Viele Menschen leiden unter Herzrhythmusstörungen, für welche keine körperlichen Ursachen auffindbar sind. Einige dieser Betroffenen berichten, dass die Herzrhythmusstörungen in ganz bestimmten Situationen auftreten. Andere sind sich nicht bewusst, dass ihre Herzrhythmusprobleme mit bestimmten Empfindungen oder Situationen in Verbindung stehen. In beiden Fällen sind die Herzrhythmusstörungen auf psychische Faktoren zurückzuführen. Diese psychischen Faktoren können von den Betroffenen bewusst wahrgenommen werden oder auf einer unbewussten Ebene schlummern. Stress ist einer dieser Auslöser.
Stresssituationen können das vegetative Nervensystem belasten, wodurch verschiedene physische Symptome entstehen. Herzrhythmusstörungen können auftreten, wenn Menschen in bestimmten Stresssituationen starken Ängsten ausgesetzt sind. Die Angst zu versagen, die Angst sich zu blamieren, Prüfungsängste oder die Angst vor Verletzungen sind einige wenige Beispiele hierfür. Der menschliche Körper reagiert auf starken Stress mit verschiedenen Alarmreaktionen. Er schüttet sogenannte Stresshormone aus, welche sich unterschiedlich auf das Befinden und auf bestimmte Organe auswirken. Diese Hormone, zu denen das Adrenalin gehört, können beispielsweise in einer Stresssituation zu plötzlichem Herzrasen führen. Einige Betroffene verspüren hierbei von Zeit zu Zeit einen Herzschlagaussetzer oder einen zusätzlichen Herzschlag. Sofern diese Stresssymptome lange anhalten oder wiederkehren, müssen die Hintergründe für die Herzrhythmusstörungen bei Stress ermittelt werden.
Sofern der Mensch permanentem Stress ausgesetzt wird, wirkt sich dies auf verschiedene Funktionen im Körper aus. Bei einer längerfristigen Belastung spielt das Cortisol als Stresshormon eine besondere Rolle. Im Zusammenhang mit Dauerstress kann es beispielsweise zu Störungen im normalen Herzschlagrhythmus kommen. Der Betroffene verspürt Herzrhythmusstörungen, deren Ursprung größtenteils psychosomatisch ist, also als körperliche Beschwerde durch eine seelische Ursache bedingt ist. Tritt in einer Stresssituation einmalig Herzrasen auf, ist dies noch kein Grund zur Besorgnis. Das Herzrasen ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Bedrohungen. Treten die Herzrhythmusstörungen wiederholt auf, sollte sich der Betroffene untersuchen lassen.
Das Empfinden von Stress wird wie erwähnt durch Stresshormone ausgelöst. Der Körper reagiert auf bestimmte Stresssituationen, wobei es sich um einen wichtigen Bestandteil der Selbsterhaltung handelt. Die Stresshormone treiben den Herzrhythmus an und lassen das Herz schneller schlagen. Hierdurch wird mehr Blut durch den Körper gepumpt, was in einer körperlichen Gefahrensituation von hoher Wichtigkeit ist. Der Organismus wird auf die Flucht vor der Gefahr vorbereitet. Der Betroffene nimmt die erhöhte Herzfrequenz als Herzrasen wahr. Mitunter können hierbei wie erwähnt Herzstolperer auftreten. Diese Stolperer oder Aussetzer können sich in einer belastenden Stresssituation vermehren. Der Betroffene hat das Gefühl, dass sein Herz unregelmäßig schlägt. Weitere Symptome können hierbei spürbar werden, wie beispielsweise:
Sofern derartige Symptome in Stresssituationen auftreten, muss sich der Betroffene ärztlich untersuchen lassen. In erster Linie gilt es hierbei abzuklären, ob hinter den Herzrhythmusstörungen körperliche Ursachen stecken oder nicht. Häufig sind die Herzrhythmusstörungen bei Stress auf einen angeborenen Defekt im komplexen „Leitsystem“ für den Herzschlag zurückzuführen. Sofern diese Personen einem hohen Stressaufkommen ausgesetzt sind, macht sich der Defekt bemerkbar. Die Betroffenen verspüren Herzrhythmusstörungen.
Der Herzschlag wird von einem speziellen System gesteuert. Bei dem Reizleitungssystem handelt es sich um Zellverbindungen, in welchen elektrische Impulse durch das Herz geleitet werden. Diese Impulse werden im sogenannten Sinusknoten gebildet, dem natürlichen Schrittmacher des Herzens. Sobald der Sinusknoten einen elektrischen Impuls abgibt, veranlasst er das Herz dazu zu schlagen. Bei Personen mit einem angeborenen Defekt in diesem Leitsystem kann es in Stresssituationen zu einer Störung der Signalübermittlung kommen. Die Betroffenen verspüren Aussetzer im Herzschlag oder zusätzliche Herzschläge. Unter normalen Bedingungen verspüren diese Personen nichts von ihrem Defekt im Leitsystem. Das Herz schlägt ganz normal. Erst wenn sie unter Stress leiden, kommt es zu Veränderungen im Herzrhythmus. Das genaue Zusammenspiel zwischen Stress und diesen angeborenen Defekten ist den Ärzten bis heute noch nicht klar. Sie vermuten, dass das Stresshormon Cortisol hierbei eine Rolle spielt. An den Zellen des Erregungsleitungssystems sind die sogenannten Ionenkanäle besonders wichtig. Die Ärzte vermuten, dass die defekten Ionenkanäle im Vergeich zu gesunden Ionenkanälen eine abweichende Reaktion auf das Cortisol aufzeigen.
Der Herzschlag wird im menschlichen Körper durch bestimmte Bereiche im Gehirn reguliert. Neurowissenschaftler haben festgestellt, dass die Herzfrequenz steigt, sofern eine Erregung im sogenannten Limbischen System des Gehirns stattfindet. Das Gehirn sendet in bestimmten Situationen vermehrt Impulse über das Rückenmark zum Herzen. Hierdurch treibt das Gehirn das Herz zu einer höheren Herzschlagfrequenz an. Beispielsweise zeigt sich diese Reaktion bei einer hohen körperlichen Leistung, bei Angst, Wut und bei Stress. Hieraus wird ersichtlich, dass die Gefühlswelt des Menschen in direktem Zusammenhang mit dem Herzrhythmus steht. Die Psyche des Menschen löst im Gehirn ganz bestimmte Prozesse aus, die vom Gehirn an die Organe weitergeleitet werden. Im Falle des Herzens hat dies in bestimmten Situationen und bei speziellen Gefühlen die Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge. Stress ist eine dieser Empfindungen, durch welche somit Herzrhythmusstörungen entstehen können.
Herzrhythmusstörungen können die Ärzte heutzutage mithilfe des EKGs feststellen. Hierfür setzen die Mediziner verschiedene Arten des EKGs ein. Diese sind:
Im Falle von stressbedingten Herzrhythmusstörungen ist das Langzeit-EKG und eventuell das Belastungs-EKG aussagekräftig. Im Ruhezustand leiden die Patienten nur selten unter stressbedingten Herzrhythmusstörungen, außer es liegen eventuell Angststörungen oder weitere psychische Erkrankungen vor. Mit dem Langzeit-EKG lassen sich die Herzaktivitäten ideal in den alltäglichen Stresssituationen des Patienten aufzeichnen.
Je nachdem, wie die Ergebnisse der EKG-Untersuchung ausfallen, lassen sich stressbedingte Herzrhythmusstörungen heute gut behandeln. Zumeist werden hierfür entsprechend des körperlichen Zustands des Patienten bestimmte Medikamente verschrieben. Beispielsweise finden sich zahlreiche Medikamente, die den Störungen in den Ionenkanälen im Herzen entgegenwirken. Wichtig ist, dass der Patient aktiv am eigenen Stressmanagement arbeitet. Liegt den Herzrhythmusstörungen beispielsweise ein psychisches Problem zugrunde, sollte der Patient einen Psychotherapeuten aufsuchen.
Ferner sind Maßnahmen für den Stressabbau wichtig. Verschiedene Entspannungsübungen, wie Yoga oder Tai Chi, sowie eine gesunde Ernährung können helfen, den Stress im Alltag abzubauen. Die Betroffenen sollten weitestgehend auf Alkohol, Nikotin und Koffein verzichten. Leichtes Ausdauertraining kann nach Absprache mit dem Arzt ebenfalls sinnvoll sein. Generell ist es bei stressbedingten Herzrhythmusstörungen wichtig, die Symptome zu behandeln. Allerdings sollten die Betroffenen zudem aktiv an den Ursachen arbeiten – also vor allem am Stressaufkommen.
http://www.fr.de/wissen/herzinfarkt-wie-die-psyche-das-herz-steuert-a-794604
aktualisiert am 16.08.2018