Sowohl hoher als auch niedriger Blutdruck stehen in engem Zusammenhang mit dem Herzinfarkt. Gleiches gilt für den Ruhepuls.
Während eines akuten Herzinfarktes können sich Puls und Blutdruck ganz unterschiedlich verhalten. Bei einem Teil der Betroffenen führt die durch den Infarkt ausgelöste lebensbedrohliche Situation zu starker Angst, sodass sich der Puls beschleunigt und das Herz rast. Andererseits kann bei einem Infarkt auch der Blutdruck abfallen und der Puls sich verlangsamen. Darüber hinaus kann der Herzinfarkt akut zu Herzrhythmusstörungen führen bis hin zu einem Kammerflimmern, bei dem die Herzfrequenz extrem erhöht ist und das umgehend mit einer Defibrillation behandelt werden muss.
Entscheidend für das Risiko eines Herzinfarktes ist nicht, wie sich Blutdruck und Puls während des Infarktes verhalten, sondern das Geschehen in den Jahren davor und danach.
Hypertonie ist ein großer Risikofaktor für einen Herzinfarkt. Vor allem im Alter entwickeln viele Menschen Bluthochdruck – ein schleichender Prozess, der lange unbemerkt bleiben kann. Bluthochdruck ist zum Teil erblich bedingt und abhängig vom Lebensalter, in erster Linie wird er aber durch ungesunde Lebensweise erworben: Rauchen, mangelnde Bewegung und Übergewicht fördern hohen Blutdruck. In den Arterien lagert sich Fett an, mit steigendem Alter kommt es zu Arteriosklerose (Arterienverkalkung). In der Folge verengen sich die Arterien und werden weniger elastisch. Mit Bluthochdruck steigt nicht nur das Risiko für koronare Herzerkrankungen (KHK, verengte Herzkranzarterien), sondern auch andere Organe wie die Nieren oder das Gehirn können Schaden nehmen.
Gemessen wird der Blutdruck mit zwei Werten: dem systolischen und dem diastolischen Wert. Die Systole gibt den Blutdruck zu dem Zeitpunkt an, wenn sich der Herzmuskel beim Pumpen zusammenzieht. Dann ist der Herzinnendruck am höchsten. Der systolische Wert ist daher immer der höhere Wert. Die Diastole misst den Blutdruck, wenn das Herz wieder erschlafft. Optimal ist ein Blutdruck mit einem systolischen Wert von 120 und einem diastolischen Wert von höchstens 80. Die Blutdruckwerte sind in der Einheit mmHg angegeben (Millimeter Quecksilbersäule).
Bluthochdruck wird in drei Schweregrade unterteilt. Diese sind:
Bei Bluthochdruck müssen nicht immer beide Werte erhöht sein. Auch wenn nur ein Wert erhöht ist, spricht man von Bluthochdruck.
Leichter Bluthochdruck bleibt häufig unbemerkt. Da sich der Blutdruck meist über einen langen Zeitraum stetig leicht erhöht, gewöhnt sich der Körper häufig daran, ohne dass Symptome auftreten. Der erhöhte Blutdruck wird dann lediglich bei einer ärztlichen Untersuchung festgestellt.
Ist der Blutdruck stark erhöht, kann sich das äußern durch
Manchmal kommt es auch zu Sprech- oder Sehstörungen und Lähmungen, wie sie bei einem Schlaganfall auftreten.
Normalerweise ist eine Hypotonie ungefährlich. Ein niedriger Blutdruck liegt vor, wenn der systolische Wert bei Frauen unter 100 (Männer: 110) sinkt und der diastolische bei rund 60 (Männer: 70) liegt. Niedriger Blutdruck kann unangenehme Symptome mit sich bringen wie
Doch im Gegensatz zu Bluthochdruck schadet er dem Körper nicht. Bei besonders niedrigem Blutdruck kann es allerdings zu einem Bewusstseinsverlust (Synkope, Ohnmacht) kommen.
Viele Menschen leiden an niedrigem Blutdruck. Für Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, kann dies allerdings ein Alarmzeichen sein. Eine Studie hat gezeigt, dass ein diastolischer Wert unter 70 bei Herzinfarktpatienten das Sterberisiko signifikant erhöht. Das gilt vor allem für Patienten, die nach dem Infarkt keine sogenannte Reperfusionstherapie (Dehnung des verstopften Blutgefäßes und Entfernung des Blutpropfes) erhalten haben.
Ebenso zeigte die Studie, dass ein systolischer Wert unter 110 mmHg riskant für den Herzinfarktpatienten ist – unabhängig von einer durchgeführten Reperfusionstherapie.
Aus Daten der ONTARGET- und die TRANSCEND-Studie mit insgesamt rund 30.000 Teilnehmern wurde errechnet, dass Patienten nach einem Herzinfarkt mit einem Blutdruck von 120/75 bis 140/75 mmHg die beste Prognose hatten.
Link zur ONTARGET und TRANSCEND Studie: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)30754-7/fulltext
Nach einem Herzinfarkt ist es wichtig, dass der Patient seinen Blutdruck regelmäßig kontrolliert. Dabei sollte er also nicht nur darauf achten, dass der Blutdruck nicht zu hoch, sondern auch, dass er nicht zu niedrig ist.
Ein niedriger Ruhepuls erhöht die Lebenserwartung. Eine französische Studie aus dem Jahr 2005 besagt: Herzinfarktpatienten, die mit einem Ruhepuls von 75 Schlägen pro Minute das Krankenhaus verlassen, haben ein um 40 Prozent höheres Risiko, im Verlauf eines Jahres zu sterben. Im Vergleich dazu lag das Sterberisiko bei einem Ruhepuls von unter 60 Schlägen pro Minute bei nur knapp sieben Prozent.
Sportliche Menschen haben einen niedrigen Ruhepuls. Ihr Herz ist so gut trainiert, dass es mit jedem Herzschlag viel Blut transportieren kann und deshalb weniger oft schlagen muss. Gesund ist auch eine sogenannte hohe Pulsmodulation: wenn der Puls unter Belastung stark ansteigen und in Ruhe stark abfallen kann.
Eine geringe Pulsmodulation erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt. Menschen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, sollten sich deshalb regelmäßig sportlich betätigen, um ihren Puls flexibel zu halten. In speziellen Herzsportgruppen kann unter Anleitung und Aufsicht entsprechend der individuellen Leistungsfähigkeit trainiert werden.
ÄrzteZeitung – Herzinfarkt. Der Puls und das Sterberisiko: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Der-Puls-und-das-Sterberisiko-240428.html (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
Assmann - Stiftung zur Prävention – Zu niedriger Blutdruck kann Herz-Kreislauf-Probleme vergrößern: https://www.assmann-stiftung.de/zu-niedriger-blutdruck-kann-herz-kreislaufprobleme-vergroessern-174/ (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
CardioSecur – Bluthochdruck: https://www.cardiosecur.com/de/ihr-herz/fachartikel-rund-um-das-herz/bluthochdruck (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
DGK, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Neue Studie: Zu niedriger Blutdruck ist schädlich, Untergrenzen könnten sinnvoll sein: https://dgk.org/pressemitteilungen/2017-jahrestagung/2017-jt-aktuelle-pm/2017-jt-aktuelle-pm-tag4/neue-studie-zu-niedriger-blutdruck-ist-schaedlich-untergrenzen-koennten-sinnvoll-sein/ (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
pflege.de, Claudia Flöer – Herzinfarkt: Test, EKG & Diagnose: https://www.pflege.de/krankheiten/herzinfarkt/test-diagnose/ (online, letzter Abruf: 25.06.2020)
aktualisiert am 25.06.2020