Herzschrittmacher sind keine reine Erfindung des Menschen, sondern das Herz verfügt tatsächlich über zwei natürliche Schrittmacher. Sie werden als Sinusknoten und AV-Knoten bezeichnet. Diese beiden Schrittmacher sind gemeinsam dafür zuständig, dass das Herz die nötigen Impulse erhält, um sich so zusammenzuziehen, dass alle Organe mit ausreichend Blut versorgt werden können. Der Sinusknoten gilt dabei als der primäre Schrittmacher. Er ist somit ein Taktgeber, der sich entscheidend auf die Herzfrequenz auswirkt.
Der Sinusknoten ist in der Fachsprache auch unter folgenden Namen bekannt:
Beim Sinusknoten handelt es sich um ein Netz aus Nerven- sowie Herzmuskelzellen, die auf die Erzeugung elektrischer Impulse spezialisiert sind. Dieses Zellnetzwerk hat gerade einmal ein Ausmaß von zwei Millimetern Breite und circa drei Zentimetern Länge. Der SA-Knoten, der von seiner Form her an ein Komma erinnert, ist im Bereich des rechten Vorhofs anzutreffen. Dort, wo die obere Hohlvene einmündet, ist der Keith-Flack-Knoten zu finden. Er erzeugt die elektrischen Impulse eigenständig, die mittels des Erregungsleitsystems des Herzens an die Herzmuskelzellen weitergegeben werden, und sendet diese aus. Beläuft sich die (gesunde) Herzfrequenz auf ungefähr 60 bis 80 Schläge in der Minute, dann ist vom sogenannten Sinusrhythmus die Rede.
Vom Sinusknoten aus wird die elektrische Erregung zu einer weiteren Leitstelle des Herzens, dem AV-Knoten, weitergeleitet. Denn die Sinusimpulse können nicht unmittelbar an die Vorhöfe weitergegeben werden, da dies aufgrund der elektrischen Isolierung verschiedener Herzzellen nicht möglich ist. Noch dazu ist der AV-Knoten für eine Frequenzreduzierung verantwortlich, damit sich die Vorhöfe und Kammern nacheinander kontrahieren können, wie das bei einem gesunden Herzen üblich ist.
Im Normalfall ist bei einem Erwachsenen, der von keinen nennenswerten gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen ist, eine Frequenz von 60 bis 100 Herzschlägen pro Minute zu erwarten. Der Sinusknoten sorgt für diese Frequenz. Allerdings kann der SA-Knoten auch eine veränderte Frequenz vorgeben, sofern dies die aktuellen Gegebenheiten erfordern. Bei sportlichen Betätigungen erhöht sich die Herzfrequenz, während sie sich in Ruhephasen und während des nächtlichen Schlafs reduziert.
Allerdings wird der Rhythmus des Herzens nicht allein vom Sinusknoten definiert. Vielmehr wirkt sich das autonome Nervensystem in Kombination mit Hormonen ebenso auf die Herzfrequenz aus. Über den Parasympathikus kann ein langsamerer Herzschlag erwirkt werden. Dies passiert, indem ein spezieller Botenstoff (Acetylcholin) ausgeschüttet wird, der zu einer Produktion von weniger elektrischen Impulsen pro Minute durch den Sinusknoten führt. Der Sympathikus kann mit Hilfe von Adrenalin und Noradrenalin einen gegenteiligen Effekt auf den Sinusknoten und die Herzfrequenz ausüben, so dass das Herz entsprechend schneller schlägt.
Bei sportlichen Betätigungen oder aufgrund der nachfolgenden Erkrankungen kann es zu einer regelmäßigen Herzfrequenz von über 100 Schlägen in der Minute kommen:
Dann feuert der Sinusknoten also deutlich mehr als 100 Impulse in der Minute ab. Diese Funktionsstörung wird in der Fachsprache als Sinustachykardie bezeichnet. Eine Sinusbradykardie geht hingegen mit der umgekehrten Problematik einher. Die Anzahl der elektrischen Impulse, die vom SA-Knoten abgefeuert werden, liegt unter dem normalen Niveau von mindestens 60 Erregungen in der Minute. Für den Körper eines gut trainieren Sportlers ist diese Frequenz für den Ruhebetrieb ausreichend. Weist der eigene Körper hingegen keinen entsprechenden Trainingszustand auf, so ist eine Sinusbradykardie entsprechend problematisch. Diese Funktionsstörung kann in den folgenden Situationen auftreten:
Von einer Sinusarrhythmie ist dann die Rede, wenn der SA-Knoten nur noch unregelmäßige elektrische Impulse liefert. Fällt der Sinusknoten als primärer Schrittmacher komplett aus, so ist von einem Sinusarrest die Rede. In diesem Fall ersetzt der AV-Knoten die Funktion des Sinusknotens, gibt aber eine viel langsamere Herzfrequenz vor.
aktualisiert am 16.08.2018