Rund 55.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland infolge eines Herzinfarktes. Viele Todesfälle wären vermeidbar, wenn Betroffene die Vorboten eines Herzinfarktes ernst nähmen. Eine Reihe von Anzeichen kann auf einen drohenden Infarkt hinweisen.
Kaum ein Herzinfarkt kommt, ohne sich vorher in irgendeiner Form anzukündigen. Häufig kommt es im Vorfeld zu charakteristischen Beschwerden. Typisch ist, dass bei körperlicher Belastung wie schwerem Tragen, schnellem Gehen oder Treppensteigen Kurzatmigkeit, ein Engegefühl in der Brust oder ein leichter Brustschmerz auftreten. Ein Druckgefühl oder Brennen im Brustraum ist besonders bei kaltem Wetter zu spüren. Der Schmerz in der Brust ist unter dem Begriff Angina Pectoris bekannt.
Da die Verengung der Gefäße, die zu dem Infarkt führt, ein schleichender Prozess ist, treten diese körperlichen Symptome nicht plötzlich auf, sondern beginnen langsam. Betroffene nehmen sie oft nicht ernst, führen es vielleicht auf mangelnde Fitness oder Übergewicht zurück, dass sie „schnell aus der Puste“ sind. Da die Beschwerden anfangs meist kurzzeitig auftreten und in Ruhe verschwinden, werden sie toleriert. Das Krankheitsbild bezeichnen Mediziner als stabile Angina Pectoris, ein Zustand, der mehrere Jahre anhalten kann. Andererseits können sich die Symptome auch schnell verschlimmern und dann ohne Belastung auftreten (instabile Angina Pectoris).
Atemnot und Brustschmerz sind, selbst wenn sie nur unter Belastung auftreten, ein Grund einen Kardiologen (Herzspezialisten) aufzusuchen. Das gilt insbesondere dann, wenn man zur Risikogruppe für einen Herzinfarkt gehört: Betroffen sind vor allem Männer über 50, Frauen über 60, Raucher, Übergewichtige und Menschen mit einem hohen Stresspegel.
Bei anhaltendem Brustschmerz, der in Ruhe auftritt, muss die 112 gerufen werden.
Vorstufe des Herzinfarktes ist eine koronare Herzkrankheit (KHK), eine Verengung der Herzkranzarterien, die sich zum Beispiel durch eine Angina Pectoris bemerkbar macht. Die KHK kann aber auch andere Symptome mit sich bringen: In den Wochen vor einem Herzinfarkt fühlen sich viele Betroffenen psychisch angeschlagen. Sie sind weniger leistungsfähig. Ähnlich wie bei einem Burnout tritt eine Erschöpfung ein, die sich auch durch Erholungspausen und Schlaf nicht bessert. Betroffene fühlen sich deprimiert oder ängstlich, freudlos und antriebslos und ziehen sich von ihrem sozialen Umfeld und der Familie zurück. Wer solche Veränderungen bei sich feststellt, sollte an eine Herzerkrankung denken, besonders dann, wenn sich keine anderen äußeren Umstände für den Zustand verantwortlich machen lassen.
Schlafgewohnheiten ändern sich im Lauf des Lebens und Schlafprobleme sind ein weit verbreitetes Leiden, das nichts mit einer Herzkrankheit zu tun haben muss. Aufmerksam sollte man werden, wenn man normalerweise gut schläft und scheinbar ohne Grund Schlafstörungen auftreten. Wenn man plötzlich mehrfach nachts aufwacht und dabei möglicherweise starken Durst verspürt, könnte eine KHK (koronare Herzkrankheit) dahinterstecken. Auf jeden Fall lohnt es sich, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Wer nachts mit anhaltenden Brustschmerzen erwacht, sollte die 112 rufen.
Wer an Übelkeit und Erbrechen leidet, der denkt zuerst an eine Magenverstimmung oder einen Virusinfekt und nicht an einen Herzinfarkt. Trotzdem gehören Magenbeschwerden, Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen zu den häufigen Vorboten eines Herzinfarktes, besonders bei Frauen und betagten Herren. Gerade Menschen, die sonst nicht unter derlei Beschwerden leiden, sollten diese Alarmzeichen ernst nehmen und den Arzt aufsuchen. Vielleicht handelt es sich nur um vorübergehende Verdauungsbeschwerden, vielleicht ist es eine ernste Erkrankung des Bauchraums, aber vielleicht steckt auch eine KHK dahinter und es lässt sich ein Herzinfarkt vermeiden.
Rückenschmerzen sind ein unspezifisches Symptom, das jede Menge Ursachen haben kann. In der Altersgruppe Ü50, in der die meisten Herzinfarkte stattfinden, sind Rückenschmerzen eher die Norm als die Ausnahme. Aufmerksam sollte man werden, wenn Rückenschmerzen sich plötzlich anders anfühlen als die, die man kennt. Verdächtig kann es sein, wenn zum Beispiel das Schmerzgeschehen sich nicht mehr in der Lendenwirbelsäule abspielt, sondern weiter oben in der Wirbelsäule. Oder wenn der Rückenschmerz in andere Körperregionen wie Arme, Nacken oder Kiefer ausstrahlt. Wenn Rückenschmerzen auftreten, ohne dass man vorher Rückenprobleme hatte, kann dies ebenso ein Anzeichen für eine Herzerkrankung sein.
Bei Männern können Potenzprobleme auf einen drohenden Herzinfarkt hinweisen – und das Jahre im Vorhinein. Männer, die an erektiler Dysfunktion (Erektionsstörungen) leiden, haben in den nächsten fünf Jahren ein doppelt so hohes Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, wie Männer ohne Potenzprobleme. Damit ist die erektile Dysfunktion mehr als eine unangenehme Störung für das Sexualleben, sondern sie steht – häufig – in direktem Zusammenhang mit einer KHK (koronaren Herzerkrankung).
Bei Potenzstörungen empfiehlt sich daher auch der Besuch beim Kardiologen, denn Betroffene haben meist noch gar keine Ahnung, dass sie an einer fortschreitenden Herzerkrankung leiden. Weisen Herzultraschall (Echokardiografie) und Belastungstest auf eine KHK hin, hat der betroffene Mann die besten Möglichkeiten, mit einem angepassten Lebensstil und durch Medikamente einen Herzinfarkt zu vermeiden.
Tabletten, die ein Urologe gegen die Erektionsstörungen verschreibt, helfen hingegen nur gegen die sexuellen Probleme. Die Gefahr für das Herz bleibt.
Mehr als die Hälfte der Herzinfarktpatienten sterben, bevor sie die Klinik erreichen. Das liegt häufig daran, dass die Infarktanzeichen, gerade bei Frauen und betagten Männern, nicht mit einem Herzinfarkt in Zusammenhang gebracht werden. Nicht immer sieht ein Herzinfarkt wie eine lebensbedrohliche Situation aus. Der klassische starke Brustschmerz fehlt oft.
Viele Menschen scheuen sich, ohne eindeutige Symptome den Arzt oder gar den Rettungsdienst zu rufen. Sie wollen keinen Fehlalarm auslösen. So kommt der Patient gar nicht oder mit Verzögerung ins Krankenhaus – falsche Zurückhaltung, die tödlich enden kann. Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute, nicht nur, um zu überleben, sondern auch, um schwere Folgeschäden am Herz zu verhindern.
Ärztezeitung – Erektile Dysfunktion. Erektionsstörung kündigt Gefahr fürs Herz an:
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Erektionsstoerung-kuendigt-Gefahr-fuers-Herz-an-260324.html (online, letzter Abruf: 23.06.2020)
cardio-guide – Herzinfarkte kündigen sich an – Achten Sie auf diese Vorzeichen!: https://www.cardio-guide.com/blog/vorzeichen-fuer-herzinfarkt/ (online, letzter Abruf: 23.06.2020)
Stiftung Warentest – Die Vorboten des Infarkts: Seele in Not: https://www.test.de/Herzinfarkt-Die-Vorzeichen-erkennen-1609338-1609340/ (online, letzter Abruf: 23.06.2020)
aktualisiert am 23.06.2020