwendig sind, damit das Herz entsprechend reagiert.
Die Herzleistung vieler Patienten ist vollkommen abhängig von ständigen HSM-Impulsen. In anderen Fällen benötigt das Herz nur gelegentlich bei erhöhter Anstrengung einen kleinen elektrischen „Schubs“, der im Bedarfsfall ausgelöst wird. Die jeweilige Grunderkrankung bestimmt, wie schnell und stark sich die Batterie verausgaben muss und entscheidet so über deren Lebensdauer.
Die Messung der Reizschwellen erfolgt vor und während des Implantierens sowie beim Austausch des Gerätes. Auf diese Weise lassen sich Fehlfunktionen rechtzeitig aufspüren.
Invasive (in das Gewebe eindringende) Eingriffe bergen immer ein Infektionsrisiko. So kann sich beispielsweise das Gewebe der Hauttasche um den HSM entzünden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich eine Eiterhöhle (ein Abszess) bildet. Die Gefahr der Infektion ist gering, liegt beim Austausch des Gerätes oder bei Korrekturen geringfügig höher als bei der erstmaligen Implantation.
Eine weitere Komplikation, die unabhängig von der kleinen Operation auftreten kann, ist eine Positionsveränderung einer Sonde. Löst sich diese aus ihrer Verankerung am Herzmuskel, bleiben die Impulse des HSM wirkungslos. Der Patient erlebt im schlimmsten Fall erneut die Folgen einer Herzrhythmusstörung (Bradykardie) – Schwäche, Schwindelgefühle, Ohnmachtsanfälle. Eine Sonde kann sich während der Implantation oder beim Austausch des HSM lösen. Auch bei Unfällen oder spontan ist eine solche Panne möglich.
Herzschrittmacher werden individuell eingestellt. Je flexibler und genauer sie die Herzleistung an alle Anforderungen anpassen können, desto wohler und sicherer fühlt sich der Patient. Dazu müssen die Geräte sensibel auf vorhandene elektrische Impulse des Herzens und ihre Stärke, auf die individuelle Signalamplitude, reagieren. Idealerweise sollten sie diese von Störfaktoren aus der Umgebung unterscheiden können.
Ausgangsbasis für die Arbeit des Herzschrittmachers ist die Reizwellenbestimmung: Dazu wird gemessen, wie stark der Impuls sein muss, den die Sonden an den Herzmuskel abgeben, damit dieser seine Aktivität erhöht.
Moderne Geräte verfügen über zusätzliche Sensoren: Die einen reagieren auf Körperbewegungen, die anderen auf ein erhöhtes Atemvolumen, beispielsweise bei starker Anstrengung. Die Kombination macht es möglich, die richtigen Impulse an den Herzmuskel zu senden. Eine entsprechende Einstellung des Gerätes ermöglicht fast uneingeschränkte sportliche Aktivitäten.
aktualisiert am 26.05.2020