Bei einem gesunden Herzen ziehen sich die Vorhöfe zusammen, bevor sich anschließend die Herzkammern zusammenziehen. Es kommt ein regelmäßiger Herzschlag zustande, da die Vorhöfe und Kammern wie eine Einheit funktionieren. Diese Einheit wird gestört, wenn sich die Vorhöfe viel schneller kontrahieren, als es die Kammern des Herzens tun. Das ist beim Vorhofflattern der Fall. Unbehandelt ist ein länger bestehendes Vorhofflattern nur der Übergang zum Vorhofflimmern. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Beim Vorhofflattern handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung, die entweder vorrübergehend auftreten oder den Patienten dauerhaft belasten kann. Vorhofflattern ist von einem unregelmäßigen, schnellen Zusammenziehen der Vorhöfe gekennzeichnet. Im Vergleich dazu kontrahieren sich die Herzkammern bedeutend langsamer. Bei einem gesunden Herzen gibt der Sinusknoten als primärer Schrittmacher den Takt der Vorhöfe vor. Beim Vorhofflattern spielt zusätzlich der sogenannte Reentry-Mechanismus eine Rolle. Innerhalb der Vorhöfe kann es passieren, dass die vom Sinusknoten ausgehende Erregungswelle nicht die komplette Vorhofmuskulatur erfasst. Grund dafür sind Gewebeveränderungen im Herzen, die Folge einer längeren Erkrankung sein können (Koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck, Herzklappenfehler oder Operationsnarben). Die Erregungswelle wandert dann nicht über den AV-Knoten ausschließlich zu den Herzkammern, sondern auch zu den nicht erregten Vorhofzellen. So kann es passieren, dass eine kreisende Erregungswelle innerhalb der Vorhofmuskulatur auftritt.
Abhängig davon, von welcher Stelle im Herzen die kreisenden Erregungen ausgehen, wird zwischen zwei Arten des Vorhofflatterns unterschieden. In gut 85 Prozent der Fälle handelt es sich um typisches Vorhofflattern, bei dem Vernarbungen des Herzmuskelgewebes dafür verantwortlich sind, dass es zu einer ungleichmäßigen Erregung der Vorhöfe kommt. Das Risiko von kreisenden Vorhoferregungen nimmt zu.
Vorhofflimmern und Vorhofflattern treten vor allem bei älteren und herzkranken Menschen auf. Dabei tritt Vorhofflimmern viel häufiger auf als Vorhofflattern.
In beiden Fällen liegt eine Erregungsstörung im Bereich der Vorhöfe des Herzens vor. Beim Vorhofflattern lässt sich eine Pulsfrequenz von über 250 Schlägen pro Minute errechnen. Beim Vorhofflimmern sind es 350 bis 600 Schläge pro Minute. Die elektrischen Impulse kreisen innerhalb der Vorhöfe, so dass diese sich deutlich häufiger zusammenziehen, was sich auf die Kammern des Herzens überträgt. Allerdings gibt es bei der Übertragung der Impulse von den Vorhöfen zu den Kammern deutliche Unterschiede: Beim Vorhofflattern kommt es zu einer regelmäßigen Impulsübertragung, so dass zum Beispiel jeder zweite Impuls bei den Herzkammern ankommt. Die Impulsweiterleitung von den Vorhöfen zu den Kammern gestaltet sich beim Vorhofflimmern unregelmäßig.
Wie es genau zu Vorhofflattern kommen kann, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden. Die nachfolgenden Erkrankungen des Herzens tragen jedoch dazu bei, dass Vorhofflattern wahrscheinlicher wird:
Vor allem wenn das Herzgewebe beschädigt worden ist und vernarbt, steigt die Wahrscheinlichkeit von Vorhofflattern an. Auch Schilddrüsenerkrankungen und Lungenerkrankungen können Vorhofflattern auslösen. Ein übermäßiger Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol und Nikotin sowie auch psychischer Stress können Vorhofflattern auslösen. Nicht nur Entzündungen, sondern auch eine Herz-Operationen können Vorhofflattern auslösen. Wenn es möglich ist, dann wird versucht, die auslösende Erkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln.
Ein erhöhter und eventuell unregelmäßiger Puls ist eines der Anzeichen von Vorhofflattern. Die betroffenen Personen nehmen den Herzschlag selbst häufig als zu schnell oder unregelmäßig wahr (Herzrasen). Folgende Symptome können beim Vorhofflattern auftreten:
Viele Patienten mit Vorhofflattern sind allerdings beschwerdefrei. Aus diesem Grund wird die Erkrankung häufig bei einer EKG-Untersuchung, die aus einem anderen Grund angeordnet wurde, zufällig festgestellt. Herzpalpitationen, also ein unregelmäßiger Herzschlag, der von den Betroffenen als flatternd empfunden wird, ist eines der häufigsten Symptome.
Hält das Vorhofflattern an, dann wird versucht durch Medikamente den normalen Sinusrhythmus wieder herzustellen. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Betablocker. Eine Alternative stellt eine Elektrokardioversion ein, die das Vorhofflattern für eine begrenzte Zeit unterbindet. Diese Therapie erinnert an eine Reanimation per Defibrillator. In diesem Fall muss der Patient in Narkose versetzt werden. Über zwei Elektroden, die auf der Brust der betroffenen Person platziert werden, wird seinem Herz ein kurzer Stromschlag verpasst. Dieser Impuls soll dem Herz wieder zu seinem normalen Rhythmus verhelfen. Die Erfolgsaussichten sind in den ersten Tagen am besten.
Meist verspricht eine Elektrokardioversion keine dauerhafte Heilung. Wenn Vorhofflattern öfter zum Problem wird, ist die Therapie mittels einer Katheterablation denkbar. Ein Katheter wird bis zum Herzen geleitet, damit die Vorhofregion, die für das Vorhofflattern verantwortlich ist, verödet werden kann. In über 95 Prozent der Fälle sind die Patienten anschließend nicht mehr von Vorhofflattern betroffen. Auch eine Überstimulation kann als Therapiemöglichkeit in Betracht gezogen werden. Dazu ist ein Schrittmacher erforderlich, wobei eine leicht erhöhte Herzrhythmuseinstellung vorgenommen wird. Das Risiko, dass es in der Zukunft wieder zu Vorhofflattern kommt, wird durch diese Maßnahme minimiert. Welche Therapie für den Patienten am besten geeignet ist, muss der behandelnde Arzt in Anbetracht der jeweiligen Krankengeschichte klären.
Eine zeitnahe Therapie ist beim Auftreten von Vorhofflattern unbedingt zu empfehlen. Dabei geht es vor allem darum, das Schlaganfallrisiko zu reduzieren. Eine Thromboembolie ist nicht nur gefährlich, sondern stellt auch die eine Komplikation des Vorhofflatterns. Durch das Vorhofflattern werden die Vorhöfe sehr schnell kontrahiert. Eine zu schnelle Kontraktion führt aber dazu, dass das Blut in den Vorhöfen nicht weitergeleitet wird. Das Blut in den Vorhöfen steht und so kann es passieren, dass ein Blutgerinnsel entsteht.
Über die arteriellen Gefäße kann das Gerinnsel bis zum Gehirn gelangen und zu einem Schlaganfall führen. Neben einem Hirninfarkt sind ein Infarkt der Milz oder Nieren weitere Komplikationen, die ein unbehandeltes Vorhofflattern so gefährlich machen. Außerdem kann sich das Vorhofflattern zu einem Vorhofflimmern weiterentwickeln, das mit einem noch höheren Schlaganfallrisiko für den Patienten einhergeht.
aktualisiert am 16.11.2023