Es gibt viele verschiedene Arten von Rhythmusstörungen des Herzens. Beim WPW-Syndrom handelt es sich um eine besondere Form von Herzrhythmusstörung, die sich vor allem durch unerwartetes Herzrasen bemerkbar macht. Die Beschwerden und die Therapien unterscheiden sich bei dieser angeborenen Störung von anderen Arten der Herzrhythmusstörungen.
Das Wolff-Parkinson-White-Syndrom wird als WPW-Syndrom abgekürzt. Die Bezeichnung dieses Syndroms leitet sich von den Namen von drei Kardiologen ab: Louis Wolff, Paul Dudley und Sir John Parkinson. Es handelt sich um ein sogenanntes Präexzitationssyndrom: Das Erregungsleitsystem des menschlichen Herzens verfügt bei diesen Patienten über spezielle Strukturen, die zu einer verfrühten Erregung im Bereich der Herzkammer führen. Beim WPW-Syndrom funktioniert die Reizübertragung im Herzen anders als bei einem Menschen ohne diese angeborene Anomalie.
Neben dem regulären Erregungsleitsystem ist in den Herzen der betroffenen Patienten ein zusätzliches Leitungsbündel zu finden. Somit gibt es eine weitere Verbindung zwischen dem Vorhof und der Herzkammer. Dieses Leitungsbündel wird als Kent-Bündel bezeichnet. Während die elektrischen Impulse, die vom Vorhof ausgehen, im Normalfall vom sogenannten AV-Knoten aus an die Herzkammern weitergeleitet werden, übernimmt das Kent-Bündel diese Aufgabe bei Menschen mit dem WPW-Syndrom. Dies ist gleich in mehrerlei Hinsicht problematisch.
Wer von dem WPW-Syndrom betroffen ist, wird mit plötzlichen Episoden von Herzrasen (Tachykardie) zu kämpfen haben. Sie fangen genauso plötzlich an, wie sie enden. Selbst im Ruhezustand kann sich das Herzrasen entwickeln. In Zeiten körperlicher Belastung sind solche Anfälle ebenso denkbar. Diese Form der Herzrhythmusstörung kann darüber hinaus mit den folgenden Symptomen einhergehen:
Per Elektrokardiogramm (EKG) kann der Herzrhythmus in Form einer Kurve abgebildet werden. Nicht nur während einer Herzrasen-Episode, sondern auch während Zeiten, in denen die Patienten nicht mit der Symptomatik des WPW-Syndroms zu kämpfen haben, sind Veränderungen auf dem EKG zu erkennen. Womöglich ordnet der Arzt ein Langzeit-EKG an, um sicherzugehen, dass es sich um das WPW-Syndrom handelt. Darüber hinaus kann eine elektrophysiologische Diagnostik erfolgen. In der Leistenregion wird eine Messsonde in eine Vene eingeführt. Der Arzt schiebt die Sonde anschließend bis zum Herzen. Somit ist die Messung der elektrischen Herzströme noch direkter möglich. Mittels dieser Daten kann die Diagnose des WPW-Syndroms ebenso gestellt werden.
Bei der Behandlung des WPW-Syndroms werden zwei Ziele verfolgt. Zum einen geht es darum, akuten Herzrasen-Episoden ein Ende zu setzen. Zum anderen soll verhindert werden, dass die Patienten in Zukunft wieder von derartigen Episoden heimgesucht werden.
Pressen und ein paar Schlucke kaltes Wasser bewirken die Stimulation des Parasympathikus, der als Ruhenerv gilt. Diese einfachen Maßnahmen können Abhilfe schaffen, wenn das Herz rast. Ebenso kann das Arzneimittel Ajmalin venös verabreicht werden, damit ein Anfall abebbt. Dabei wird der Arzt dem Patient dieses Medikament nach Möglichkeit nur verabreichen, wenn gleichzeitig eine EKG-Kontrolle möglich ist.
Sofern die Betroffenen um ihr WPW-Syndrom wissen, sollten sie dies ihrem Arzt immer mitteilen. Denn Arzneimittel wie Verapamil, Digoxin und Digitoxin können für diese Patienten zu einem handfesten Problem werden. Sie werden jedoch bei verschiedenen anderen Herzrhythmusstörungsarten verschrieben.
Um weitere Phasen von heftigem Herzrasen vermeiden zu können, kann eine sogenannte Ablation erforderlich werden. Das soll bedeuten, dass die Leitungsbahnen des Kent-Bündels verödet werden. Die Impulsumleitung ist dann nicht mehr möglich und der AV-Knoten kann die ihm angedachte Aufgabe wieder ungehindert übernehmen. Ein Großteil der Patienten, die am WPW-Syndrom leiden, werden auf diese Weise behandelt. Der Eingriff erfolgt über einen Zugang über eine Leistenvene mittels Katheter, wie bereits beschrieben. Allerdings werden nicht nur Messwerte aufgezeichnet, sondern das Kent-Bündel wird verödet. Dieser Eingriff gilt als risikoarm und kann bei einer örtlichen Betäubung in Verbindung mit einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus durchgeführt werden.
aktualisiert am 26.05.2020