Bei Herzstolpern in jungen Jahren besteht meist kein Grund zur Sorge. Doch wie sieht es mit Herzstolpern im Erwachsenenalter aus? Wenn das Herz „stolpert“ und die Betroffenen zusätzliche Herzschläge zum normalen Herzrhythmus spüren, dann ist die Sorge oftmals groß. Wie gefährlich ist diese Herzrhythmusstörung?
Bei einer Extrasystole handelt es sich um einen zusätzlichen Herzschlag. Über den normalen Herzrhythmus hinaus schlägt das Herz extra. Dabei muss sich diese Herzrhythmusstörung nicht zwingend auf den Rhythmus des Herzens auswirken. Dieser kann entweder gleichbleiben oder sich verschieben. Wie kommt es zu diesen zusätzlichen Herzschlägen? Hierbei ist wichtig zu wissen, dass der Sinusknoten als primärer Schrittmacher den Takt des Herzens vorgibt. Für die zusätzlichen Schläge ist er aber nicht verantwortlich.
Extrasystolen können nur ab und zu oder gehäuft zum Problem werden. Erst bei einer Häufung der zusätzlichen Herzschläge ist von einer Rhythmusstörung die Rede. Dabei können verschiedene Auslöser zu zusätzlichen Herzschlägen führen. Abhängig von der Entstehungsart ist von supra- oder von ventrikulären Extrasystolen die Rede. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die meisten Menschen irgendwann einmal von Extrasystolen betroffen sind. In den meisten Fällen ist das kein Anlass zur Sorge.
Der Ursprungsort dieser Art von Extrasystolen ist über der Aufteilung des His-Bündels anzutreffen. Ausgangspunkt der zusätzlichen Herzschläge ist somit meist der Vorhof. Beim His-Bündel handelt es sich um eine muskuläre Brücke, die die Vorhöfe sowie die Kammern des Herzens verbindet. Auch das His-Bündel ist somit ein fester Bestandteil des Erregungsleitungssystems des Herzens. Dieses System ist dafür verantwortlich, dass die elektrischen Impulse, die der Sinusknoten als primärer Schrittmacher abgibt, zu allen Herzmuskelzellen weitergeleitet werden. Nur wenn diese Erregungsweiterleitung korrekt funktioniert, kann das Herz mit einem normalen, gesunden Rhythmus schlagen.
Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) werden wiederum in zwei Unterarten unterteilt. Man spricht von atrialen sowie von nodalen SVES. Im ersten Fall kommt es auch zu einer Sinusknotenentladung. Da der Sinusknoten den primären natürlichen Herzschrittmacher darstellt, kann es zu einer Rhythmusverschiebung bei den Herzkammern kommen. Eine rückläufige Vorhofentladung bei der nodalen SVES kann ebenso dazu führen, dass die Herzkammern aus dem Rhythmus kommen. Dennoch müssen supraventrikuläre Extrasystolen bei gesunden Menschen nicht behandelt werden. Wer an supraventrikuläre Extrasystolen und einer Herzerkrankung leidet, wird sich vorwiegend einer Therapie dieser Erkrankung unterziehen.
Bei den ventrikulären Extrasystolen handelt es sich um Extrasystolen, die unterhalb der Stelle, wo sich das His-Bündel aufteilt, entstehen. Der zusätzliche elektrische Impuls geht in diesem Fall also von den Kammern aus. Dieses Phänomen kann sowohl bei herzgesunden als auch bei Menschen mit Herzkrankheiten auftreten. Ventrikuläre Extrasystolen (VES) werden auch als vorzeitig auftretende ventrikuläre Kontraktionen bezeichnet. Diese Kontraktionen können sich in unvorhersehbaren oder in vorsehbaren Abständen bemerkbar machen. Folgende Faktoren wirken sich auf die Anzahl der VES aus:
Auch VES spüren die Betroffenen als Herzstolpern oder aussetzenden Herzschlag. Der Herzaussetzer ist so zu erklären, dass das Herz im Anschluss an das Herzstolpern (den zusätzlichen Herzschlag) mitunter eine Pause braucht und es somit zu einem Herzaussetzer kommt. Dabei sind es nicht die ventrikulären Extrasystolen selbst, die wahrgenommen werden. Vielmehr verspürt der Betroffene den Sinusschlag, der sich anschließend verstärkt bemerkbar macht, oder eben die „kompensatorische Pause,“ die sich das Herz in Form eines Herzaussetzers gönnt. Nur wenn zusätzliche Herzschläge besonders häufig auftreten, ist von VES die Rede.
Neben den bereits genannten Faktoren wie Angst, Übermüdung oder einem übermäßigen Kaffeekonsum, können auch die folgenden Auslöser zu Extrasystolen führen:
Werden die Extrasystolen durch äußere Umstände verursacht, dann sind sie in der Regel auch harmlos und nicht behandlungsbedürftig.
Viele herzkranke Menschen sind von Extrasystolen betroffen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei ihnen bereits viele Herzmuskelzellen geschädigt sind.
Wenn die Extrasystolen häufig als unangenehm empfunden werden, kann ein Verzicht auf die Genussmittel, die als Auslöser gelten, sinnvoll sein. Auch die Reduktion von Stress oder ein Ausgleich des Kaliummangels sowie die Behandlung der gestörten Schilddrüsenfunktion sind sinnvoll. Trotzdem sind Änderungen der Lebensweise nur in wenigen Fällen erfolgreich.
Wenn eine Herzschädigung für die Extrasystolen verantwortlich ist, gilt es diese Herzerkrankung zu behandeln. Eine medikamentöse Therapie ist denkbar. Beta-Blocker können zum Beispiel zum Einsatz kommen, um für einen stabileren Herzrhythmus zu sorgen. Bei Patienten mit einer Herzerkrankung greifen Ärzte auf Sotalol oder Amiodaron zurück (Klasse III-Antiarrhythmika). Menschen, die herzgesund sind, werden mit Klasse-I-Antiarrhythmika wie Flecainid oder Propafenon behandelt. Das ist aber nur bei supraventrikulären Extrasystolen sinnvoll.
Sind die Extrasystolen ausgesprochen unangenehm oder angeboren, kann ein Eingriff erfolgen, bei dem bestimmte Herzstrukturen verödet werden, damit sie kein Herzstolpern mehr auslösen können (Katheterablation). Mit 90 Prozent sind die Heilungschancen eines solchen Eingriffs als sehr gut zu bezeichnen. Ob eine Therapie der Extrasystolen erforderlich ist, kann nur ein fachkundiger Arzt abklären. Dies hängt auch davon ab, welche Vorerkrankungen die Patienten aufweisen und wie sehr die Extrasystolen stören.
aktualisiert am 16.08.2018