Je nachdem, in welchem Bereich des Herzmuskels sich der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ereignet, unterscheidet der Kardiologe verschiedene Arten des Herzinfarktes. Zu diesen gehört der Hinterwandinfarkt, der sich an der Herzrückseite oder -unterseite befindet. Ist die rechte Herzkranzarterie betroffenen, dann kann es zu einem Hinterwandinfarkt kommt, weil die die rechte Herzkranzarterie die Hinterwand des Herzens versorgt. Manchmal kann auch ein Verschluss an der linken Herzkranzarterie (wenn der Ramus cirmumflexus betroffen ist) zu einem Infarkt der Hinterwand führen. Die Muskelzellen an der Rückwand des Herzens können nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und sterben ab. Ein Hinterwandinfarkt führt zu bestimmten Veränderungen im EKG, die der Kardiologe erkennen kann.
Der Herzmuskel wird über die rechte und die linke Koronararterie, die mit der Hauptschlagader (Aorta) verbunden sind, mit Blut versorgt. Kommt es, meist in Folge von Arteriosklerose, zu einem Verschluss der Herzkranzgefäße, entsteht ein Herzinfarkt. Je nachdem, welches Gefäß betroffen ist, unterscheidet man:
Bei einem Hinterwandinfarkt unterscheidet der Mediziner noch einmal genauer zwischen zwei Bereichen, die betroffen sein können: einem inferioren Infarkt (Diaphragmalinfarkt) und einen posterioren Infarkt, dem Hinterwandinfarkt im engeren Sinn. Bei ersterem ist die untere Herzspitze, der dem Zwerchfell (Diaphragma) zugewandte Bereich des Herzens betroffen.
Die Folgen eines Hinterwandinfarktes sind prinzipiell die gleichen wie die eines Vorderwandinfarktes: Durch die Durchblutungsstörung und die ausbleibende Sauerstoffversorgung stirbt Herzmuskelgewebe ab, das schließlich vernarbt. Dies kann, je nachdem, wie groß das betroffene Areal ist, zu einer lebenslangen Herzschwäche führen. Vorderwandinfarkt und Hinterwandinfarkt bergen das gleiche Risiko. Allerdings ist ein Hinterwandinfarkt gefährlicher, weil sie sich nicht mit der üblichen Symptomatik zeigen.
Ein Vorderwandinfarkt geht in den meisten Fällen mit den klassischen Symptomen wie stechenden Brustschmerzen, Druck auf der Brust und Atemnot einher. Ein Hinterwandinfarkt ist hingegen oft nicht so leicht zu deuten. Viele Hinterwandinfarkte sind sogenannte stumme Herzinfarkte. Das heißt, der Infarkt bleibt entweder unbemerkt, weil er gar keine Symptome verursacht. Oder die Beschwerden sind so unspezifisch, dass der Betroffene sie nicht mit einem Herzinfarkt assoziiert. So kann es im Rahmen eines Hinterwandinfarktes zu Schwindel, Atemnot, Schwächegefühl, Oberbauchbeschwerden oder Müdigkeit kommen - unklare Symptome, die häufig einfach ignoriert werden. In einigen Fällen bemerken die Betroffenen starke, lange bestehende Schmerzen im Oberbauch anstatt der Schmerzen innerhalb der Brust. Viele Hinterwandinfarkte werden erst Monate oder Jahre später per Zufall diagnostiziert. Der Hinterwandinfarkt ist im EKG anhand typischer Veränderungen erkennbar.
Die Gefahr, an einem akuten Vorderwandinfarkt zu sterben, ist hoch. Jedoch ist infolge der starken Beschwerden die Chance groß, dass es auch umgehend zu lebenswichtiger medizinischer Versorgung kommt. Der Patient wird nicht nur durch den Infarkt begleitet, sondern erhält eine medikamentöse Therapie, die das Risiko eines zweiten Infarktes senkt. Außerdem löst der Infarkt meist eine Änderung ungesunder Lebensgewohnheiten aus, sodass der Betroffene häufig gute Chancen auf ein langes Leben hat.
Bei einem Hinterwandinfarkt ist dies kaum der Fall. Zwar endet der Hinterwandinfarkt seltener tödlich, doch der Infarkt hat das Herz irreversibel (dauerhaft) geschädigt – häufig, ohne dass dies dem Patienten bewusst ist. Zurück bleibt eine Herzschwäche, gepaart mit dem Risiko eines erneuten Infarktes, der dann für das bereits geschädigte Herz schwerer zu verkraften ist.
Herzinfarkte ereignen sich bei Männern im Durchschnitt nach dem 50., bei Frauen nach dem 60. Lebensjahr. Ein regelmäßiger Gesundheitscheck ist in diesem Lebensalter ratsam. Er kann eine Fülle von Krankheiten in einem frühen Stadium erkennbar machen. Und er kann einen stumm verlaufenen Hinterwandinfarkt ans Tageslicht bringen.
Im Anschluss an einen Hinterwandinfarkt erfolgt eine medikamentöse Therapie. Der Patient sollte Übergewicht reduzieren, das Rauchen aufgeben, sich gesund ernähren und sich regelmäßig bewegen.
Wird ein Hinterwandinfarkt frühzeitig entdeckt, kann versucht werden, die verstopfte Herzkranzarterie wieder durchgängig zu machen. Das kann über Medikamente (Auflösung des Gerinnsels, Lyse) oder einen Katheter (Aufdehnen des Gefäßes mit einem Ballon, Ballonkatheter) erfolgen. Bei Anzeichen, die auf einen Herzinfarkt (auch auf einen Hinterwandinfarkt) hinweisen können, sollte umgehend ein Notarzt gerufen werden. Dies ermöglicht eine rechtzeitige Behandlung.
Praxis für Kardiologie und Prävention – Herzinfarkt: https://www.kardiologie-gamm.de/kardiologie/herzinfarkt/ (online, letzter Abruf: 13.07.2020)
DocCheck Flexikon, Dr. Frank Antwerpes – Hinterwandinfarkt: https://flexikon.doccheck.com/de/Hinterwandinfarkt (online, letzter Abruf: 13.07.2020)
LZ Gesundheitsreport – Vorderwandinfarkt und Hinterwandinfarkt – Wo ist der Unterschied?: https://www.lz-gesundheitsreport.de/gesundheit/herzinfarkt/vorderwandinfarkt-hinterwandinfarkt-unterschied/ (online, letzter Abruf: 13.07.2020)
Beobachter Gesundheit – Herzinfarkt: https://www.beobachter.ch/gesundheit/krankheit/herzinfarkt-myokardinfarkt (online, letzter Abruf: 13.07.2020)
aktualisiert am 24.02.2022