Das Handgelenk bildet die Verbindung zwischen Unterarm und Hand und ermöglicht viele wichtige Alltagsbewegungen. Genau genommen wird das Handgelenk aus zwei Gelenken gebildet: Da es zwei Reihen von Handwurzelknochen gibt, entsteht ein Gelenk zwischen dem Unterarm und der ersten Handwurzelreihe und ein Gelenk zwischen den beiden Reihen der Handwurzelknochen. Bei einer Handgelenksarthrose kommt es zu einem Verschleiß an den verschiedenen Gelenkflächen. Der Knorpel weist zunehmende Schäden auf. Dabei kann die Abnutzung sowohl am unteren Ende der Speiche (Radius) als auch an den unterschiedlichen Handwurzelknochen auftreten. Am häufigsten sind die Gelenkbereiche zwischen Speiche und Handwurzelknochen betroffen. Die Ursachen können vielfältig sein. Schlecht verheilte Brüche (Frakturen), anhaltende Belastungen oder entzündliche Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis sind häufige Auslöser.
Die Handgelenksarthrose schreitet in der Regel stetig voran. Wenn konservative (nichtoperative) Behandlungsmaßnahmen wie Physiotherapie und Ergotherapie (Therapie zur Besserung von Bewegungsabläufen) nicht ausreichen, kann es sinnvoll sein, das Handgelenk zu operieren.
Die Reihe Handwurzelknochen, die mit dem unteren Ende der Speiche in Verbindung steht, wird auch proximale Handwurzelreihe genannt. Sie besteht aus dem Kahnbein, dem Mondbein, dem Dreiecksbein und dem Erbsenbein. Dabei haben vor allem das Kahnbein und das Mondbein Kontakt zur Speiche. Am unteren Ende der Elle befindet sich eine Knorpelscheibe (Diskus), die ebenfalls in Kontakt mit der proximalen Handwurzelreihe steht. An die proximale Handwurzelreihe schließt sich eine weitere Reihe, die distale Handwurzelreihe, an. Die Knochen dieser Reihe sind das große Vieleck, das kleine Vieleck, das Kopfbein und das Hakenbein.
In manchen Fällen kann keine eindeutige Ursache für die Entstehung einer Handgelenksarthrose nachgewiesen werden. Oft gibt es jedoch einen erkennbaren Auslöser. Häufige Ursachen sind:
Die Ursachen einer Handgelenksarthrose können somit vielfältig sein. Manchmal kommen bei der Entstehung eines Gelenkverschleißes auch mehrere Faktoren zusammen.
Die Beschwerden bei einer Arthrose entwickeln sich normalerweise langsam zunehmend. Zunächst treten Schmerzen nur unter Belastung auf, später auch in Ruhe oder nachts. Zusätzlich kommt es zu Bewegungseinschränkungen im Handgelenk und oft auch zu Beeinträchtigungen der Unterarmdrehfähigkeit. Diese Einschränkungen können bis zur Versteifung des Gelenkes reichen. Im Rahmen einer Arthrose gibt es immer wieder Phasen von akuten Entzündungen (sogenannte aktivierte Arthrose). Diese machen sich durch Rötung, Überwärmung und Schwellung des Handgelenkes bemerkbar. Bei fortgeschrittener Handgelenksarthrose kommt es auch zu Deformierungen und Fehlstellungen am Handgelenk.
Zunächst lässt sich der Arzt im Gespräch (Anamnese) die Beschwerden schildern. Im Sichtbefund können Schwellungen, eine Rötung oder Formveränderungen des Handgelenkes auffallen. Die Funktionsprüfung gibt Auskunft über vorhandene Bewegungseinschränkungen in den unterschiedlichen Gelenkanteilen. In der Regel lässt sich die Diagnose im Röntgenbild eindeutig stellen.
Bei speziellen Fragestellungen wie Durchblutungsstörungen einzelner Knochen oder möglichen Bandverletzungen kann eine zusätzliche Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) sinnvoll sein. Zum Nachweis einer zugrundeliegenden Erkrankung wie Rheuma eignet sich eine Blutuntersuchung. In seltenen Fällen wird auch eine diagnostische Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Im Frühstadium der Erkrankung kann eine Ultraschalldiagnostik (Sonografie) wertvolle Hinweise auf eine beginnende Arthrose liefern. Sie zeigt entzündliche Veränderungen wie Schwellungen an, bevor diese im Röntgenbild sichtbar werden.
Verschiedene Erkrankungen oder Verletzungen können ähnliche Beschwerden wie die Handgelenksarthrose auslösen und sollten ausgeschlossen werden. Hierzu zählen die Arthrose des Daumensattelgelenkes (Rhizarthrose), Bandverletzungen zwischen Kahn- und Mondbein (Verletzung des SL-Bandes), handgelenksnahe Brüche der Unterarmknochen, Sehnenentzündungen oder Sehnenscheidenentzündungen, Infektionen sowie rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis.
Bei der Therapie der Handgelenksarthrose wird zwischen konservativen Maßnahmen (Vorgehensweise ohne Operation) und operativen Maßnahmen unterschieden. Zu den konservativen Möglichkeiten zählen:
Wenn konservative Maßnahmen nicht oder nicht mehr ausreichen, kann operiert werden. Mögliche operative Maßnahmen sind:
Welches operative Verfahren im Einzelfall am besten geeignet ist, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dies ist abhängig vom Ausmaß und der Ursache der Handgelenksarthrose sowie von den Anforderungen, denen das Handgelenk im Alltag standhalten muss.
Betroffene können einiges tun, um das Handgelenk zu entlasten und die Beweglichkeit und die Kraft zu erhalten. Schwere Dinge wie Aktenordner, Einkäufe und Ähnliches sollten nicht mit den Händen getragen, sondern besser in einem Rucksack oder Trolley transportiert werden. Verschiedene Übungen helfen, die Beweglichkeit von Unterarm und Hand zu erhalten. Hierzu zählen:
Zum Erhalt der Kraft sollte ein Übungsprogramm unter Anleitung eines Therapeuten eingeübt werden. Als Gewichte zum Üben reichen häufig kleine gefüllte Wasserflaschen aus.
Durch das Vermeiden von Über- und Fehlbelastungen im Alltag und im Beruf kann einer Handgelenksarthrose vorgebeugt werden. Handgelenksverletzungen wie Brüche oder Bänderrisse sollten fachkundig versorgt werden und ausreichend Zeit zur Heilung bekommen. Bei Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Gicht oder rheumatoider Arthritis ist es wichtig, dass diese medikamentös gut eingestellt sind. Kräftigungsübungen für die Unterarm-, Hand- und Fingermuskulatur sind gerade für Handgelenke, die im Alltag stärker belastet werden, eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung eines Gelenkverschleißes. Eine ausreichende Versorgung des Körpers mit wichtigen Nährstoffen und Mineralien über eine gesunde Ernährung oder eventuell durch Nahrungsergänzungsmittel trägt ebenfalls zur Gesundheit von Knochen und Knorpel bei.
Die Arthrose im Handgelenk schreitet meist langsam voran. Die Prognose ist vom Ausmaß der Arthrose und von den durchgeführten Therapiemaßnahmen abhängig. Zu Beginn helfen Ergotherapie, Physiotherapie und physikalische Anwendungen wie Wärme oder Kälte oft gut, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten. Damit kann oft über eine lange Zeit ein Zustand ohne oder mit geringen Beschwerden erhalten werden. Mit Fortschreiten der Arthrose kommen diese Therapiemaßnahmen oft an ihre Grenzen. Eine Denervation führt beim Großteil der Patienten dazu, dass sie für mehrere Jahre deutlich weniger oder keine Schmerzen mehr haben. Teilversteifungen führen ebenfalls häufig zu einer deutlichen Schmerzlinderung bei bestmöglichem Funktionserhalt der Hand. Vollständige Versteifungen bringen oft Schmerzfreiheit. Sie sind aber mit einer deutlichen Einschränkung der Beweglichkeit verbunden, weil Handgelenks- und Unterarmdrehbewegungen nicht mehr möglich sind. Erhalten bleibt allerdings die Funktion von Fingern und Daumen. Die Ergebnisse nach Ersatz des Handgelenkes durch eine Prothese sind bezüglich Schmerzreduktion und Beweglichkeit oft zufriedenstellend für den Patienten. Großen Belastungen sollte ein künstliches Handgelenk allerdings nicht ausgesetzt werden. Das Implantat könnte sich lockern und eine weitere Operation kann erforderlich werden.
Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg – Arthrosen der Handwurzel und des Handgelenkes: https://www.d-k-h.de/leistungsspektrum/fachabteilungen/klinik-fuer-handchirurgie/art-handgelenksarthrose (online, letzter Abruf: 15.12.2022)
Universitätsklinikum Gießen und Marburg – Handgelenksarthrose: https://www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_uch/PDF/Flyer_Handgelenksarthrose.pdf (online, letzter Abruf: 15.12.2022)
Thieme via medici – Handgelenke: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/554586/529603/handgelenke (online, letzter Abruf: 15.12.2022)
aktualisiert am 15.12.2022