Das Spinaliom (Spinalzellkarzinom, Stachelzellkarzinom) ist nach dem Basaliom der zweithäufigste Hauttumor. In Deutschland sind jährlich pro 100.000 Menschen etwa 80 bis 100 Menschen davon betroffen. Insgesamt erkranken jedes Jahr etwa 47.000 Menschen daran, meist höheren Alters. Es gibt Hinweise darauf, dass die Zahl der Krankheitsfälle in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Allerdings kann der Anstieg der dokumentierten Fälle auch mit dem gesetzlich eingeführten Hautkrebsscreening zusammenhängen. Im Gegensatz zum Basaliom, das selten Töchtergeschwülste (Metastasen) bildet, treten beim Spinaliom etwas häufiger Metastasen auf. Es ist ein bösartiger Tumor. Er ist dem weißen Hautkrebs zuzuordnen. Spinaliome sind am häufigsten an Körperstellen zu finden, die der Sonnenstrahlung am stärksten ausgesetzt waren. Ganz häufig kommen Spinaliome im Gesicht vor.
Bei dem Spinaliom handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom. Das heißt, er geht vom Plattenepithel aus. Das Plattenepithel ist eine Zellschicht, die man in vielen äußeren und inneren Oberflächen des Körpers findet, auch an der obersten Hautschicht, der Epidermis. Unsere Haut ist wiederum ist aus einem mehrschichtigen Plattenepithel aufgebaut. Spinaliome entwickeln sich aus der Stachelzellschicht der Haut (Stratum spinosum).
Bei einem Spinaliom kommt es zu einer Erbgutveränderung in den Zellen (Mutation). In den meisten Fällen wird diese durch UV-Strahlung, hauptsächlich durch langzeitige Sonneneinwirkung verursacht. Auch Menschen, die regelmäßig ins Solarium gehen, sind gefährdet. Lichtgeschädigte Haut spielt ist die Hauptursache für die Entstehung von Spinaliomen. Diese Tumore kommen vor allem im Gesicht, an den Ohren und an den Händen vor. Das sind die Körperbereiche, die am häufigsten der Sonne ausgesetzt sind.
Die Vorstufe eines Spinalioms ist die Aktinische Keratose (so genannte Lichtwarzen). Spinaliome können aber auch aus zuvor nicht veränderter Haut hervorgehen.
Spinaliome können sich auch bei Menschen entwickeln, die nicht viel Zeit in der Sonne oder im Solarium verbringen. Neben Lichteinstrahlung können ebenso andere Strahlenarten (Röntgenstrahlen), langwierige Entzündungen und Wundheilungsstörungen, Narben, Verbrennungen, Hautkrankheiten sowie bestimmte Giftstoffe (auch manche bestimmte Medikamente) ursächlich für das Plattenepithelkarzinom sein. Einige Menschen haben eine genetische Anfälligkeit (Prädisposition) an Hautkrebs zu erkranken. Förderlich für die Entstehung der Krebserkrankung sind ebenso Situationen, bei denen das Immunsystem bewusst unterdrückt wird, wie nach einer Organtransplantation.
Zu den Risikofaktoren, die das Auftreten eines Spinalioms begünstigen, gehören:
Durch die häufige Entstehung durch langjährige Sonneneinstrahlung finden sich Spinaliome insbesondere im Gesicht, an den Ohren und an den Händen. Sie können aber auch im Mund, im Analbereich und an den Genitalien auftreten.
Im Frühstadium präsentiert sich das Spinaliom oft als schuppiger, rötlicher Hautfleck. Manchmal treten auch Krusten und Blutungen auf. Versucht man, die Verkrustung zu entfernen, führt das zu einer Blutung. Der Tumor vergrößert sich allmählich, meist ist ein solcher Knoten relativ hart und bereitet keine Schmerzen.
Ohne frühzeitige Behandlung kann das Spinaliom immer weiter wachsen und Gewebe zerstören. Im fortgeschrittenen Zustand kann das Spinaliom so zu Entstellungen und Funktionseinschränkungen führen. Wie bei allen bösartigen Tumoren können sich auch beim Plattenepithelkarzinom Tochtergeschwülste in anderen Organen des Körpers absiedeln. Das Spinaliom breitet sich aber selten in anderen Organen aus, weil in meisten Fällen frühzeitig erkannt wird.
Insbesondere Wunden, die nicht heilen wollen, sind verdächtig und sollen von einem Hautarzt untersucht werden.
Zunächst wird der Patient befragt. Ein erster Verdacht kann über eine Blickdiagnose gestellt werden. Der Arzt kann dafür ein Vergrößerungsglas benutzen, um die verdächtige Stelle besser beurteilen zu können (Dermatoskopie). Eine sichere Diagnose kann nur mit einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) gestellt werden. Dazu ist eine Probeentnahme von Gewebe (Hautprobe) notwendig. Dabei wird ein kleiner Bereich des veränderten Hautstelle herausgeschnitten und zur Untersuchung in ein Labor geschickt. Es dauert etwa eine Woche bis das Ergebnis vorliegt.
Manchmal kann der Arzt beschließen, die verdächtige Stelle komplett zu entfernen. Auch während der Operation selbst ist es möglich, das Gewebe zur Untersuchung zu geben. Das ist wichtig, damit keine Tumorzellen im Körper übrig bleiben.
Sinnvoll können auch bildgebende Verfahren sein, beispielsweise Röntgen oder Computertomographie (CT), um eventuelle Tochtergeschwülste nachzuweisen oder auszuschließen.
Vom Spinaliom abgegrenzt werden müssen andere Hautveränderungen, insbesondere das Basaliom (ein Tumor, der in das umliegende Gewebe einwächst, aber sehr selten Metastasen bildet), Warzen, Lichtwarzen (Aktinische Keratose) sowie weitere, seltenere gut- und bösartige Hauttumore (Melanom).
Wird das Spinaliom frühzeitig erkannt, dann kann es gut behandelt werden. Standardbehandlung ist die vollständige operative Entfernung des Tumors. Ist eine Operation aus medizinischen Gründen nicht möglich, kommt auch eine Strahlentherapie in Frage.
Wird der Tumor rechtzeitig erkannt (im Stadium der aktinischen Keratose), gibt es einige Behandlungsalternativen:
Die operative Entfernung des Spinalioms ist die effektivste Behandlungsmöglichkeit, um es dauerhaft zu entfernen. Meist genügt eine örtliche Betäubung. Bei großen Befunden ist unter Umständen eine Vollnarkose erforderlich.
Bei der Operation wird das Spinaliom herausgeschnitten (Exzision). Der Schnitt wird möglichst entlang der Hautlinien geführt. So ist die spätere Narbe unauffälliger. Es muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden, damit der Tumor komplett entfernt wird und keine Tumorzellen im Gewebe zurückbleiben. Dazu müssen auch umliegende Strukturen mit entfernt werden, das kann Anteile von Knochen, Muskeln, Gefäßen oder Nerven betreffen.
Da der Tumor streuen kann, werden manchmal auch nahgelegene Lymphknoten mit entfernt. Eine prophylaktische Entfernung von Lymphknoten soll aber nicht durchgeführt werden.
Das entfernte Gewebe wird feingeweblich untersucht (Histologie) zugeführt. Manchmal kann das schon während der laufenden OP geschehen (Schnellschnittuntersuchung). Wenn der Operateur das Ergebnis kennt, dann kann er weitere Areale herausschneiden, falls im Randbereich des Präparats noch Tumoranteile vorhanden sind.
Bei kleinen Spinaliomen kann die Wunde wieder genäht werden. Wenn größere Hautbereiche betroffen sind, dann sind eine Rekonstruktion durch Hautverschiebung (Nahlappenplastik), Hauttransplantation von einer anderen Körperstelle oder weitere Methoden aus der plastischen Chirurgie erforderlich.
Manchmal muss mehr Gewebe, auch von umliegenden Strukturen, entfernt werden als vermutet. Auch Komplikationen können dazu führen, dass eine Erweiterung oder Änderung des Operationsverfahrens notwendig wird. In einigen Fällen ist eine Folgeoperation notwendig, um eine Korrektur vorzunehmen.
Wenn der Tumor nicht operiert werden kann oder der Patient inoperabel ist, sollte eine Strahlentherapie durchgeführt werden (Radiotherapie). Es ist nicht klar, ob eine parallel durchgeführte Chemotherapie die Effektivität der Strahlentherapie noch steigert.
Manchmal kann eine Strahlentherapie auch angeboten werden, wenn das Risiko hoch ist, dass der Tumor wieder auftritt. Das kann der Fall sein, wenn kein ausreichender Sicherheitsabstand bei der Entfernung des Tumors eingehalten werden konnte. Auch wenn mehr als ein Lymphknoten befallen ist, wird eine Strahlentherapie nach der Operation angeboten.
Bei der Operation können umliegende Strukturen beschädigt werden. Je stärker der Tumor in das Gewebe eingewachsen ist, desto wahrscheinlicher ist es. Dadurch kann es zu erheblichen Funktionseinschränkungen kommen. Auch ästhetische Probleme können daraus resultieren.
Wie bei jeder Operation können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse auftreten. Werden Nerven verletzt, dann können Taubheitsgefühl und Lähmungserscheinungen auftreten. In den meisten Fällen sind diese nur vorübergehend. Weiterhin kann es zu Wundheilungsstörungen und überschießender Narbenbildung (Keloid) kommen.
Wenn Haut umgesetzt wurde, ist es möglich, dass die Farbgebung nicht der Umgebung entspricht oder dass das Gewebe abstirbt (Nekrose).
Obwohl das Spinaliom ein bösartiger Tumor ist und metastasieren kann, hat es eine gute Prognose. Es wird häufig rechtzeitig erkannt und behandelt. Wenn das Spinaliom noch nicht sehr fortgeschritten und klein ist, dann kann es problemlos komplett herausgeschnitten werden. Stärkere Schäden oder ästhetische Beeinträchtigungen sind in diesem Fall nicht zu erwarten. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es zu einem Wiederauftreten des Tumors kommt (Rezidiv) oder bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) vorhanden sind, die eventuell bei den vorhergehenden Untersuchungen nicht festgestellt werden konnten.
Bei ausgedehnten Spinaliomen muss oftmals viel umliegendes Gewebe geopfert werden. Es ist auch möglich, dass das Spinaliom so tief eingedrungen ist, dass es nicht mehr komplett entfernt werden kann und weitere Schäden verursachen kann.
Grundsätzlich ist die Sterblichkeitsrate (Mortalität) des Spinalioms nicht sehr hoch. Insgesamt sterben jedes Jahr etwa 750 Menschen an den Folgen des weißen Hautkrebses (Basaliom und Spinaliom).
Vor der Operation sollten die Patienten mit ihrem Arzt besprechen, ob blutgerinnungshemmende Arzneimittel vor der Operation abgesetzt werden müssen. Dies kann beispielsweise Marcumar® oder Aspirin® betreffen.
Die Fäden werden in der Regel sieben bis zehn Tage nach der Operation gezogen.
Körperliche Bewegungen, die eine mechanische Beanspruchung der Wunde verursachen, sollten in den ersten zwei Wochen vermieden werden. Zwei Monate lang sollte sich der Patient nicht sonnen oder in ein Solarium gehen, um keine Pigmentveränderung hervorzurufen. Es ist auch empfehlenswert auf das Rauchen zu verzichten. Rauchen kann Wundheilungsstörungen hervorrufen oder diese verstärken.
Zeigen sich Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten, sollte Patienten nicht zögern, umgehend den Arzt aufzusuchen.
Nicht immer ist es möglich, einem Spinaliom vorzubeugen. Mit der richtigen Verhaltensweise kann man allerdings das Risiko einer Erkrankung reduzieren:
aktualisiert am 27.03.2023