Eine Harnwegsinfektion ist häufig. Vier Prozent aller Patienten, die ihren Hausarzt aufsuchen, klagen über die typischen Symptome einer Harnwegsinfektion. Junge, sexuell aktive Frauen sind am häufigsten betroffen. Ein Harnwegsinfekt kann sich durch verschiedenste Symptome zeigen, die je nach Schweregrad mehr oder weniger intensiv ausfallen. In einigen Fällen kann eine Harnwegsinfektion vollkommen symptomlos verlaufen, in anderen Fällen wiederum ist sie verbunden Schmerzen beim Wasserlassen und den häufigen Gang zur Toilette (Harndrang). Liegt ein Infekt der oberen Harnwege vor und ist die Niere auch betroffen, dann kommen Fieber und Flankenschmerzen hinzu (Pyelonephritis). Man unterscheidet zwischen dem unkomplizierten und dem komplizierten Harnwegsinfekt.
Die meisten Infektionen verlaufen harmlos. Tritt eine Infektion bei ansonsten gesunden Menschen auf, dann sprechen Ärzte von einer unkomplizierten Harnwegsinfektion. Bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt (HWI) handelt es sich um eine normale Entzündung der Harnwege, bei der keine Behinderung des Harnabflusses vorliegt oder eine andere Erkrankung zu einer Komplikation führt. Der Harnabfluss kann zum Beispiel durch einen Harnstein oder durch Fehlbildung der Harnwege behindert sein.
Der Patient ist den allgemeinen Beschwerden der Harnwegsinfektion ausgesetzt. Dazu gehören:
Ist das Risiko für eine Infektion erhöht oder die Therapieeffizienz erniedrigt, dann spricht man von einer komplizierten Harnwegsinfektion.
Verschiedene Ursachen können zu einer Harnabflussstörung führen, die eine komplizierte Harnwegsinfektion zur Folge haben. Dazu gehören Harnsteine, Blasenentleerungsstörungen jeglicher Art (beim Mann kann eine Erkrankung der Prostata dazu führen), Tumoren, Vernarbungen, Missbildungen (wie das Blasendivertikel) und Schwangerschaften. Häufig ist dadurch der Urinfluss gestört, wodurch es der Körper schwerer hat, die Bakterien auszuscheiden.
In der Schwangerschaft kann ein komplizierter Harnwegsinfekt schwerwiegende Folgen haben. So kann es passieren, dass durch die Infektion eine Frühgeburt oder Fehlgeburt ausgelöst wird.
Gibt es Rückzugsgebiete, dann begünstigen diese das Ansiedeln der Bakterien. Zu den Rückzugsgebieten kann ein Blasenkatheter, eine Harnleiterschiene, ein Tumor oder auch Harnsteine gehören. Wenn die Bakterien Rückzugsorte haben, dann sind sie schwerer zu bekämpfen.
Eine Abwehrschwäche oder eine Stoffwechselerkrankung können das Immunsystem stark belasten. Dadurch kann die Harnwegsinfektion einen schwereren Verlauf nehmen, weil sie vom Körper nicht adäquat bekämpft werden kann. Diabetes mellitus, Gicht und HIV/AIDS können das Immunsystem stark schwächen und eine komplizierte Harnwegsinfektion verursachen. Aber auch vorangegangene Transplantationen und bestimmte Medikamente (Kortison) können das Immunsystem belasten. Bei einem komplizierten Harnwegsinfekt kann es zudem passieren, dass auch die Behandlung mit Antibiotika nicht ausreicht, um die Infektion zu bekämpfen. Besonders, wenn Begleiterkrankungen oder ein schwaches Immunsystem vorliegen.
Harnwegsinfekte sollten schnellstmöglich behandelt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Entzündung über die Harnröhre und Blase hinaus bis in die oberen Harnwege und von dort aus bis zu den Nieren gelangt, was nicht nur eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen kann, sondern im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung (Sepsis) auslöst.
Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika. Damit man auf ein wirksames Antibiotikum zurückgreift, wird eine Urinkultur bestimmt. Eine Einweisung ins Krankenhaus ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Natürlich muss bei der Therapie auch der auslösende Faktor berücksichtigt werden (Harnsteine oder Blasenkatheter).
aktualisiert am 06.09.2019