Für die meisten Menschen ist ein Herzinfarkt ein einschneidendes Erlebnis. Nach dem Herzinfarkt ist nichts mehr wie vorher, denn auch das Herz trägt Narben davon – Spätfolgen, mit denen der Patient leben lernen kann.
Ist der Notarzt bei einem Herzinfarkt schnell vor Ort, sind die Chancen gut, dass die Folgeschäden am Herzen gering bleiben. Bereits der Notarzt kann mit Medikamenten dafür sorgen, dass das Herz entlastet wird. Mit einer Nitroglyceringabe werden die Blutgefäße erweitert. Außerdem wird bereits vor Ort Acetylsalicylsäure (ASS) verabreicht, um zu verhindern, dass sich ein weiteres Blutgerinnsel bildet. Je länger die Durchblutung der Herzkranzgefäße gestört ist, desto schlimmer sind die Folgen des Infarktes. Die häufigsten Komplikationen ereignen sich in den ersten 48 Stunden nach dem Herzinfarkt.
Nicht immer werden die Symptome eines Herzinfarktes sofort erkannt. Vor allem bei Frauen und bei Männern über 70 bleibt der charakteristische Brustschmerz, der mit einem Herzinfarkt assoziiert wird, oft aus. Stattdessen kommt es zu Oberbauchbeschwerden und Übelkeit – unspezifische Symptome, die dafür sorgen, dass die Patientin oder der Patient zu spät oder gar nicht ins Krankenhaus kommt.
Man schätzt, dass rund die Hälfte aller Herzinfarkte ohne Symptome verläuft beziehungsweise Beschwerden wie Müdigkeit und Erschöpfung nicht mit einem Infarkt in Zusammenhang gebracht werden. Ein sogenannter stummer Herzinfarkt endet zwar nicht so häufig tödlich wie ein bemerkter Infarkt, doch auch er hinterlässt bleibende Schäden am Herzen.
Ein extrem erhöhter, unrhythmischer Herzschlag (Tachyarrhythmie) führt dazu, dass das Herz nicht mehr richtig pumpt. Daraus kann sich Vorhofflimmern oder lebensgefährliches Kammerflimmern entwickeln. Kammerflimmern führt häufig bereits in den ersten 24 Stunden nach dem Infarkt zum Tod. Tritt Kammerflimmern auf, sind sofortige lebensrettende Maßnahmen wie Herzdruckmassage oder die Anwendung eines Defibrillators erforderlich.
Eine seltene Komplikation nach einem Herzinfarkt ist der Einriss der Herzwand (Ruptur), der den Tod zur Folge hat.
Wenn die Pumpfunktion des Herzens plötzlich stark eingeschränkt wird, wie es bei einem Herzinfarkt der Fall ist, kann dies einen lebensbedrohlichen Kreislaufschock auslösen.
Das Absterben von Teilen des Herzmuskels nach dem Infarkt löst eine Herzbeutelentzündung aus.
In den Bereichen des Herzens, die die Herzkranzgefäße während eines Infarktes nicht ausreichend mit Blut versorgen, stirbt das Gewebe ab. Anstelle dessen entsteht Narbengewebe, das die Funktion des Herzens beeinträchtigt – ein unwiderruflicher Prozess, der sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Zwar kann das Herz auch weiter arbeiten, wenn Teile nicht mehr durchblutet werden, aber es ist deutlich schwächer und weniger leistungsfähig als zuvor. Ein Herzinfarkt kann also dauerhaft eine Herzschwäche nach sich ziehen, eine sogenannte chronische Herzinsuffizienz. Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme) sind Anzeichen einer Herzschwäche.
Selbst wenn es nicht zum lebensgefährlichen Kammerflimmern kommt, können Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und Tachykardie (beschleunigter Herzschlag) den Herzinfarktpatienten lange nach dem Infarkt begleiten.
Das vernarbte Herzmuskelgewebe ist nicht so elastisch wie das gesunde, durchblutete Gewebe. Durch die Herztätigkeit kann es im Bereich des Narbengewebes zu einer Ausbeulung der Herzwand kommen. Dort können sich leicht Blutgerinnsel bilden, die eine potenzielle Gefahr für eine Lungenembolie (Verstopfung eines Blutgefäßes der Lunge) oder einen Schlaganfall darstellen.
Ein überstandener Herzinfarkt kann die Bildung von Thromben (Blutgerinnseln) im Herzen begünstigen. Die Thromben können sich lösen, im Blutstrom mitgeschwemmt werden und einen Gefäßverschluss (Embolie) verursachen. Gerinnsel in der rechten Herzhälfte können zu einer Lungenembolie führen, während Gerinnsel in der linken Herzhälfte häufig ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen können.
Nach dem Infarkt bildet der Körper Antikörper gegen die gesunden Herzmuskelzellen aus. Dabei kommt es zu einer entzündlichen Reaktion. Diese Form der Herzbeutelentzündung äußert sich durch Schmerzen hinter dem Brustbein, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Entscheidend für die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt sind Alter, Allgemeinzustand und der Zustand des Herzens. Auch mit den Folgeschäden am Herzen kann der Infarktpatient mit medikamentöser Unterstützung noch lange weiterleben, kann wieder arbeiten, seinen Hobbys nachgehen, Sex haben und Sport treiben.
Die meisten Menschen ändern ihre Lebensgewohnheiten nach einem Herzinfarkt. Denn wer einen weiteren Infarkt verhindern möchte, sollte Übergewicht abbauen, das Rauchen unterlassen und sich gesund und ausgewogen ernähren. Entspannungstechniken gegen Stress gehören ebenso dazu wie regelmäßige Bewegung. Im Rahmen eines Reha-Aufenthaltes werden neue Lebens- und Essensgewohnheiten trainiert und auch die psychischen Folgen wie Ängste therapeutisch bearbeitet.
Apotheken-Umschau, Sonja Gibis – Leben nach dem Herzinfarkt: https://www.apotheken-umschau.de/Herzinfarkt/Leben-nach-dem-Herzinfarkt-556071.html (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
Deximed, Hausarztwissen online, S. Meinrenken; D. Abiry – Herzinfarkt, Folgeerkrankungen: https://deximed.de/home/b/herz-gefaesse-kreislauf/patienteninformationen/koronare-herzkrankheit/herzinfarkt-folgeerkrankungen/ (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
pflege.de, Claudia Flöer – Herzinfarkt: Folgen, Therapie & Reha Behandlung: https://www.pflege.de/krankheiten/herzinfarkt/folgen-therapie-behandlung/ (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Wolfram Delius – Herzinfarkt: Erste Hilfe und Komplikationen: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/herzinfarkt/erste-hilfe-komplikationen.html (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
NetDoktor, Pascale Huber; Martina Feichter – Herzinfarkt - Folgen: https://www.netdoktor.de/krankheiten/herzinfarkt/folgen/ (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
Deutsche Herzstiftung – Herzinfarkt - was ist zu tun und was folgt danach?: https://www.herzstiftung.de/pressemeldungen_artikel.php?articles_ID=803 (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
Wikipedia – Dressler-Syndrom: https://de.wikipedia.org/wiki/Dressler-Syndrom (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
aktualisiert am 25.06.2020