Menschen, die nicht im medizinischen Bereich oder der Pflege tätig sind, fürchten häufig den Moment, da sie erste Hilfe leisten müssen. Doch bei einem Herzinfarkt gilt es, keine Zeit zu verlieren.
Wird man Zeuge eines Herzanfalls, ist der wichtigste Schritt, sofort die 112 anzurufen, um Hilfe anzufordern. Ein Laie kann die Gefahr oft nicht richtig einschätzen. Vielleicht wehrt der Betroffene ab, will keinen falschen Alarm auslösen. Nicht jeder Herzinfarkt geht mit dem klassischen Brustschmerz einher.
Doch bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Abwarten, ob die Symptome sich bessern, kann lebensgefährliche Folgen haben. Deshalb gilt – selbst wenn man unsicher ist – nicht zögern, nicht den Hausarzt anrufen, sondern sofort den Notruf wählen! Auch nachts, auch am Wochenende.
Häufige Beschwerden beim Herzinfarkt sind:
Handelt es sich bei dem Patienten um einen Angehörigen, ist die eigene Sorge groß. Trotzdem ist es wichtig, Ruhe zu bewahren: Ist die Notrufstelle am Telefon, sollte man umgehend den Verdacht auf einen Herzinfarkt äußern. Die Leitstelle erfragt den Namen, die Adresse und eine Rückrufnummer. Eventuell hat die Notrufstelle noch weitere Fragen zum Zustand des Patienten – deshalb nicht auflegen, sondern warten, bis der Notruf das Gespräch beendet.
Man sollte nicht versuchen, den Betroffenen selbst ins Krankenhaus zu fahren. Erstens ist bei der erhöhten Aufregung das Unfallrisiko hoch. Zweitens geht lebenswichtige Zeit verloren, denn im Rettungswagen steht für den Patienten alles für die Erstversorgung bereit.
Der Herzinfarktpatient hat vielleicht starke Schmerzen oder Todesangst. Deshalb ist es wichtig, ihn nicht alleine zu lassen. Wenn möglich, kann man eine weitere Person vorschicken, die den Rettungsdienst vor dem Haus empfängt und den Weg weist. Ansonsten empfiehlt es sich, die Tür zu öffnen und zurück zum Patienten zu gehen.
Solange der Patient bei Bewusstsein ist, wird er mit aufrechtem Oberkörper gelagert, um das Herz zu entlasten. Damit er möglichst gut atmen kann, sollte man enge Kragen oder Kleidung öffnen und die Fenster aufmachen, um frische Luft hereinzulassen.
In einer so lebensbedrohlichen Situation ist es wichtig, dem Patienten Ruhe zu vermitteln und Aufregung und Anstrengung zu vermeiden. Man sollte versuchen, ihn zu animieren, möglichst ruhig zu atmen und beruhigend mit ihm zu sprechen.
Nur wenige Menschen frischen ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig auf. Daher kommt im Ernstfall häufig Unsicherheit auf: Welche Maßnahmen muss man ergreifen? Was darf man auf keinen Fall tun?
Wenn die Person nicht mehr ansprechbar ist, sollte man zunächst prüfen, ob sie noch atmet. Dazu das Ohr über den Mund halten und beobachten, ob sich der Brustkorb noch hebt und senkt.
Wenn Atmung und Puls aussetzen: nicht zögern! Etwas tun, das Möglichste versuchen, ist immer besser, als gar nichts zu machen. Wiederbelebungsmaßnahmen in Form von Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung können das Leben des Patienten retten.
Am besten liegt der Patient auf dem Boden. Der Kopf wird überstreckt, sodass die Atemwege frei sind. Ein Handballen wird auf der Brust platziert, die zweite Hand darüber gelegt, ungefähr auf Höhe zwischen den Brustwarzen. Dann zweimal pro Sekunde circa fünf Zentimeter tief in Richtung Wirbelsäule drücken und wieder loslassen: 30 Mal drücken. Der Song Stayin' Alive von den Bee Gees entspricht dem Rhythmus der Herzdruckmassage.
Anschließend zweimal von Mund zu Mund (oder von Mund zu Nase) beatmen. Dafür dem Patienten die Nase zuhalten, normal einatmen, den Mund an den Mund des Patienten legen und ausatmen. Bei der Mund-zu-Nase-Beatmung wird der Mund verschlossen und dem Patienten in die Nase geatmet.
Die Wiederbelebungsmaßnahmen sollten so lange durchgeführt werden, bis der Patient wieder bei Bewusstsein ist. Selbst wenn man die Beatmung nicht durchführen möchte, sollte man auf jeden Fall die Herzdruckmassage anwenden.
Ereignet sich ein Herzinfarkt im öffentlichen Raum, sollte man nach einem Defibrillator Ausschau halten. Er ist an einem grünen Hinweisschild mit Herzsymbol oder der Aufschrift AED erkennbar. Ein Defibrillator ist dann nützlich, wenn mehrere Personen anwesend sind. Denn die Herzdruckmassage darf nicht unterbrochen werden, bis der Defibrillator angeschlossen ist. Während also ein Helfer mit der Herzdruckmassage fortfährt, klebt der andere die Elektroden-Pflaster auf den nackten Oberkörper des Bewusstlosen. Das Gerät ist auch für Laien leicht zu bedienen, da eine eingebaute Sprachfunktion durch die Schritte führt, die zu tun sind. Während einer Schockabgabe darf der Patient nicht berührt werden.
Deutsches Rotes Kreuz – Herzinfarkt: https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/herzinfarkt/ (online, letzter Abruf: 26.06.2020)
Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Wolfram Delius – Erste Hilfe & Komplikationen: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/herzinfarkt/erste-hilfe-komplikationen.html (online, letzter Abruf: 26.06.2020)
Gesundheitsinformation – Wie benutzt man im Ernstfall einen externen Defibrillator?: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-benutzt-man-einen-automatisierten-externen.3103.de.html (online, letzter Abruf: 26.06.2020)
aktualisiert am 26.06.2020