Ein Herzinfarkt kann alle Herzmuskelschichten oder nur Teile davon betreffen. Wenn alle Herzmuskelschichten betroffen sind, spricht man von einem transmuralen Herzinfarkt, andernfalls von einem Innenschichtinfarkt. Sind größere Anteile des Herzmuskels zerstört, wird das im EKG sichtbar. Dies zeigt sich durch eine Anhebung der ST-Strecke. Wenn nur Teile des Herzmuskels zerstört wurden, fehlt die typische ST-Streckenhebung im EKG, obwohl ein Infarkt vorliegt.
Man unterscheidet, abhängig von den Anzeichen im EKG (so funktioniert ein EKG), einen NSTEMI (non ST-segment elevation myocardial infarction) von einem STEMI (ST-segment elevation myocardial infarction) Herzinfarkt. Der STEMI-Herzinfarkt ist der Herzinfarkt mit den bekannten Symptome, während der NSTEMI-Infarkt atypisch verlaufen kann.
Wesentlich für die Diagnose eines NSTEMI-Infarkts ist die Bestimmung der Herzenzyme im Blutbild. Der Troponinspiegel ist erhöht und weist auf den Infarkt hin. Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Herzecho) hilft, den Infarktbezirk zu erkennen und die Diagnose zu sichern.
In den letzten Jahren wurde festgestellt, dass die Anzahl der STEMI-Herzinfarkte zurückgeht, während die Anzahl der NSTEMI-Infarkte steigt. Im Jahr 2009 wurden im Rahmen einer Studie um Professor Holger Reinecke (Abteilung für Kardiologie und Angiologie an der Uniklinik Münster) 38.5 Prozent STEMI-Infarkte gegenüber 61,5 Prozent NSTEMI-Infarkte ermittelt. Trotz dieser Zahlen scheint sich die Anzahl nicht zu verändern. Man geht davon aus, dass durch bessere Diagnosemöglichkeiten weniger NSTEMI-Infarkte übersehen werden und sich dadurch das Verhältnis von STEMI zu NSTEMI-Infarkten in den letzten Jahren verschoben hat.
STEMI-Herzinfarkte treten durchschnittlich im Alter von 66,4 Jahren auf, während NSTEMI-Herzinfarkte durchschnittlich im Alter von 71,7 Jahren auftreten.
Bei einem STEMI-Herzinfarkt versucht man das verschlossene Gefäß zeitnah zu "öffnen". Das wird zum Beispiel eine Ballondilatation durchgeführt. Beim NSTEMI ist wissenschaftlich nicht belegt, dass eine PCI (Perkutane koronare Intervention) sinnvoll ist. Aus diesem Grund besteht die Therapie eines NSTEMI-Infarkts zunächst aus eine antithrombotischen Behandlung, zum Beispiel mit Clopidogrel oder Acetylsalicylsäure. Eine Lysetherapie, wie sie bei STEMI-Infarkten durchgeführt wird, wird nicht empfohlen.
Bei Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkten wird zusätzlich 2 bis 72 Stunden nach dem Herzinfarkt eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Durch eine Herzkatheteruntersuchung kann die Diagnose gesichert werden.
Es gibt eine Ausnahme, die die neuen Leitlinien vorsehen, bei der eine PCI durchgeführt werden soll. Auf Basis der neuen Leitlinien werden Patienten in vier Risikokategorien eingeteilt (niedrig, intermediär, hoch und sehr hoch). Liegt ein sehr hohes Risiko vor (etwa bei bestehenden Brustschmerzen trotz Medikamenten oder lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen) dann wird eine sofortige PCI empfohlen.
Man könnte annehmen, dass die Prognose der NSTEMI-Infarkte besser ist, weil sie nur einen Teil des Herzmuskels beschädigen. In der Realität zeigt sich kein großer Unterschied. Im Wesentlichen liegt das daran, dass der NSTEMI-Infarkt bei durchschnittlich älteren Menschen auftritt. Ältere Menschen weisen mehr Erkrankungen auf, die den Verlauf des Herzinfarkts negativ beeinflussen können. Dazu gehören Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Nierenerkrankungen und periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Die Mortalität (tödlicher Verlauf) der STEMI-Infarkte liegt bei ungefähr 12 Prozent, der NSTEMI-Infarkte bei 10 Prozent.
aktualisiert am 09.03.2022