Als Harnröhre wird der letzte Abschnitt des menschlichen Harnsystems bezeichnet. Die Harnröhre hat die Aufgabe, den Urin von der Harnblase aus dem Körper zu leiten. Bei einer Harnröhrenentzündung sind die inneren Schleimhäute der Harnröhre entzündet. Die Erkrankung zählt aufgrund der Lage der Harnröhre zu den Infektionen der unteren Harnwege. Die Harnröhrenentzündung wird von den Ärzten als Urethritis bezeichnet.
Die Urethritis wird meist durch Bakterien verursacht. Die Mediziner unterscheiden je nach Ursache zwischen einer spezifischen und einer unspezifischen Urethritis. Die Entzündung der Harnröhrenschleimhäute geht mit typischen Symptomen einher. Die Therapie der Entzündung gestaltet sich je nach Auslöser unterschiedlich.
Die Harnröhrenentzündung wird in vielen Fällen durch den Geschlechtsverkehr ausgelöst. Aus diesem Grund erkranken überwiegend junge Menschen daran. Am häufigsten tritt die Harnröhrenentzündung im Alter zwischen 20 und 24 Jahren auf. In dieser Zeit ist der Mensch statistisch gesehen sexuell am aktivsten. Die Urethritis kommt bei Männern und Frauen gleich häufig vor. Die Symptome sind bei männlichen Patienten in vielen Fällen ausgeprägter als bei Frauen. Dieser Umstand begründet sich durch die längere Harnröhre der Männer. Weibliche Patienten spüren in vielen Fällen nichts von ihrer Urethritis. Die Symptome sind bei der verhältnismäßig kurzen, im Innern des weiblichen Körpers liegenden Harnröhre schwächer als in der längeren, äußeren Harnröhre bei Männern. Die Urethritis tritt eventuell in Kombination mit weiteren Harnwegsinfekten auf. Hiervon können die oberen Harnwege, die Blase und die Nieren betroffen sein. Die Harnröhrenentzündung lässt sich heutzutage gut medikamentös behandeln.
Die Harnröhrenentzündung gliedert sich in zwei unterschiedliche Formen auf. Diese Formen werden durch die Ursachen beziehungsweise durch die Erreger definiert. Die Ärzte sprechen hierbei von der spezifischen und der unspezifischen Urethritis. Bei der spezifischen Harnröhrenentzündung siedeln sich durch den ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragene Bakterien in den Schleimhäuten der unteren Harnwege an. Bei diesen Erregern handelt es sich um die Art Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken). Diese Erreger verursachen die Geschlechtskrankheit, welche unter der Bezeichnung Tripper (Gonorrhoe) bekannt ist. Aus diesem Grund sprechen die Ärzte bei dieser Form der Harnröhrenentzündung von der gonorrhoischen Urethritis.
Die unspezifische Harnröhrenentzündung wird ebenfalls in den meisten Fällen durch Erreger ausgelöst. Diese Erreger gelangen häufig, wie bei der spezifischen Urethritis, beim Geschlechtsverkehr in den Körper des Betroffenen. Der Unterschied liegt hierbei in der Art der Erreger. Bei vielen Patienten wird die unspezifische Harnröhrenentzündung durch sogenannte Chlamydien (Chlamydia trachomatis) verursacht. Es besteht die Möglichkeit, dass die Urethritis aus dem Befall mit anderweitigen Erregern wie weiteren Bakterienarten oder Viren, Pilzen und einzelligen Parasiten resultiert. Selbst nicht-infektiöse Ursachen treten hin und wieder auf. Diese können beispielsweise sein:
Zusammenfassend gesagt wird die spezifische Urethritis durch ein bestimmtes Bakterium (Neisseria gonorrhoeae) ausgelöst. Für die unspezifische Form der Entzündung kommen unterschiedliche Faktoren und verschiedene Erreger als Ursache infrage.
Bei Männern fallen die Symptome üblicherweise stärker und ausgeprägter aus als bei weiblichen Patienten. In einem Viertel aller Fälle verläuft der Erkrankung bei Frauen ohne nennenswerte Beschwerden. Bei den weiblichen Patienten löst die Urethritis oft nur ein etwas unangenehmes Gefühl oder ein leichtes Brennen beim Wasserlassen aus. Aus diesem Grund wird die Erkrankung bei Frauen häufig nicht oder erst spät diagnostiziert. Bei Männern stellen sich durch die Urethritis jedoch typische und weitaus ausgeprägtere Symptome ein. Die Harnröhrenentzündung kann sich (vor allem bei Männern, eventuell aber auch bei Frauen) durch folgende Symptome zeigen:
Sofern eine Urethritis unentdeckt und unbehandelt bleibt, kann es zu Spätfolgen kommen. Die Entzündung der Harnröhre kann sich auf die Blase und auf die Nieren ausweiten. Bei Männern besteht zudem die Möglichkeit, dass sich die Entzündung auf die Hoden, auf die Nebenhoden und auf die Prostata ausweitet. Bei Frauen kann die Entzündung die Gebärmutter, den Eileiter und die Eierstöcke betreffen. Bei beiden Geschlechtern kann es durch die nicht behandelte Entzündung zu einer Verengung der Harnröhre kommen. Ein akuter Harnverhalt kann hiervon die Folge sein. Zudem ist eine Abszessbildung in der Harnröhre möglich (Bildung einer Eiterhöhle).
Die Diagnose einer Urethritis wird mithilfe einer Anamnese (Gespräch zwischen Arzt und Patient) und einer körperlichen Untersuchung gestellt. Der Patient berichtet im Rahmen des Erstgesprächs von seinen Symptomen. Daraufhin veranlasst der Arzt die weiteren Untersuchungen. Er sichtet die Harnröhrenmündung, um festzustellen, ob diese durch die Entzündung gerötet ist. Des Weiteren wird der Arzt einen Abstrich aus der vorderen Harnröhre anfertigen. Hierfür verwendet der Arzt ein Wattestäbchen oder einen kleinen Spatel. Für die Ermittlung der genauen Krankheitserreger benötigt der Mediziner zudem eine Urinprobe. Im Labor wird eine Kultur angelegt, mit deren Hilfe der exakte Erreger ermittelt werden kann. Es ist wichtig, für die Urinprobe den ersten Strahl des Morgenurins zu verwenden. Dieser Urin enthält die meisten Erreger bei einer Urethritis. Die Kultur aus Erregern bietet sich nicht nur für die genaue Ermittlung der Erregerart an. Die Laborangestellten und Ärzte können an diesen Kulturen zudem im Vorfeld bestimmte Antibiotika und deren Wirksamkeit testen. Die Mediziner sprechen bei diesen Tests von einem Antibiogramm.
Sofern Zweifel an der Diagnose bestehen, müssen die Ärzte anderweitige Erkrankungen abgrenzen (Differenzialdiagnose). Dies ist wichtig, um die wirksamste Therapie für den Patienten ermitteln zu können. Beispielsweise gilt es mithilfe spezieller Untersuchungen eine mögliche Prostataentzündung oder Prostatavergrößerung (beim Mann) und eine Entzündung der Scheide und des Scheideneingangs (bei der Frau) abzugrenzen. Ferner müssen die Ärzte bei den Abgrenzungsverfahren eventuelle Tumorerkrankungen in Erwägung ziehen. Vor allem Blut im Urin kann auf einen Tumor im Harnsystem hinweisen, aber auch bei Entzündungen auftreten. Des Weiteren kann beim Patienten eine Autoimmunerkrankung vorliegen (eine Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen eigenes Gewebe richtet). Des Weiteren erfragen die Ärzte, welche Medikamente ein Patient einnimmt. Bei manchen Arzneimitteln können die auftretenden Symptome aus den Nebenwirkungen resultieren.
Die Behandlung der Harnröhrenentzündung erfolgt medikamentös. Die Art des Medikaments richtet sich generell nach dem jeweiligen Krankheitserreger. Die Ärzte müssen entsprechend des Erregers das wirksamste Präparat ausfindig machen. Antibiotika sorgen dafür, dass sich bakterielle Erreger nicht mehr vermehren können. Hierdurch kann der Arzt den Befall der Harnröhrenschleimhaut mit Bakterien in den Griff bekommen. Die Entzündung klingt nach und nach ab und die Symptome bessern sich. Sofern die Harnröhrenentzündung durch Pilze ausgelöst wird, kommt anstatt der Antibiotika ein Antipilzmittel zum Einsatz. Sind Viren für die unspezifische Urethritis verantwortlich, setzen die Ärzte in bestimmten Fällen (beispielsweise bei Herpes-simplex-Viren) antivirale Mittel ein.
In vielen Fällen raten die Ärzte dazu, dass sich der Geschlechtspartner des Patienten mit den Medikamenten behandeln lässt. Hierdurch wird ausgeschlossen, dass es zum sogenannten Ping-Pong-Effekt kommt. Beim Ping-Pong-Effekt stecken sich beiden Partner immer wieder erneut mit den Erregern an. Durch die zeitgleiche Behandlung beider Partner mit demselben Medikament wird diese wechselseitige Ansteckung unterbunden.
Die Prognose bei einer Urethritis hängt generell von der Ursache der Entzündung ab. Ist eine bakterielle Infektion für die Urethritis verantwortlich, so ist die Prognose beim Einsatz des richtigen Antibiotikums entsprechend gut. Folgeschäden und Komplikationen sind bei einer frühzeitigen und fachgerechten Behandlung selten. Die richtig ausgewählten Medikamente sorgen für eine schnelle Dezimierung der Krankheitserreger. Hierdurch klingt die Entzündung in der Harnröhre ab und die Schleimhäute erholen sich relativ schnell. Muss der Patient Antibiotika gegen die Urethritis einnehmen, ist es besonders wichtig, den Anordnungen des Arztes genau zu folgen. Zu früh abgesetzte Antibiotika können zur Resistenz der Bakterien gegen die Medikamente führen und die Mittel sind in diesem Fall nicht mehr wirksam. Aus diesem Grund müssen die Antibiotika generell weiter eingenommen werden, selbst wenn die Beschwerden bereits abgeklungen sind. Es ist wichtig, dass die Medikamente alle Krankheitserreger abtöten, bevor das jeweilige Mittel abgesetzt wird.
Patienten mit einer Urethritis sollten den Tag über viel trinken. Zudem ist es ratsam, trotz eventueller Schmerzen beim Wasserlassen häufig auf die Toilette zu gehen. Durch eine erhöhte Wasserzufuhr und durch häufige Toilettengänge werden vermehrt Erreger aus der Harnröhre gespült. Johannisbeersaft, Cranberrysaft und Preiselbeersaft können die Heilung fördern. Ferner kann der Patient verschiedene Heilpflanzen für die Unterstützung des Heilungsprozesses einsetzen. Tees aus Ackerschachtelhalm, Bärentraubenblättern, Birkenblättern, Goldrute, Brennnesselblättern, Hauhechel, Wacholder und Hagebutte wirken sich positiv auf das Harnsystem aus.
Als Begleittherapie eignet sich eventuell auch eine homöopathische Behandlung. Cantharis vesicatoria, Clematis und Yohimbinum werden von vielen Homöopathen bei einer Urethritis empfohlen. Bei der Urethritis handelt es sich um eine Entzündung, die den Körper schwächen kann. Aus diesem Grund sollte sich der Patient etwas Ruhe gönnen. Der Körper benötigt Kraft, um der Entzündung entgegenzuwirken. Die homöopathische und pflanzliche Behandlung der Urethritis ersetzt generell keinen Arztbesuch. Es ist wichtig, dass der Patient den Ratschlägen des Arztes folgt, um Komplikationen durch Ausweitungen der Entzündung zu vermeiden.
Die wirksamste vorbeugende Maßnahme gegen die Urethritis ist der geschützte Geschlechtsverkehr. Durch Kondome lässt sich eine Übertragung von Erregern wie Chlamydien oder Gonokokken beim Geschlechtsverkehr effektiv unterbinden. Ferner sollten Unterkühlungen bestmöglich vermieden werden, da hierdurch das Risiko auf eine Harnröhreninfektion steigt. Nach dem Schwimmen sollte nasse Badekleidung schnellstmöglich gewechselt werden. Diese Maßnahme bezieht sich auch auf weitere Harnwegsinfektionen. Eine allzu übertriebene Genitalhygiene kann die Anfälligkeit auf Harnröhrenentzündungen steigern. Daher sollte die Genitalhygiene zwar regelmäßig und sorgfältig, jedoch nicht in einem überhöhten Ausmaß durchgeführt werden.
aktualisiert am 07.02.2023