Belastungsinkontinenz tritt nicht nur bei Frauen auf. Auch wenn Inkontinenz öfter bei Frauen als bei Männern auftritt, so ist sie auch beim Mann ein häufiges und ernstzunehmendes Problem. Gerade Männer schämen sich oftmals, mit diesem Problem zum Arzt zu gehen und sich behandeln zu lassen. Es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl der Betroffenen weit höher liegt, als bisher angenommen.
Die Ursachen für eine Inkontinenz beim Mann sind vielfältig, am häufigsten ist sie jedoch auf eine Veränderung der Prostata zurückzuführen. Durch eine Vergrößerung der Prostata kann diese auf die Harnröhre drücken und sie so komprimieren. Dadurch verbleibt häufig Restharn in der Blase, der Schließmuskel wird langfristig gedehnt und kann seine Funktion nicht mehr voll erfüllen. Aber auch eine vollständige oder teilweise Entfernung der Prostata, zum Beispiel bei Krebs, führt zu Blasenproblemen, da sich die Druckverhältnisse im Bereich der Harnröhre ändern.
Belastungsinkontinenz ist in den meisten Fällen gut behandelbar. Daher lohnt es sich, das Problem frühzeitig in Angriff zu nehmen, denn durch eine wiederhergestellte Verschlussfunktion der Harnröhre kann die Inkontinenz oft komplett behoben werden, was einen deutlichen Anstieg der Lebensqualität zur Folge hat. Inkontinenz schränkt die Betroffenen im Alltag stark ein, daher lohnt sich eine Behandlung in den meisten Fällen. Neben der Behandlung mit einfachen Maßnahmen wie Beckenbodentraining oder mit Medikamenten kann eine Operation in Frage kommen. Mehrere OP-Verfahren stehen bei der Belastungsinkontinenz des Mannes zur Verfügung.
Mit speziellen Nadeln werden unterschiedliche Substanzen in die Schleimhaut in der Umgebung des Schließmuskels der Harnröhre gespritzt. Dadurch wird diese aufgepolstert und der Druck auf die Harnröhre verstärkt. Verwendet werden zum Beispiel Teflon, Kollagen oder Silikon. Diese Materialien werden vom Körper gut vertragen, so dass nicht mit Abstoßungsreaktionen zu rechnen ist.
Zum Wasserlassen reicht der normale Blasendruck weiterhin aus, die Harnröhre kann jedoch besser abdichten. Dieses Verfahren ist minimal invasiv und hat wenig Nebenwirkungen. Leider werden die „Polster“ oft recht schnell vom Körper abgebaut, so dass Erfolge meistens von eher kurzer Dauer sind.
Analog zum als TVT-Band bekannten Operationsverfahren bei der Frau ist auch beim Mann der Einsatz von sogenannten Harnröhrenschlingen möglich. Hierbei wird ein kleines Band aus Polypropylen um die Harnröhre gelegt. Es verwächst mit dem Bindegewebe und unterstützt die Harnröhre bei Belastung. So wird der Druck unter Anstrengung erhöht und es tritt kein Urin mehr aus. Im Ruhezustand liegt das Band spannungsfrei und übt keinen Druck auf die Harnröhre aus.
In einer kurzen Operation werden zwei kleine, mit Kontrastmittel gefüllte Ballons beidseits neben der Harnröhre platziert. Die Füllung der Ballons kann der Schwere der Inkontinenz angepasst werden. Die Ballons üben Druck auf die Harnröhre aus und verbessern so die Schließfähigkeit. Dieses Verfahren wird bei stärkerer Inkontinenz angewendet, wenn der Einsatz eines Bandes keinen Erfolg mehr verspricht.
Bei schwerer Inkontinenz kann ein sogenannter künstlicher Schließmuskel eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um ein hydraulisches System, bei dem eine Manschette um die Harnröhre gelegt wird. Diese wird mit Hilfe einer Pumpe im Hodensack gefüllt und dichtet die Harnröhre ab. Zum Wasserlassen muss der Patient die Manschette manuell entleeren, so dass der Weg durch die Harnröhre wieder frei ist. Auch schwere Inkontinenz kann mit dieser Methode zu etwa 90 Prozent behoben werden. Die Belastung durch das manuelle Bedienen der Pumpe ist hierbei gewöhnungsbedürftig. Bei schwerer Inkontinenz stellt dieses Verfahren aber einen guten Weg zur Verbesserung der Lebensqualität dar.
aktualisiert am 31.05.2016