Das Herz des Menschen muss sich in Bezug auf den Herzschlagrhythmus ständig den Emotionen und den körperlichen Aktivitäten anpassen. Diese Anpassung ist für den Menschen wichtig. Hierdurch wird gewährleistet, dass in jeder Situation die Blutzirkulation im Körper in der notwendigen Stärke aufrechterhalten wird. Bei körperlichen Anstrengungen beispielweise schlägt das Herz schneller, um mehr Blut durch den Körper zu pumpen. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Muskelzellen ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Sofern sich der Herzrhythmus aus nicht ersichtlichen Gründen verändert, sprechen die Ärzte von Herzrhythmusstörungen. Das Herz kann hierbei schneller oder langsamer schlagen. Einige Patienten verspüren „Herzstolperer“ oder Aussetzer. Immer wieder berichten Patienten von plötzlichem Herzrasen nach dem Essen. Das Herz schlägt ohne ersichtlichen Grund nach dem Essen schneller. Was genau ist die Ursache für diese Herzrhythmusstörungen nach dem Essen?
Neben dem Herzrasen nach dem Essen verspüren die Betroffenen eventuell verschiedene Begleitsymptome. Diese Begleiterscheinungen der Herzrhythmusstörungen können vielfältig ausfallen. Am häufigsten werden Herzrhythmusstörungen nach dem Essen von folgenden Symptomen begleitet:
Diese Symptome treten in den meisten Fällen nicht alle zusammen auf. Wenn überhaupt, leiden die Patienten mit Herzrhythmusstörungen nach dem Essen an einigen dieser Begleiterscheinungen.
Generell sind wiederkehrende Herzrhythmusstörungen ein Warnsignal des Körpers. Der Betroffene sollte sich schnellstmöglich von einem Arzt untersuchen lassen. Treten die Herzrhythmusstörungen nach dem Essen einmalig auf, ist dies kein Grund zur Sorge. Werden die Probleme wiederholt beobachtet, ist die ärztliche Untersuchung von hoher Wichtigkeit.
Forscher haben herausgefunden, dass bestimmte Lebensmittel Herzklopfen und Herzrhytmusstörungen auslösen können. Das gilt vor allem bei Menschen, die eine kardiale Vorerkrankung haben. Einer der häufigsten Ursachen für das Auslösen von Herzklopfen nach dem Essen ist Alkohol. Forscher der University of California (San Francisco) haben herausgefunden, dass Alkohol bei Menschen mit Herzrhythmusstörungen wahrscheinlich Herzklopfen auslöst. Einige Forscher gehen davon aus, dass auch Koffein ein Auslöser von Herzrhythmusstörungen sein kann. Dieser Zusammenhang konnte aber in einer Studie wissenschaftlich nicht belegt werden.
Nicht nur Lebensmittel, sondern auch Nahrungsergänzungsmittel oder bestimmte Medikamente, die vor oder nach dem Essen eingenommen werden, können Herzrhythmusstörungen auslösen. Mittel wie Bitterorange, Ginseng, Weißdorn oder Baldrian beeinflussen die Herzfrequenz. Auch einige Erklältung-, Allergie- oder Asthmamittel können verantwortlich dafür sein. Manche enthalten Phenylephrin, das den Herzschlag beeinflussen kann.
Einige Menschen gönnen sich vor oder nach dem Essen eine Zigarette. Rauchen kann aber auch eine Auswirkung auf den Herzsschlag haben.
Wer herausfinden will, ob er auf bestimmte Lebensmittel reagiert, sollte ein Tagebuch führen und notieren, was er gegessen und getrunken hat.
Viele Patienten, die von wiederholt auftretenden Herzrhythmusstörungen nach dem Essen berichten, leiden unter einer Herzerkrankung. Gefäßerkrankungen oder Kreislaufprobleme können ebenfalls die Auslöser sein. Die Herzrhythmusstörungen treten bei diesen Patienten nach einer schweren und üppigen Mahlzeit auf. Generell muss der Körper nach der Nahrungsaufnahme vermehrt Blut zum Verdauungstrakt leiten, um die Nährstoffe aufnehmen zu können. Dies hat zur Folge, dass andere Bereiche im Körper weniger durchblutet werden. Um einem Blutdruckabfall entgegenzuwirken, verengen sich nach dem Essen automatisch die Arterien im Körper (periphere Arterien). Bei einigen Menschen funktioniert diese Verengung der Arterien nur unzureichend. Dies kann beispielsweise bei älteren Personen und bei Patienten mit Arteriosklerose der Fall sein. Das Herz wird bei diesen Patienten nach dem Essen gezwungen, schneller zu schlagen, um den Blutdruck aufrechtzuerhalten. Auf diesem Weg wird sichergestellt, dass es im Körper zu keinem Blutdruckabfall kommt.
Manche Patienten, die unter hohem Blutdruck leiden, verspüren nach dem Essen hingegen einen plötzlichen Abfall der Herzfrequenz. Dieser langsamere Herzschlag resultiert eventuell aus blutdruckregulierenden Medikamenten (Beta-Blocker). Diese Medikamente senken den Blutdruck, indem sie an Herzzellen die Calciumkanäle blockieren und eine hohe Herzfrequenz damit verhindern.
Große Anstrengungen, Panikattacken, Angstzustände und eine hohe Körpertemperatur können Herzrhythmusstörungen nach dem Essen auslösen. Schilddrüsenüberfunktionen oder koffeinhaltige Getränke können ebenfalls das Herz nach dem Essen schneller schlagen lassen. Bei einigen Patienten werden die Herzrhythmusstörungen durch das sogenannte Roemheld-Syndrom ausgelöst. Hierbei sammeln sich vermehrt Gase im Verdauungstrakt an. Diese Gase drücken auf das Zwerchfell und auf das Herz der Patienten. Durch diesen Druck muss das Herz schneller schlagen, um die Blutzirkulation im Körper zu gewährleisten. Die Gasbildung im Verdauungstrakt kann durch verschiedene Erkrankungen, durch bestimmte Nahrungsmittel und durch Unverträglichkeiten entstehen.
Herzrhythmusstörungen nach dem Essen müssen nicht zwangsläufig durch die Nahrungsaufnahme bedingt sein. Sie können auch unabhängig davon entstanden sein und mit anderen Ursachen zusammenhängen.
Herzrasen nach dem Essen kann zudem aus einer erhöhten Ausschüttung von Insulin resultieren. Beispielsweise kommt es bei einigen Patienten in der Frühphase von Diabetes Typ II zu einer zeitweise erhöhten Insulinausschüttung. Des Weiteren kann die Vergrößerung bestimmter Zellen der Bauchspeicheldrüse für die vermehrte Insulinausschüttung verantwortlich sein. Bei einigen Patienten wird der erhöhte Insulinausstoß durch einen insulinproduzierenden Tumor verursacht. In allen diesen Fällen kann der erhöhte Insulinausstoß nach dem Essen zu Herzrhythmusstörungen führen.
Die sogenannten Dumping-Syndrome treten vor allem bei Patienten nach einer OP am Magen auf. Beispiele hierfür sind eine teilweise oder komplette Entfernung des Magens sowie Magenverkleinerungen aufgrund von Übergewicht. Durch diese OPs wird die Passagezeit des Speisebreis verkürzt. Der Speisebrei gelangt binnen kürzester Zeit in den Darm. Hierdurch entsteht ein hoher osmotischer Druck im Darm: Im Speisebrei ist die Konzentration gelöster Teilchen weit höher als in den umgebenden Blutgefäßen. Dies hat zur Folge, dass vermehrt Flüssigkeit in das Darminnere gezogen wird. Bis zu einem Fünftel des gesamten Volumens des Blutplasmas kann hierdurch in kurzer Zeit in den Darm gezogen werden. Nach dem Essen tritt dann ein plötzliches Herzrasen auf. Die Ärzte sprechen bei diesem Dumping-Syndrom von einem Frühdumping.
Als Spätdumping wird ein weiteres Syndrom bezeichnet, welches ebenfalls aus der zu schnellen Passage des Speisebreis in den Darm resultiert. Schlagartig werden bei dem Spätdumping große Mengen Kohlenhydrate aufgenommen. Der Körper reagiert hierauf mit einer erhöhten Insulinausschüttung. Das Insulin senkt den Blutzuckerspiegel und es kommt zu einer Unterzuckerung. Der Körper schüttet in diesem Fall verschiedene Hormone aus, unter anderem das Stresshormon Adrenalin. Das Adrenalin sorgt für eine Erhöhung der Herzschlagfrequenz. Das Spätduming-Syndrom tritt zumeist zwei bis drei Stunden nach dem Essen auf.
Treten Herzrhythmusstörungen nach der Nahrungsaufnahme wiederholt auf, müssen die Ursachen hierfür geklärt werden. Gefährlich werden die Herzrhythmusstörungen, wenn es in deren Rahmen zu einem gravierenden Blutdruckabfall kommt. Der Betroffene kann hierdurch einen Schock erleiden. Ferner sind Begleitsymptome der Herzrhythmusstörungen ein klares Warnzeichen. Patienten, die wiederholt nach dem Essen Herzrhythmusstörungen und Begleitsymptome verspüren, müssen sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen.
Die Behandlungen von Herzrhythmusstörungen nach der Nahrungsaufnahme zielen generell auf deren Ursache ab. Werden die Herzrhythmusstörungen durch Dumping-Syndrome ausgelöst, reicht es eventuell aus, die Essgewohnheiten zu ändern. Bei einem Frühdumping sollten die Patienten mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen. Zudem ist es empfehlenswert, den Zuckerkonsum zu reduzieren. Bei einem Spätdumping sollten die Patienten zwei bis drei Stunden nach einer Hauptmahlzeit eine kohlenhydratreiche Zwischenmahlzeit einplanen. Hierdurch lässt sich die drohende Unterzuckerung abmildern. In vielen Fällen eines Dumping-Syndroms verschwinden die Herzrhythmusstörungen von alleine ungefähr einen Monat nach der Magen-OP.
Lösen Probleme mit der Bauchspeicheldrüse oder Schilddrüse die Herzrhythmusstörungen aus, können bestimmte Medikamente Erleichterung verschaffen. Sind die Herzrhythmusstörungen nach dem Essen die Folge von einem Roemheld-Syndrom (Gasbildung im Darm), helfen Nahrungsumstellungen oder Medikamente.
Vermehrte Insulinausschüttungen müssen generell näher untersucht werden. Je nach Ursache des Problems bedarf dies eine spezielle Behandlung. Sofern die erhöhten Insulinausschüttungen reduziert werden, lassen in diesem Falle auch die Herzrhythmusstörungen nach dem Essen nach. Resultieren die Herzrhythmusstörungen nach den Mahlzeiten aus einer Herz- oder Gefäßerkrankung, sind entsprechende Behandlungen nötig.
aktualisiert am 09.10.2019