Das Herz liegt innerhalb des Brustkorbs im Herzbeutel, das sogenannte Perikard. Die Außenfläche des Herzens und der Herzbeutel sind so glatt, dass sie bei jeder Kontraktion des Herzens reibungslos aneinander gleiten. Unterstützt wird das durch einen hauchdünnen Flüssigkeitsfilm zwischen den zwei Schichten. Der Herzbeutel verankert das Herz in seiner Umgebung und ist für seine Beweglichkeit im Brustkorb verantwortlich. Nicht nur der Herzmuskel (Herzmuskelentzündung), auch der Herzbeutel kann sich entzünden. Die medizinische Bezeichnung für die Entzündung des Herzbeutels ist Perikarditis.
Bei einer Perikarditis kommt es zu einer Entzündung der bindegewebigen Schutzhülle des Herzens. Begleitet wird die Herzmuskelentzündung von einem Erguss im Herzbeutel (Perikarderguss). Die Entzündung und der Perikarderguss verursachen Schmerzen und behindern die Herzfunktion.
Im Rahmen eines fieberhaften Infekts können plötzlich stechende Schmerzen hinter dem Brustbein auftreten. Verstärken sich die Schmerzen durch Atmen, Husten oder eine Veränderung der Lage des Körpers, ist das ein weiterer Hinweis für eine Perikarditis. Diese Beschwerden können auch eine Angina pectoris (Herzenge) hindeuten. Verbessern sich die Beschwerden nach einer Nitratgabe, was sie bei einer Angina pectoris tun sollten, dann verstärkt das den Verdacht einer Herzbeutelentzündung.
Eine akute Herzbeutelentzündung wir durch Brustschmerzen, die sich abhängig von Atmung und Körperhaltung verändern, begleitet. Die Brustschmerzen können in den Oberbauch und auch in Arm und Schulter ausstrahlen.
Eine akute Herzbeutelentzündung lässt sich in eine trockene Herzbeutelentzündung (Pericarditis sicca fibrinosa, fibrinöse Herzbeutelentzündung) und eine feuchte Herzbeutelentzündung (Pericarditis exsudativa, exsudative oder seröse Herzbeutelentzündung) unterscheiden.
Bessert sich die Entzündung, dann wird die Flüssigkeit resorbiert. Aus der feuchten Perikarditis wird eine trockene Perikarditis, die die oben beschriebenen Symptome mit Schmerzen in der Brust verursacht.
Normalerweise verschwindet eine Herzbeutelentzündung, die durch Viren oder andere Erreger verursacht wird, innerhalb von ein bis zwei Wochen. Manchmal ist der Verlauf aber länger. Wenn nach einem symptomfreien Intervall die Beschwerden wieder auftreten, spricht man von einer rezidivierenden Perikarditis. Eine rezidivierende Herzbeutelentzündung ist gar nicht so selten. Sie tritt bei ungefähr 30 Prozent der Fälle auf. Ein Teil davon wird durch Autoimmunprozesse im Körper verursacht. Das Immunsystem des Körpers wendet sich gegen körpereigene Strukturen.
Die Herzmuskelentzündung kann nicht nur erneut auftreten, sie kann auch chronisch verlaufen. Wenn die eine Herzbeutelentzündung länger als sechs Monate anhält, wird sie als chronisch klassifiziert. Typische Symptome sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Husten.
Unterschieden werden zwei Formen der chronischen Herzbeutelentzündung:
Wenn ein fieberhafter Infekt vorliegt und plötzlich stechende Schmerzen hinter dem Brustbein auftreten oder es zu einer Atemnot kommt, sollte der Arzt am gleichen Tag aufgesucht werden.
Zahlreiche infektiöse Erreger (überwiegend Viren, aber auch Bakterien, Pilze), Operationen am Herzen, Herzinfarkte, Tumorbestrahlung des Brustkorbs und Autoimmunerkrankungen können eine Herzbeutelentzündung auslösen.
Folgende Ursachen kommen in Betracht:
Bei einer idiopathischen Perikarditis ist die Ursache einfach nicht bekannt. In vielen Fällen ist der Erreger einer Herzbeutelentzündung nicht nachweisbar. Aus diesem Grund werden diese Herzbeutelentzündungen zu den idiopathischen Entzündungen gezählt.
Auslöser sind Erreger, die meistens über die Blut- und Lymphbahnen in den Herzbeutel gelangen und zur Infektion führen. Die Erreger können aber auch aus benachbarten Regionen in den Herzbeutel einwandern. Zum Beispiel kann eine Herzmuskelentzündung zu einer Herzbeutelentzündung führen.
Am häufigsten sind Infektionen mit Viren, meistens Viren, die die Atemwege angreifen:
Auch Bakterien, Pilze oder Parasiten können eine Herzbeutelentzündung auslösen:
Herzbeutelentzündungen mit immunologischen Ursachen, wie Autoimmunerkrankungen:
Einige Stoffwechselstörungen können auch zu einer Perikarditis führen, darunter:
Herzbeutelentzündung durch Tumore:
Herzbeutelentzündung durch Erkrankungen benachbarter Organe, vor allem des Herzens:
Herzbeutelentzündung nach medizinischer Behandlung, durch Medikamente oder Verletzungen
Treten im Rahmen eines fieberhaften Infektes plötzlich stechende Schmerzen hinter dem Brustbein auf, dann sollte der Arzt aufgesucht werden. Die Bewegung des Herzmuskels im entzündeten Herzbeutel verursacht am Anfang ein reibendes und kratzendes Geräusch. Es wird als Perikardreiben bezeichnet. Der Arzt kann dieses Geräusch mit dem Stethoskop beim Abhören der Lunge wahrnehmen. Es ist aber nur am Anfang der Erkrankung kurz zu hören, weil sich im Lauf der Erkrankung ein Erguss im Perikardspalt bildet und dadurch die Reibung verhindert wird. Im Röntgen ist ein vergrößertes Herz zu sehen. Der Nachweis eines Perikardergusses (ab ungefähr 50 Milliliter) ist mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) sehr einfach zu klären. Mit einer Echokardiografie lassen sich die Pumpfunktion und die Menge des Ergusses beurteilen.
Durch Blutuntersuchungen wird der Arzt versuchen, die Ursache der Erkrankung herauszufinden. Ist die Herzbeutelentzündung durch einen Erreger ausgelöst worden, dann lassen sich manchmal Antikörper feststellen. Auch die allgemeinen Entzündungszeichen können erhöht sein (erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein / CRP). Ist auch der Herzmuskel betroffen, dann zeigen sich auch Veränderungen im EKG. Eine Computertomographie des Herzens ist sinnvoll, wenn der Herzmuskel betroffen ist. Ebenfalls kann durch ein Cardio-MRT das Ausmaß eines Panzerherzens beurteilt werden. In einigen Fällen ist auch eine Biopsie oder Punktion des Herzbeutels (Perikardiozentese) zur Sicherung Diagnose sinnvoll.
Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung und der Ursache der Herzbeutelentzündung. In den meisten Fällen liegt eine nicht näher identifizierbare virale Infektion vor. Diese wird mit entzündungshemmenden Medikamenten, wie nicht-steroidale Antirheumatika behandelt. Zu dieser Gruppe gehören Acetylsalicylsäure (Aspirin ®, Ibuprofen und Diclofenac. In ganz seltenen Fällen werden noch Glukokortikoide wie Cortison eingesetzt. Zur Bekämpfung einer Herzinsuffizienz werden ACE-Hemmer, Beta-Blocker und Diuretika eingesetzt. Ist eine Infektion mit Bakterien ursächlich für die Herzbeutelentzündung verantwortlich werden Antibiotika eingesetzt.
Wenn eine lebensbedrohliche Herzbeuteltamponade vorliegt, dann muss der Arzt den Perikarderguss durch die Brustwand hindurch punktieren und Flüssigkeit abziehen. So entlastet er das Herz (Entlastungspunktion).
Eine chronische Herzbeutelentzündung kann das gefürchtete Panzerherz verursachen. Das Herz wird eingeschnürt und kann seine Funktion nicht mehr vollständig ausführen. Im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs wird ein Teil des betroffenen Gewebes oder der komplette Herzbeutel entfernt (Perikardektomie).
aktualisiert am 09.02.2023