Bei einer Handgelenksversteifung (Arthrodese) werden mehrere Knochen am Handgelenk stabil miteinander verbunden. Das Ziel ist, dass dort keine Bewegung mehr stattfinden kann. Dadurch können Schmerzen reduziert und die Stabilität und Kraft der Hand verbessert werden. Bei den unterschiedlichen Verfahren zur Handgelenksversteifung unterscheidet man zwischen vollständiger und teilweiser Versteifung.
Als Folge von Unfällen, Brüchen (Frakturen), Rheuma oder verschleißbedingten Veränderungen (Arthrose) kann es zu starken Veränderungen am Gelenkknorpel und an den Knochen kommen, die das Handgelenk bilden. Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Deformierungen, Kraftverlust und Instabilitätsgefühl sind häufige Beschwerden. Auch das Absterben einzelner Knochen der Handwurzel (Kahnbein oder Mondbein), beispielsweise nach Frakturen, kann eine operative Versteifung notwendig machen. Wenn durch konservative Maßnahmen (ohne Operation) keine Besserung erreicht werden kann, kommt eine Versteifung des Handgelenkes in Frage. Dabei geht je nach Operationstechnik ein kleinerer oder größerer Teil des Bewegungsausmaßes verloren. Der positive Effekt dieser Operationen ist die deutliche Reduzierung von Schmerzen und das Wiedererlangen von Kraft und Stabilität. Dadurch kann die betreffende Hand im Alltag wieder besser genutzt werden.
Um die einzelnen Operationsverfahren verstehen zu können, ist ein Verständnis vom Aufbau des Handgelenkes notwendig. Einige Methoden benennen die Knochen, die miteinander verbunden werden. Das Handgelenk setzt sich aus zwei Gelenken zusammen:
Über das Radiokarpalgelenk sind Elle und Speiche mit der körpernahen Reihe der Handwurzelknochen verbunden. Zu dieser Reihe zählen:
Das Mediokarpalgelenk verbindet diese erste Reihe der Handwurzelknochen mit der zweiten Reihe. In der zweiten Reihe befinden sich:
Die Methode der Plattenarthrodese wird angewendet, wenn teilweise Versteifungen nicht erfolgversprechend erscheinen. Bei einer vollständigen Arthrodese wurden ursprünglich die Speiche, die Handwurzelknochen und der dritte Mittelhandknochen (Mittelfinger) über eine Platte und Schrauben so miteinander verbunden, dass in diesem Bereich keine Bewegung mehr stattfinden kann. Neuere Plattensysteme erlauben es, für eine hinreichende Versteifung nur noch die Speiche mit den beiden Handwurzelreihen zu verbinden. Somit bleibt die Mittelhand unberührt von der Operation. Die Elle wird absichtlich nicht in die Versteifungsoperation mit einbezogen. Dadurch bleibt die Unterarmdrehung in beide Richtungen erhalten. Dies ist für die Alltagsbewegungen von entscheidender Bedeutung. Mit der vollständigen Handgelenksversteifung sind die größten Bewegungseinschränkungen verbunden. Das Handgelenk selbst kann in keine Richtung mehr bewegt werden. Der Unterarm und die Finger bleiben aber frei beweglich.
Bei dieser Form der Arthrodese wird das Handgelenk mit Hilfe eines Stabes versteift. Auf diesem Stab werden die Knochen wie nacheinander „aufgereiht“. Die Mannerfelt-Arthrodese kommt zur Anwendung, wenn eine Versteifung mit Hilfe von Platten und Schrauben nicht möglich ist. Gerade bei Menschen mit rheumatoider Arthritis sind die Knochen oft so weich, dass Schrauben und Platten nicht stabil verankert werden können. In diesen Fällen bietet sich die Mannerfelt-Arthrodese an.
Bei dieser Methode werden die Speiche, das Kahnbein und das Mondbein miteinander verbunden. Hierfür kommen sogenannte Kirschner-Drähte, Schrauben oder auch winkelstabile Platten in Frage. Bei diesem Verfahren bleibt die Beweglichkeit im Mediokarpalgelenk (Gelenk zwischen den Handwurzelknochenreihen) vollständig erhalten. Die radioscapholunäre Fusion kommt häufig zur Anwendung, wenn nach einem Bruch der Speiche am unteren Ende (distale Radiusfraktur) eine Arthrose nur zwischen Speiche, Kahnbein und Mondbein auftritt.
Bei der mediokarpalen Teilversteifung wird zunächst das Kahnbein entfernt. Danach werden das Mondbein, das Dreiecksbein, das Kopfbein und das Hakenbein miteinander verbunden. Dies kann über Kirschner-Drähte oder Platten mit Schrauben erfolgen. Da diese vier Knochen sich mit jeweils einer Ecke in einem Mittelpunkt treffen, wird die Operation auch Four Corner Fusion genannt. Diese Methode kommt zur Anwendung, wenn das Kahnbein nach einer Fraktur nicht wieder zusammengeheilt ist und dort ein Falschgelenk (Pseudarthrose) entstanden ist.
Diese Methode verbindet die Speiche und das Mondbein mit Hilfe von Schrauben miteinander. Zum Einsatz kommt sie vor allem bei Patienten, deren Handgelenk durch rheumatoide Arthritis geschädigt und instabil geworden ist.
Diese Form der Versteifung verbindet die beiden Handwurzelreihen miteinander. Dabei wird das Mondbein manchmal in die Versteifung mit eingeschlossen und manchmal nicht. Versteift wird mit Hilfe von Schrauben oder Platten. Vor allem Verschleißerscheinungen, die nur im Gelenk zwischen den beiden Reihen (Mediokarpalgelenk) stattfinden, sind für diese Methode geeignet.
Nach einem Riss der stabilisierenden Bänder zwischen Kahn- und Mondbein kann es zu einer Instabilität in diesem Bereich kommen. Auch dann bietet sich diese Operationsmethode (in diesem Fall die Fusion aller drei Knochen) an.
Bei diesem Verfahren werden Kahnbein, großes und kleines Vieleckbein miteinander verblockt. Dies kann mittels Drähten oder einer Platte mit Schrauben erfolgen. Diese Methode eignet sich, wenn der Verschleiß nur zwischen den drei genannten Knochen stattfindet und alle anderen Gelenkflächen noch weitgehend intakt sind.
Bei dieser Operation wird das körperferne Gelenk zwischen Elle und Speiche mit Hilfe von Schrauben versteift. Gleichzeitig wird etwas entfernt von der Versteifung ein kleiner Teil der Elle herausgetrennt, damit Drehbewegungen des Unterarmes weiterhin möglich sind. Dieses Verfahren eignet sich vor allem bei schmerzhaften Arthrosen im distalen Radioulnargelenk (körperfernen Gelenk zwischen Elle und Speiche).
Kirschner-Drähte werden in aller Regel entfernt. Bei allen anderen Implantaten hängt die Entscheidung für oder gegen eine Metallentfernung von unterschiedlichen Faktoren ab. Wenn die Platte oder die Schrauben nicht stören, verbleiben sie oft im Körper. Auch wenn unklar ist, wie stabil die Versteifung ohne das Metall ist, wird es eher nicht entfernt. Das Alter des Patienten, etwaige Lockerungen von Implantaten oder allergische Reaktionen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Frage, ob das Metall im Körper verbleiben kann oder besser wieder entfernt werden sollte.
Immanuel Krankenhaus Berlin – Versteifungsoperationen: https://berlin.immanuel.de/abteilungen/orthopaedie-obere-extremitaet-hand-und-mikrochirurgie/leistungen/hand/therapiemoeglichkeiten/versteifungsoperationen/ (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Immanuel Krankenhaus Berlin – Chamay Arthrodese: https://berlin.immanuel.de/abteilungen/orthopaedie-obere-extremitaet-hand-und-mikrochirurgie/leistungen/hand/therapiemoeglichkeiten/chamay-arthrodese/ (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Healthline, Kirsten Nunez – All About Wrist Fusion Surgery: https://www.healthline.com/health/wrist-fusion (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
NCBI, Andreea Jimenez; Prashanth Anand – Wrist Arthrodesis: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK556015/ (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
FIMB (Freies Institut für medizinische Begutachtungen), H.-T. Klemm; V. Wittchen; W. Willauschus; R. A. Fuhrmann; B. Hohendorff – Gelenkversteifung in gebrauchsgünstiger Stellung: https://www.fimb.de/upload/pdfs/Gelenkversteifung-Autorenkopie.pdf (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC), Dr. med. Karsten Becker; Dr. Harald Königsberger; Dr. Tobias Senn; Dr. Michael Wittemann – Arthrodesen in der Hand: Neue Therapieverfahren: https://www.bdc.de/arthrodesen-in-der-hand-neue-therapieverfahren/ (online, letzter Abruf: 06.04.2022)
Springer Link, Karl-Josef Prommersberger; Kirstin Beyermann; Ulrich Lanz – Die radioscapholunäre Fusion des Handgelenkes: https://link.springer.com/article/10.1007/s00064-003-1089-0 (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Springer Link, H. Krimmer – Teil- und Totalarthrodesen am Handgelenk: https://link.springer.com/article/10.1007/s10039-013-2047-1 (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
aktualisiert am 06.05.2022